2012 wurde mit einem Einnahmenplus von 2,4 Prozent nominell das Vorkrisenniveau auf 22,3 Milliarden
Euro wieder erreicht
Wien (bank austria) - Österreichs Tourismus feierte 2012 zwar weitere Gästerekorde, verbuchte
aber ein schwaches Wirtschaftsjahr. Die Sektoreinnahmen sind nominell um 2,4 Prozent gestiegen, preisbereinigt
blieb lediglich ein Plus von 0,2 Prozent, wie der aktuelle Branchenbericht der Bank Austria Ökonomen zeigt.
„Auch wenn der Tourismus mit Gesamteinnahmen von 22,3 Milliarden Euro 2012 den massiven Rückschlag 2009 in
nominellen Werten wieder ausgleichen konnte, ist die wirtschaftliche Lage der Branche noch angespannt. Die stark
gestiegenen Gästezahlen der letzten drei Jahre brachten der Branche preisbereinigt keine Mehreinnahmen worunter
letztendlich die Erträge gelitten haben“, analysiert Bank Austria Ökonom Günter Wolf.
Erst 2014 stärkere Einnahmenzuwächse erwartet
Die Tourismusbilanz wird 2013 schlechter ausfallen. Voraussichtlich kann die Branche im Gesamtjahr mit einer stabilen
Gästezahl aber nur mit einer schwachen Einnahmenentwicklung rechnen. Preisbereinigt werden die Tourismuseinnahmen
sogar leicht sinken. Erst 2014 wird Österreichs Tourismus parallel zu den steigenden Einkommen und der Reiselust
der Bevölkerung in wichtigen Zielmärkten wieder stärkere Einnahmenzuwächse verbuchen. Noch
bremst die anhaltend schwache Wirtschaftsentwicklung die Tourismuskonjunktur. Zwar gab es in der letzten Wintersaison
2012/2013 wieder einen Nachfragerekord – allerdings füllte dieser die Kassen der Tourismusbetriebe nicht stärker.
Das Übernachtungsplus von zwei Prozent im Winter brachte lediglich um knapp zwei Prozent höhere nominelle
Einnahmen. Aufgrund des relativ stark gestiegenen Preisniveaus sind die Einnahmen preisbereinigt sogar um ein halbes
Prozent gesunken. In der laufenden Sommersaison waren bisher sowohl die Übernachtungen als auch die nominellen
Einnahmen leicht rückläufig.
Mehr Gäste, die kürzer bleiben und weniger ausgeben
Bank Austria Volkswirt Günter Wolf: „Die Zahl der Österreichbesucher wächst zwar, im langfristigen
Vergleich aber zunehmend langsamer und die Gäste bleiben kürzer. Aufgrund dessen konnte der Rekord von
mehr als 130 Millionen Übernachtungen Anfang der 90er Jahre erst wieder 2012 erreicht werden. Entscheidend
für die Betriebe ist letztendlich, dass die Gäste in den letzten Jahren auch immer weniger ausgegeben
haben, sparsamer wurden.“ Die nominellen Tourismuseinnahmen sind pro Gast von durchschnittlich 671 Euro 2008 auf
618 Euro 2012 gesunken.
Österreich-Tourismus auf Platz 3 im World Economic Forum Ranking
Mit der laufenden Verbesserung der Angebotsqualität und des Preis-Leistungsverhältnisses der Tourismusdestination
Österreich konnten immer wieder neue Gästesegmente angesprochen und Nachfrageausfälle kompensiert
werden. Erfolge, die auch der dritte Platz im aktuellen Tourismus-Wettbewerbsstärke-Ranking des World Economic
Forums hinter der Schweiz und Deutschland anschaulich dokumentiert. Das World Travel & Tourism Council erwartet,
dass der Anteil Österreichs an den internationalen Touristenankünften in Europa von derzeit 4,6 Prozent
in den nächsten zehn Jahren auf unter 4 Prozent sinkt. Dennoch ist die Gefahr gering, dass der heimische Tourismus
den Anschluss an die internationale Entwicklung verliert. Der Sektor leidet weniger am Verlust seiner internationalen
Konkurrenzfähigkeit, sondern viel mehr an der wachsenden Zahl neuer Konkurrenten vor allem als Folge der Öffnung
neuer Märkte und der billigen Flüge
Ertragslage unter Druck
Die Aufwertung der Angebotsqualität sorgte für höhere Auslastungszahlen und lange Zeit auch
für steigende Einnahmen, aber nicht immer für höhere Erträge. In den letzten Jahren konnten
die Beherbergungsbetriebe ihre die Kostensteigerungen kaum noch auffangen. Die Auswertungen der österreichischen
Hoteltreuhand zeigen, dass der operative Gewinn in Relation zum Umsatz im langfristigen Vergleich in allen Segmenten
schwächer wurde, vor allem aber bei den 3-Stern-Betrieben.
Die Erträge der Tourismusbetriebe sind in vielen Fällen zu niedrig, um die Finanzierung des erforderlichen
Investitionsniveaus zu stützen. „“Stellt man das aktuell tiefe Zinsniveau in Rechnung und die Tatsache, dass
das Beherbergungsgewerbe in naher Zukunft wieder mehr investieren muss, werden sich in künftigen Perioden
mit steigenden Zinsen die Finanzierungsschwierigkeiten der Branche verschärfen. Damit werden auch die Themen
zu niedriger Angebotspreise und weiterer Kapazitätsreduktionen wahrscheinlich wieder an Brisanz gewinnen“,
fasst Wolf zusammen.
|