Etwas mehr Zuversicht der Direktinvestoren für das
nächste halbe Geschäftsjahr in MOE, Trend einer moderaten konjunkturellen Entwicklung hält an.
Wien (ökb) - Die Juli-Erhebung zum OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE) zeigt eine
leichte Stimmungsaufhellung bei den Direktinvestoren für die Region: Der Indexwert des Geschäftsklimas
(2007=100) steigt im Juli auf 82,6 nach 81,8 im April: Die Unternehmen bewerten dabei die aktuelle Geschäftslage
ihrer MOE-Beteiligungen geringfügig besser und blicken zudem etwas positiver auf die kommenden sechs Monate.
So erreicht der Index der Aktuellen Geschäftslage im Juli einen Wert von 82,1 gegenüber 81,7 im April,
der Index der Geschäftserwartungen steigt auf 83,3 im Vergleich zu 82,1. Insgesamt dürfte sich damit
der Trend einer moderaten Wirtschafts- und Geschäftsentwicklung in Mittelosteuropa im zweiten Halbjahr 2013
fortsetzen.
Für Russland und Polen ist die Stimmung der Direktinvestoren hinsichtlich der Geschäftsperformance ihrer
Beteiligungen vergleichsweise am besten. Slowenien und Ungarn werden hingegen nach wie vor in der Krise gesehen.
Mit Ausnahme des Bauwesens und der Energie- und Wasserversorgungswirtschaft signalisieren die Branchen durchgängig
eine relativ hohe Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftssituation. Beim Ausblick auf die kommenden sechs
Monate gibt sich insbesondere der Finanzdienstleistungssektor zurückhaltend, vor allem die Versicherungswirtschaft
verliert im Vergleich zum April deutlich an Optimismus. Die Einschätzungen und Erwartungen, welche die Research
Services der Oesterreichischen Kontrollbank quartalsweise erhebt und zu einzelnen Frühindikatoren verdichtet,
basieren auf Befragungen von rund 400 Headquarters, die von Österreich aus circa 1.500 MOE-Beteiligungen steuern.
MOE als Standort-Region: Derzeit kein offensiver Ausbau geplant
Befragt nach der Anzahl der geplanten Neuinvestitionsprojekte geben die Befragungsteilnehmer im Juli insgesamt
21 Projekte an, mit denen sie in neue Märkte in MOE eintreten wollen. Seit Erhebungsbeginn Anfang 2007 ist
dies die geringste Projektzahl. Dies zeigt zum einen, dass die Region bereits weitgehend erschlossen ist, zum anderen
könnte dies durchaus auch auf die mittlerweile abgekühlte Osteuphorie hindeuten.
Auch in Bezug auf den Ausbau bestehender Beteiligungen stehen die Zeichen eher auf Konsolidierung als auf Expansion.
Der Index der Erweiterungsinvestitionen steigt leicht auf einen Wert von 86,4 gegenüber 84,7 im April. Allerdings
sind in den einzelnen Ländern und Branchen die jeweiligen Investitionsstrategien sehr unterschiedlich ausgeprägt:
Während etwa die Versicherungen - trotz der gedämpften Geschäftserwartungen für die nächsten
sechs Monate - im kommenden Jahr ihre Präsenz verstärken wollen, signalisiert die Energie- und Wasserversorgungswirtschaft
einen Rückzug aus der Region. So ist seit Jahresbeginn der Index der Erweiterungsinvestitionen für diese
Branche um 5,3 Punkte eingebrochen.
Auch regional divergieren die Expansionspläne der Direktinvestoren: Während für die Beteiligungen
in Russland und Polen Ausbauten ins Auge gefasst werden, soll die Präsenz in Slowenien und Bulgarien insgesamt
etwas zurückgefahren werden.
Kroatien profitiert vom EU-Beitritt
Der Beitritt Kroatiens zur Europäischen Union am 1. Juli 2013 hat laut Einschätzung der Direktinvestoren
eindeutig positive Auswirkungen. Zum ersten Mal seit Erhebungsbeginn 2007 führt das Land im Juli das Ranking
hinsichtlich Konjunktur- und Geschäftserwartungen an, d.h. in keinem anderen, im Detail analysierten MOEL
sind die Einschätzungen der künftigen Konjunktur- und Geschäftsentwicklung derartig positiv.
Konkret gehen 38 % der Meldungen von einer wirtschaftlichen Erholung in den kommenden zwölf Monaten aus, die
Prognosen auf Unternehmensebene sehen bei 40 % der Beteiligungen eine dynamischere Geschäftsperformance im
nächsten halben Jahr. Zugleich gehen die Meldungen eindeutig in Richtung Verstärkung der Präsenz
vor Ort: Knapp ein Fünftel aller Neuinvestitionsprojekte soll in den kommenden zwölf Monaten allein in
Kroatien realisiert werden.
Versicherungen: Gute Geschäftsentwicklung wird sich abschwächen
Im Juli melden die Versicherungen von allen zehn Branchen die beste aktuelle Geschäftslage, die Beurteilungen
sind im Juli sogar noch positiver als im April. Konkret wird für 46 % der Versicherungstöchter in Mittelosteuropa
eine gute Performance bescheinigt. Diese Entwicklung lässt sich aber nach Einschätzung der befragten
Headquarter im zweiten Halbjahr nicht aufrechterhalten: Die Geschäftserwartungen werden deutlich zurückgeschraubt,
der entsprechende Index zeigt im Vergleich zum April einen Rückgang um 5,5 Punkte. Damit ist für die
Versicherungswirtschaft von einer Abschwächung der Geschäftsdynamik im zweiten Halbjahr 2013 auszugehen.
Dennoch arbeitet der Sektor am Ausbau seiner MOE-Präsenz: 17 % der bestehenden Beteiligungen sollen in den
kommenden zwölf Monaten vergrößert werden, während kein einziger Abbau geplant ist.
Insgesamt zeigen sich also die Versicherungen im Rahmen ihrer Investitionsstrategie offensiv, während im Vergleich
dazu die Banken bei ihrer Standortpolitik sehr zurückhaltend agieren. Das Geschäftsklima im Bankensektor
ist im Juli zwar positiv, die Stimmung der Direktinvestoren ist für diese Branche jedoch nicht so gut wie
für die Versicherungswirtschaft.
Der OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE) basiert auf vierteljährlichen Primärerhebungen
unter rund 400 Entscheidungsträgern von MOE-Headquarters mit Sitz in Österreich, die zu rund 1.500 ihrer
Unternehmensbeteiligungen in Mittelosteuropa befragt werden. Erhoben werden die Einschätzungen der Direktinvestoren
zur Aktuellen Geschäftslage sowie deren Erwartungen hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den Unternehmensbeteiligungen
vor Ort (Geschäftsklima), Expansions- und Investitionsstrategien der Unternehmen in MOE, Beurteilungen der
Standortqualität Österreichs als Brückenkopf für das Mittelosteuropa-Geschäft und schließlich
Einschätzungen zur allgemeinen Wirtschaftsentwicklung in der Region.
Der OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa bietet differenzierte Analysen nach Ländern, Branchen und
Unternehmensgrößen. Als Ergebnis stehen der Wirtschaft Frühindikatoren zur Verfügung, die
praxisnahe Aussagen und Prognosen unter anderem über den Geschäftserfolg von Direktinvestoren in einzelnen
Ländern Mittelosteuropas und in der Gesamtregion ermöglichen.
Die Oesterreichische Kontrollbank Aktiengesellschaft (OeKB) ist Österreichs zentraler Finanz- und Informationsdienstleister
für Exportwirtschaft und Kapitalmarkt. Ihre speziellen Services stärken den Standort Österreich
und unterstützen die Wirtschaft im globalen Wettbewerb. Die vielfältigen Dienstleistungen stehen Unternehmen
und Finanzinstitutionen sowie Einrichtungen der Republik Österreich zur Verfügung.
Die OeKB handelt sektorübergreifend, zentral, neutral und in Übereinstimmung mit ihrer Nachhaltigkeitspolitik.
Das 1946 gegründete Spezialinstitut steht im Eigentum österreichischer Banken.
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