Schwache Inlandsnachfrage dämpft
 noch Erholung aus dem Ausland

 

erstellt am
16. 08. 13
14.00 MEZ

Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im Juli auf minus 0,8 Punkte – Deutliche Erholungssignale aus Europa beruhigen Österreichs Industrie – noch bremst der Arbeitsmarkttrend die Stimmung der Konsumenten
Wien (bank austria) - Die österreichische Wirtschaft hat begonnen die wirtschaftliche Flaute langsam zu überwinden und auch die Vorzeichen für eine stabile Erholung in der zweiten Jahreshälfte haben sich verdichtet. Noch ist das Konjunkturbild jedoch sehr durchwachsen, wie auch die aktuelle Entwicklung des Bank Austria Konjunkturindikators zeigt: „Der Bank Austria Konjunkturindikator hat im Juli den rückläufigen Trend des Vormonats fortgesetzt und ist auf einen Wert von minus 0,8 gesunken, den tiefsten Wert seit November des Vorjahres. Die erwartete und nun eingetretene deutliche Verbesserung der Konjunktur im Euroraum macht sich zwar bei der Industrie bemerkbar, die Konsumenten sind jedoch noch skeptischer geworden“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Österreich ist damit zum einen von zunehmend positiven Einflüssen aus dem Ausland und zum anderen aber noch von einer stockenden Entwicklung im Inland selbst gekennzeichnet. Diese Diskrepanz zeigt sich in der gegensätzlichen wirtschaftlichen Einschätzung von Produzenten und Konsumenten. „Während sich die Stimmung in der österreichischen Industrie, beflügelt durch einen leichten Rückenwind aus Europa, mit Beginn des zweiten Halbjahres spürbar verbesserte, trübte sich die Zuversicht unter den heimischen Verbraucher im Juli so stark ein, wie letztmals vor mehr als eineinhalb Jahren. Die deutliche Stimmungsverschlechterung der österreichischen Konsumenten hat den Bank Austria Konjunkturindikator gegenüber dem Vormonat noch etwas mehr ins Minus gedrückt“, fasst Bruckbauer zusammen.

Der Gegenwind von den Konsumenten für die Konjunkturstimmung in Österreich ist wesentlich auf die fortgesetzte Anspannung der Lage am Arbeitsmarkt zurückzuführen. „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit hat sich beschleunigt und der negative Trend wird im laufenden Jahr noch nicht enden. Wir gehen von einem Anstieg der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2013 auf 7,5 Prozent aus. Damit ist die Arbeitslosigkeit spürbar höher, als während der Wirtschaftskrise 2009. Das hemmt natürlich den Konsum“, analysiert Bruckbauer.

Nach dem moderaten Anstieg des BIP im zweiten Quartal um 0,2 Prozent zum Vorquartal gehen die Ökonomen der Bank Austria bis zum Jahresende von etwas stärkeren Wachstumsraten um rund ein halbes Prozent zum jeweiligen Vorquartal aus. Das Nachfrageumfeld in Europa für die heimische Wirtschaft hat sich zu verbessern begonnen, mehr Neu- und Folgeaufträge langen ein. Der frische Wind aus dem Ausland bleibt zwar vorerst eine leichte Brise, wird jedoch stärker werden. Die Auslandsnachfrage in den kommenden Monaten wird sogar mit leicht zunehmender Tendenz der Wachstumsmotor der heimischen Wirtschaft werden. „Die österreichische Wirtschaft wird von der Erholung in Europa aufgrund ihrer Exportstärke in den kommenden Monaten mehr und mehr profitieren. Neben der zunehmenden Nachfrage aus Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner der sich als europäische Konjunkturlokomotive erweist, ist vor allem auch die sich ankündigende Überwindung der Rezession in Italien ein wichtiger Impulsgeber. Nach dem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum Vorjahr wird der Rückenwind aus dem Ausland dafür sorgen, dass im Gesamtjahr 2013 noch ein Plus des BIP um 0,4 Prozent erreicht wird“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Sinkende Inflation und niedrige Zinsen stärken Inlandsnachfrage
Nach dem Rückgang der Teuerung im Juli auf 2,0 Prozent im Jahresvergleich wird sich der rückläufige Inflationstrend, der Ende 2012 begonnen hat, in den kommenden Monaten voraussichtlich noch verstärken. Bis zum Jahresende ist mit Inflationswerten von zum Teil deutlich unter der Zwei-Prozent-Marke zu rechnen. Für das Gesamtjahr 2013 erwarten die Ökonomen der Bank Austria eine durchschnittliche Inflation von nur noch 1,9 Prozent, da ein etwaiger Aufwärtsdruck von der Rohstoffpreisfront angesichts des eher gemächlichen Erholungstempos in Europa und der Abschwächung in den Entwicklungsländern weiterhin gering sein wird. Die sinkende Inflation unterstützt die reale Kaufkraft in Österreich, die sich, wie der Rückgang der Einzelhandelsumsätzen im ersten Halbjahr 2013 sowie die Stagnation des privaten Konsums im zweiten Quartal zeigen, bislang als Achillesferse der heimischen Wirtschaft erwiesen hat.

„Angesichts des Rezessionsendes in Europa ist die Diskussion über weitere Zinssenkungen der EZB wohl endgültig vom Tisch. Gleichzeitig sorgen das moderate Erholungstempo und der fehlende Inflationsdruck dafür, dass die EZB noch längere Zeit das Rekordzinstief beibehalten kann, um Investitionen zu stützen. Wir gehen davon, dass zumindest bis Ende 2014 der Leitzinssatz unverändert bleibt“, erwartet Bruckbauer.

„Das Tempo der Konjunkturbelebung, die den verbesserten europäischen Rahmenbedingungen geschuldet ist, wird sich nach moderatem Beginn in der zweiten Jahreshälfte 2013, im Jahr 2014 spürbar erhöhen, da die dämpfenden Effekte der Haushaltskonsolidierung in vielen Ländern Europas im kommenden Jahr spürbar geringer ausfallen werden“, folgert Pudschedl. Hält die Erholung an, wird in Österreich die Inlandsnachfrage stärker als zusätzliche Wachstumskomponente in Erscheinung treten. Zum einen wird dank der sinkenden Inflation sowie mit der Trendwende am Arbeitsmarkt 2014 die Schwäche des privaten Konsums überwunden werden können. Zum anderen ist ein Ende der Investitionsflaute in Sicht. Die Ausweitung der Produktion, mehr Zuversicht in eine gute Geschäftsentwicklung sowie die anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen dank des noch längere Zeit unveränderten geldpolitischen Kurses der EZB werden die Bereitschaft der heimischen Unternehmer 2014 wieder zu investieren allmählich erhöhen.

Während die Konjunktur in Europa in den letzten Jahren eine Belastung für das Wachstum war, wird sich dies 2014 deutlich ändern, unterstützt durch eine solide Entwicklung in den USA. Dagegen stellt eine stärkere Wachstumsabschwächung in den Entwicklungsländern, allen voran in China, ein Risiko dar. Darüber hinaus sind mangelnde Fortschritte bei der Bewältigung der Staatsschuldenkrise wie auch der Ausgestaltung der Bankenunion potentielle Störfaktoren einer anhaltenden Erholung der österreichischen Wirtschaft im Jahr 2014. „Trotz Störpotential von den Entwicklungsländern und bei der Umsetzung der Bankenunion 2014 bin ich optimistisch, dass die Exportstärke unserer Wirtschaft für ein spürbar kräftigeres Wachstum als 2013 von 1,6 Prozent genutzt wird. Dann werden die heimischen Investitionen und der Konsum die Exportwirtschaft zunehmend unterstützen“, fasst Bruckbauer die Wirtschaftsaussichten für das kommende Jahr zusammen.

 

 

 

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