Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im Juli auf minus 0,8 Punkte – Deutliche Erholungssignale
aus Europa beruhigen Österreichs Industrie – noch bremst der Arbeitsmarkttrend die Stimmung der Konsumenten
Wien (bank austria) - Die österreichische Wirtschaft hat begonnen die wirtschaftliche Flaute langsam
zu überwinden und auch die Vorzeichen für eine stabile Erholung in der zweiten Jahreshälfte haben
sich verdichtet. Noch ist das Konjunkturbild jedoch sehr durchwachsen, wie auch die aktuelle Entwicklung des Bank
Austria Konjunkturindikators zeigt: „Der Bank Austria Konjunkturindikator hat im Juli den rückläufigen
Trend des Vormonats fortgesetzt und ist auf einen Wert von minus 0,8 gesunken, den tiefsten Wert seit November
des Vorjahres. Die erwartete und nun eingetretene deutliche Verbesserung der Konjunktur im Euroraum macht sich
zwar bei der Industrie bemerkbar, die Konsumenten sind jedoch noch skeptischer geworden“, meint Bank Austria Chefökonom
Stefan Bruckbauer.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Österreich ist damit zum einen von zunehmend positiven Einflüssen
aus dem Ausland und zum anderen aber noch von einer stockenden Entwicklung im Inland selbst gekennzeichnet. Diese
Diskrepanz zeigt sich in der gegensätzlichen wirtschaftlichen Einschätzung von Produzenten und Konsumenten.
„Während sich die Stimmung in der österreichischen Industrie, beflügelt durch einen leichten Rückenwind
aus Europa, mit Beginn des zweiten Halbjahres spürbar verbesserte, trübte sich die Zuversicht unter den
heimischen Verbraucher im Juli so stark ein, wie letztmals vor mehr als eineinhalb Jahren. Die deutliche Stimmungsverschlechterung
der österreichischen Konsumenten hat den Bank Austria Konjunkturindikator gegenüber dem Vormonat noch
etwas mehr ins Minus gedrückt“, fasst Bruckbauer zusammen.
Der Gegenwind von den Konsumenten für die Konjunkturstimmung in Österreich ist wesentlich auf die fortgesetzte
Anspannung der Lage am Arbeitsmarkt zurückzuführen. „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit hat sich beschleunigt
und der negative Trend wird im laufenden Jahr noch nicht enden. Wir gehen von einem Anstieg der Arbeitslosenquote
im Jahresdurchschnitt 2013 auf 7,5 Prozent aus. Damit ist die Arbeitslosigkeit spürbar höher, als während
der Wirtschaftskrise 2009. Das hemmt natürlich den Konsum“, analysiert Bruckbauer.
Nach dem moderaten Anstieg des BIP im zweiten Quartal um 0,2 Prozent zum Vorquartal gehen die Ökonomen der
Bank Austria bis zum Jahresende von etwas stärkeren Wachstumsraten um rund ein halbes Prozent zum jeweiligen
Vorquartal aus. Das Nachfrageumfeld in Europa für die heimische Wirtschaft hat sich zu verbessern begonnen,
mehr Neu- und Folgeaufträge langen ein. Der frische Wind aus dem Ausland bleibt zwar vorerst eine leichte
Brise, wird jedoch stärker werden. Die Auslandsnachfrage in den kommenden Monaten wird sogar mit leicht zunehmender
Tendenz der Wachstumsmotor der heimischen Wirtschaft werden. „Die österreichische Wirtschaft wird von der
Erholung in Europa aufgrund ihrer Exportstärke in den kommenden Monaten mehr und mehr profitieren. Neben der
zunehmenden Nachfrage aus Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner der sich als europäische Konjunkturlokomotive
erweist, ist vor allem auch die sich ankündigende Überwindung der Rezession in Italien ein wichtiger
Impulsgeber. Nach dem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung in der ersten Jahreshälfte im Vergleich
zum Vorjahr wird der Rückenwind aus dem Ausland dafür sorgen, dass im Gesamtjahr 2013 noch ein Plus des
BIP um 0,4 Prozent erreicht wird“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Sinkende Inflation und niedrige Zinsen stärken Inlandsnachfrage
Nach dem Rückgang der Teuerung im Juli auf 2,0 Prozent im Jahresvergleich wird sich der rückläufige
Inflationstrend, der Ende 2012 begonnen hat, in den kommenden Monaten voraussichtlich noch verstärken. Bis
zum Jahresende ist mit Inflationswerten von zum Teil deutlich unter der Zwei-Prozent-Marke zu rechnen. Für
das Gesamtjahr 2013 erwarten die Ökonomen der Bank Austria eine durchschnittliche Inflation von nur noch 1,9
Prozent, da ein etwaiger Aufwärtsdruck von der Rohstoffpreisfront angesichts des eher gemächlichen Erholungstempos
in Europa und der Abschwächung in den Entwicklungsländern weiterhin gering sein wird. Die sinkende Inflation
unterstützt die reale Kaufkraft in Österreich, die sich, wie der Rückgang der Einzelhandelsumsätzen
im ersten Halbjahr 2013 sowie die Stagnation des privaten Konsums im zweiten Quartal zeigen, bislang als Achillesferse
der heimischen Wirtschaft erwiesen hat.
„Angesichts des Rezessionsendes in Europa ist die Diskussion über weitere Zinssenkungen der EZB wohl endgültig
vom Tisch. Gleichzeitig sorgen das moderate Erholungstempo und der fehlende Inflationsdruck dafür, dass die
EZB noch längere Zeit das Rekordzinstief beibehalten kann, um Investitionen zu stützen. Wir gehen davon,
dass zumindest bis Ende 2014 der Leitzinssatz unverändert bleibt“, erwartet Bruckbauer.
„Das Tempo der Konjunkturbelebung, die den verbesserten europäischen Rahmenbedingungen geschuldet ist, wird
sich nach moderatem Beginn in der zweiten Jahreshälfte 2013, im Jahr 2014 spürbar erhöhen, da die
dämpfenden Effekte der Haushaltskonsolidierung in vielen Ländern Europas im kommenden Jahr spürbar
geringer ausfallen werden“, folgert Pudschedl. Hält die Erholung an, wird in Österreich die Inlandsnachfrage
stärker als zusätzliche Wachstumskomponente in Erscheinung treten. Zum einen wird dank der sinkenden
Inflation sowie mit der Trendwende am Arbeitsmarkt 2014 die Schwäche des privaten Konsums überwunden
werden können. Zum anderen ist ein Ende der Investitionsflaute in Sicht. Die Ausweitung der Produktion, mehr
Zuversicht in eine gute Geschäftsentwicklung sowie die anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen dank
des noch längere Zeit unveränderten geldpolitischen Kurses der EZB werden die Bereitschaft der heimischen
Unternehmer 2014 wieder zu investieren allmählich erhöhen.
Während die Konjunktur in Europa in den letzten Jahren eine Belastung für das Wachstum war, wird sich
dies 2014 deutlich ändern, unterstützt durch eine solide Entwicklung in den USA. Dagegen stellt eine
stärkere Wachstumsabschwächung in den Entwicklungsländern, allen voran in China, ein Risiko dar.
Darüber hinaus sind mangelnde Fortschritte bei der Bewältigung der Staatsschuldenkrise wie auch der Ausgestaltung
der Bankenunion potentielle Störfaktoren einer anhaltenden Erholung der österreichischen Wirtschaft im
Jahr 2014. „Trotz Störpotential von den Entwicklungsländern und bei der Umsetzung der Bankenunion 2014
bin ich optimistisch, dass die Exportstärke unserer Wirtschaft für ein spürbar kräftigeres
Wachstum als 2013 von 1,6 Prozent genutzt wird. Dann werden die heimischen Investitionen und der Konsum die Exportwirtschaft
zunehmend unterstützen“, fasst Bruckbauer die Wirtschaftsaussichten für das kommende Jahr zusammen.
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