Wirtschaftsagentur Wien präsentiert erste datenbasierte Analyse zu Wiener Unternehmerinnen
und Unternehmern mit Migrationshintergrund
Wien (rk) - Kleine migrantische Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern leisten einen
maßgeblichen Beitrag für den Wirtschaftsstandort. Das geht aus der neuen Studie zu „ Ethnischen Ökonomien“
hervor, die die Wirtschaftsagentur Wien in Auftrag gegeben hat. Im Jahr 2011 beschäftigten sie rund 20.000
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erwirtschafteten rund 640 Millionen Euro. Inklusive der Einpersonenunternehmen
(EPU) sind das in Summe rund 46.000 Arbeitsplätze für Wien. Die Europäische Kommission empfiehlt
in ihrem aktuellen Aktionsplan den Mitgliedsländern, das unternehmerische Potenzial dieser Gruppe umfassend
zu berücksichtigen und mehr Zugang zu Informationen und Vernetzung zu ermöglichen. Eine Forderung, die
Wien durch die Angebote der Wirtschaftsagentur Wien bereits seit Jahren umsetzt.
Mit der Studie „Ethnische Ökonomien in Wien“ des Forschungsinstituts Synthesis legt die Wirtschaftsagentur
Wien die erste datenbasierte Studie zur Lage der migrantischen Unternehmen in Wien vor. Erstmals gibt es eine Analyse,
die die wirtschaftliche Bedeutung der selbstständig tätigen Migrantinnen und Migranten verdeutlicht.
„Wien beweist einmal mehr seine Vorreiterrolle: Seit 2008 hat die Wirtschaftsagentur Wien mit Mingo Migrant Enterprises
eine eigene Servicestelle mit mehrsprachiger, kostenloser Beratung für migrantische Unternehmen. Mittlerweile
gibt es das Beratungsangebot in 14 Sprachen! Es macht einfach Sinn, auf Augenhöhe zu kommunizieren, schließlich
sind migrantische Unternehmen ein unverzichtbarer Teil der Wiener Wirtschaft, die noch dazu Arbeitsplätze
schaffen und so den Standort stärken. Wien setzt um, während andere nur reden“, so Wirtschaftsstadträtin
Vizebürgermeisterin Renate Brauner zu der am 19. August präsentierten Studie.
„Ethnische Ökonomien“ – die Ergebnisse:
In Wien hat sich innerhalb der letzten 30 Jahre die Zahl der selbstständigen Unternehmerinnen und Unternehmer
mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft mehr als verdreifacht: 2011 waren insgesamt 26.200 in Wien
lebende Personen mit Migrationshintergrund selbstständig tätig, das sind 37 Prozent der Wiener Unternehmerinnen
und Unternehmer. In der Studie werden nur Unternehmerinnen und Unternehmer berücksichtigt, die „dominant selbstständig“
sind – also von ihrem Unternehmen leben können. Sie stammen aus über 130 verschiedenen Nationen, wobei
Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Slowakei, Polen und „Ex-Jugoslawien“ anführen. Auch Deutsche rangieren
unter den Top 5, wenn es um migrantische Unternehmen in Wien geht. Gesamt betrachtet stammen rund 60 Prozent aus
den Ländern der Europäischen Union. Von Unternehmerinnen und Unternehmern mit Migrationshintergrund geführte
Betriebe sind eine tragende Säule der Wiener Wirtschaft und bestens gebildet: 46,6 Prozent der migrantischen
Selbstständigen verfügen über Matura oder einen gleichwertigen bzw. höheren Abschluss. Die
Studie zeigt aber auch, dass die migrantischen Unternehmerinnen und Unternehmer mit einem Jahreseinkommen von 10.000
Euro wenig verdienen. Auch ist eine regionale Konzentration festzustellen: Die meisten Gründungen finden in
den Bezirken Favoriten (10.), Ottakring (16.) und Rudolfsheim (15.) statt, aber auch in den Bezirken Neubau (7.)
und Leopoldstadt (2.). Die Untersuchung zeigt auch, dass zwar immer noch viele migrantische Unternehmen in den
traditionellen Branchen wie Gastronomie und Handel tätig sind, die Baubranche aber aufholt. Zudem setzen diese
immer mehr auf innovative Konzepte und sind vergleichsweise jung: die Mehrheit der migrantischen UnternehmerInnen
sind zwischen 24 und 44 Jahre alt.
„Die Studie ist Bestätigung für das bisher Geleistete und Auftrag für die Zukunft: Unser niederschwelliges
Angebot von Mingo Migrant Enterprises wird vielfach genutzt und wir entwickeln uns dynamisch weiter, um Unternehmen
in ihren Wachstumsvorhaben zu unterstützen. Und unser Angebot ist gefragt – wir hatten 2013 um 70 Prozent
mehr Beratungen als noch 2011. Wir wollen die Unternehmen noch besser dabei unterstützen, ihr Unternehmen
nachhaltig aufzustellen “, hält Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien, fest.
Mingo Migrant Enterprises (MME) goes Ottakring – Gründungskurse vor der Haustüre
Die Wirtschaftsagentur Wien bietet erstmalig in Kooperation mit den Wiener Volkshochschulen von 25. bis 29.
November 2013 Gründungsworkshops in Ottakring an. Die Gründungsworkshops sind kostenlos und finden in
14 verschiedenen Sprachen statt, der jüngste Zuwachs ist Französisch. Nurten Yilmaz, Vorsitzende des
Gemeinderatsausschusses für Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal: „Diese Studie macht
die Bedeutung der migrantischen Unternehmen für die Stadt endlich sichtbar. Es gilt, diese Unternehmen weiterhin
zu unterstützen und pro-aktiv auf sie zuzugehen. Gut, dass nun die Gründungsworkshops starten, denn hier
gibt es noch einiges an wirtschaftlichen Potenzial auszuschöpfen.“ Mehr als 220 Menschen mit Unternehmergeist
aus über 50 Nationen wurden 2012 bei einem MME-Informationsgespräch in der Wirtschaftsagentur Wien beraten.
Damit ist die Nachfrage um über 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Wichtigste Ergebnisse der Studie „Ethnische Ökonomien“
- 37 % sind ethnische Ökonomien (jede 3. Selbstständige Person)
- 18,5 % Arbeitgeberbetriebe
- 81,5 % EPU (Einzelpersonenunternehmen)
- 20.000 Arbeitsplätze für Wien
- 640 Millionen Wertschöpfung
- 130 Nationen
- Top Nationen: Slowakei, Polen, Ex-Jugoslawien (Serbien, Montenegro, Kosovo, Mazedonien)
- Ca. 60 Prozent der selbstständigen mit mig. Hintergrund aus EU-Raum
- Top Branchen: Gastronomie, Handel, Bau
- Jung: die Mehrheit ist zwischen 25 und 44 Jahre
- 46,6 % verfügen über Matura
- 72 % haben ein Einkommen von höchstens 10.000 Euro jährlich
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