Leitl sieht ermutigendes Signal – 14.798 Neugründer wagten im 1. Halbjahr 2013 trotz fordernder
Zeiten Schritt in Selbständigkeit - Frauenanteil mit 43,1 Prozent auf Rekordhöhe
Wien (pwk) - Die Präsentation der Halbjahreszahlen der Unternehmensgründungen 2013 nahm WKÖ-Präsident
Christoph Leitl zum Anlass, das erste Halbjahr 2013 für die österreichische Wirtschaft zu bilanzieren.
Neben einigen Frusterlebnissen, wie der gedrückten Stimmung durch die verhaltenen Prognosen, der falsch laufenden
Diskussion um das Lehrerdienstrecht oder der Tatsache, dass Österreich in den internationalen Rankings im
Vergleich zu anderen europäischen Ländern zurückgefallen ist, gebe es auch erfreuliche "Lusterlebnisse":
"Wir halten auch in den momentan fordernden Zeiten einen Beschäftigungsrekord und sind damit Nummer eins
in der EU. Unser Team Austria konnte bei der Berufs-WM WorldSkills Anfang Juli in Leipzig einen fulminanten Erfolg
einfahren und Platz eins unter allen EU-Nationen belegen. Zudem verzeichnen wir aktuell mit 463.000 aktiven Wirtschaftskammer-Mitgliedern
einen Rekord." Ein Erfolg, zu dem die heimischen Gründer einen wesentlichen Beitrag geleistet haben,
so Leitl. Denn von Jänner bis Juni 2013 wagten - ohne den Berufszweig der selbständigen Personenbetreuer
- 14.798 Neugründer den Schritt in die Selbständigkeit, was ein Plus von 2,3 Prozent und 398 Gründungen
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet.
114 Neugründungen pro Tag - Deutschland verzeichnet klares Minus bei Gründungen Mit 114 Gründungen
pro Tag im ersten Halbjahr 2013 (26 Wochen, 5 Werktage) kurbeln die Unternehmensgründer den Wettbewerb und
das Wirtschaftswachstum an, was gerade jetzt ein unschätzbar wichtiger Impuls und ein ermutigendes Signal
sei, zeigt sich der WKÖ-Präsident überzeugt: "Alleine durch die Gründungstätigkeit
in zwei Wochen wurde damit das an Arbeitsplätzen geschaffen, was durch die Alpine-Pleite verloren gegangen
ist." Wie herausragend diese Zahlen sind, bestätigt auch ein Blick zu unserem wichtigsten Handelspartner
und Nachbarn Deutschland, berichtete Elisabeth Zehetner, Bundesgeschäftsführerin der Jungen Wirtschaft.
Das deutsche Statistikamt Destatis weist für das erste Quartal 2013 einen Rückgang der Neugründungen
um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf.
Hauptmotiv für Selbständigkeit: Zeit- und Leben flexibler gestalten Im Spartenvergleich dominierte in
den ersten sechs Monaten 2013 das Gewerbe mit einem Anteil von 39,4 Prozent bzw. 5.830 Gründungen, gefolgt
vom Handel mit 24,7 Prozent bzw. 3.657 Gründungen und Information und Consulting mit 21,8 Prozent bzw. 3.224
Gründungen. Als wichtigstes Motiv für die Gründung eines Unternehmens geben 64 Prozent aller Befragten
an in ihrer Zeit- und Lebensgestaltung flexibler sein zu wollen. 61,5 Prozent wollen die Verantwortung, die sie
als Angestellte zu tragen hatten, im eigenen Unternehmen einbringen und für 59 Prozent war es ausschlaggebend,
"der eigene Chef" sein zu können. Rund 6 Prozent aller Neugründungen erfolgen aus der Arbeitslosigkeit
heraus. Was das Alter betrifft, ist die Mehrheit der Neugründer zwischen 30 und 40 Jahre alt.
Frauenanteil auf Rekordhöhe: 43,1 Prozent "Es freut mich besonders, dass der Frauenanteil bei den Unternehmensgründungen
mit 43,1 Prozent so hoch ist wie noch nie zuvor. Hier machen sich die vielen flankierenden Maßnahmen, die
wir gesetzt haben, wie etwa die Betriebshilfe oder die Erhöhung des Wochengeldes für Unternehmerinnen,
deutlich bezahlt", unterstrich der WKÖ-Präsident.
Dass die GmbH-Reform, eine jahrelange Forderung der Wirtschaft, mit 1. Juli dieses Jahres endlich in Kraft ist,
war, so Leitl, "höchste Eisenbahn". Denn bei der Betrachtung der Neugründungen nach Rechtsformen
zeigt sich, dem langen Trend entsprechend, auch im ersten Halbjahr 2013 ein Rückgang bei den Gründungen
der GmbHs auf 9,9 Prozent. An erster Stelle stehen hier weiterhin die nicht eingetragenen Einzelunternehmen mit
einem Anteil von rund 79 Prozent aller Gründungen.
"All-Time-High" bei Betriebsübernahmen Als weiteren Impuls für die Stärkung der Wirtschaft
und Beschäftigung bezeichnete Leitl das "All-Time-High" bei den Betriebsübernahmen. 2012 wurden
6.857 Betriebe übernommen, was einen Zuwachs von 2,3 Prozent zum Jahr davor bedeutet (2011: 6.700). Dies sei
nicht zuletzt einer Novelle zum Anlagenrecht, die bürokratische Hürden beseitigt, zu verdanken, erklärten
Leitl und Zehetner, die sich aber für weitere Entlastungen bei Unternehmensübertragungen, wie etwa die
Ausweitung des Neugründungs-Förderungsgesetzes auf zusätzlich eingestellte Mitarbeiter bei Übernahmen
von KMU, einsetzen. Laut Zehetner stehen in den kommenden 10 Jahren rund 55.000 Unternehmensübergaben an.
Verbesserungen beim Crowdfunding umsetzen Auch wenn mit der Anhebung der Prospektpflichtgrenze ein erster Schritt
für verbesserte Rahmenbedingungen beim Crowdfunding gelungen ist, müssten in der kommenden Legislaturperiode
dringend weitere Punkte umgesetzt werden, um auch für kleine und Kleinstunternehmer den Weg zum Kapitalmarkt
zu öffnen, forderte Leitl.
Viel erreicht bei sozialer Absicherung Selbständiger - weitere Schritte notwendig Auch bei der sozialen Absicherung
Selbständiger sei im vergangenen Jahr vieles auf Schiene gebracht worden, sprach Leitl die Schaffung eines
Anspruchs auf Krankengeldes für Unternehmer bei lang andauernder Krankheit, die Verdoppelung des Wochengeldes
auf 50 Euro pro Tag oder die Deckelung des Selbstbehaltes mit 5 Prozent des Einkommens an. Ab 1. Juli konnten etwa
mit dem Entfall der Beitragsleistung in der Krankenversicherung während des Bezugs von Wochengeld bei Ruhendmeldung
bzw. Unterbrechung der Erwerbstätigkeit oder der deutlichen Zahlungserleichterung von Sozialversicherungsbeiträgen
für Jungunternehmer weitere wesentliche Erleichterungen in die Praxis umgesetzt werden. Zudem können
ab 1.1.2014 EPU und Kleinstunternehmen eine Überbrückungshilfe in Form von Zuschüssen zu Kranken-
und Pensionsversicherungsbeiträgen erhalten. Und gewerbliche Pensionsbezieher können von Zusatzbeiträgen
zur Selbständigenvorsorge befreit werden. "Wir setzen uns zudem für mehr Rechtssicherheit für
Selbständige ein und fordern eine Anhebung der Grenze für geringfügige Wirtschaftsgüter von
aktuell 400 auf 1.000 Euro", betonte Leitl: "Das sind viele kleine Mosaiksteine, mit denen wir diejenigen,
die gründen und übernehmen unterstützen. Denn sie sind es, die in Zeiten der Unsicherheit durch
ihr Engagement und ihren Mut für eine Aufhellung der Stimmungslage sorgen."
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