BMVIT und Marshall-Plan-Stiftung initiieren langfristige strategische Zusammenarbeit von Industrie
und Universitäten für den Produktionsstandort Österreich.
Wien (bmvit) - Österreichs Produktionsbetriebe klagen über Fachkräftemangel, insbesondere
Stellen für Spitzenkräfte in der Produktionsforschung können oft nicht oder nur schwer besetzt werden.
Damit die heimische Sachgüterindustrie ihre Wettbewerbsfähigkeit halten und ausbauen kann, richtet das
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) gemeinsam mit der Marshall-Plan-Stiftung
zunächst zwei Stiftungsprofessuren für Produktionsforschung an heimischen Universitäten (Uni) ein.
In fünf Jahren sollen bis zu 300 zusätzliche bestausgebildete Forscherinnen und Forscher für die
Industrie zur Verfügung stehen.
Innovationsministerin Doris Bures zur Motivation der Initiative: "Nur Länder, die ihre Bedeutung als
Produktionsstandort ausbauen, können Lebensqualität und soziale Sicherheit gewährleisten. Die nachhaltige
Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften ist ein wesentlicher Faktor, um im internationalen Standortwettbewerb
für hochwertige Produktionsbetriebe zu bestehen. Ein strategisches Zusammenwirken von Universitäten und
Industrie ist deshalb mitentscheidend für die Ansiedlung und den Ausbau von Produktionsbetrieben."
In Österreich sind rund 70 Prozent aller Beschäftigten von der Fertigung abhängig, 661.000 Arbeitnehmer/innen
sind direkt im Produktionssektor tätig. Jeder Arbeitsplatz in der Industrie schafft zwei weitere Arbeitsplätze
in den vor- oder nachgelagerten Branchen. Nur wenn hochwertige Produktionsprozesse in Österreich ausgebaut
werden, können Qualitäts-Arbeitsplätze in der Produktionsindustrie gesichert und geschaffen werden.
Für Industrieunternehmen aber wird es zunehmend schwieriger, solche Fachkräfte zu finden. Der Fachkräftemangel
in der Produktion droht zu einem Wettbewerbsnachteil für österreichische Betriebe zu werden. Das BMVIT
setzt daher mit der Einrichtung der Stiftungsprofessuren einen Schwerpunkt für die Erforschung und Entwicklung
von Produktionstechnologien.
Bures weiter: "Wir wollen den Wettbewerb mit den Niedriglohnländern nicht über die Löhne, sondern
über die Qualität führen. Ein Land wie unseres muss mit intelligenten neuen Technologien besser,
schneller und umweltfreundlicher produzieren. Und dafür ist es entscheidend, die besten Köpfe im Land
zu haben."
300 zusätzliche Fachkräfte für die Sachgüterindustrie
Gemeinsam mit der Marshall-Plan-Stiftung richtet das BMVIT zunächst zwei Stiftungsprofessuren an heimischen
Universitäten ein. In den kommenden fünf Jahren sollen damit bis zu 300 zusätzliche Fachkräfte
für die Sachgüterindustrie ausgebildet werden. Die Marshall-Plan-Stiftung widmet sich der wissenschaftlichen
Kooperation zwischen Österreich und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA): Eine Professorin oder ein Professor
wird daher aus den USA berufen.
Dr. Wolfgang Petritsch, Vorsitzender der Marshall-Plan-Stiftung zur Beteiligung an der Initiative: "Ein strategisches
Zusammenwirken von Universitäten und Industrie ist heute entscheidend. Ohne die Stanford Universität
gäbe es kein Silicon Valley oder es wäre nicht dort, wo es ist. Wir wollen, dass österreichische
Unternehmen mit den besten Universitäten der Welt kooperieren. Bei Universitätsrankings zu Produktionstechnologien
sind unter den ersten zehn Universitäten weltweit immer zumindest sechs US-amerikanische zu finden. Damit
werden wir mit den Stiftungsprofessuren auch US-amerikanische Forschungskompetenz nach Österreich holen können.
Der Wissenstransfer nach Österreich wird daher einen Schwerpunkt der zukünftigen Aktivitäten der
Marshall-Plan-Stiftung darstellen." Petritsch wird mit Anfang September seine Joseph A. Schumpeter Professur
in Harvard antreten. Damit ist er ein Jahr lang in einer der bedeutendsten Universitätsregionen der USA, in
der sich neben Harvard auch das Massachusetts Institute of Technology (MIT) befindet. Er wird diese Möglichkeit
nutzen, um vor Ort für die österreichischen Stiftungsprofessuren Kontakte zu knüpfen.
Universitäten können sich ab Herbst bewerben
Die heimischen Universitäten werden im Herbst dazu eingeladen, sich um die Stiftungsprofessuren zu bewerben.
Danach entscheidet eine Jury über die Vergabe. Die Finanzierung erfolgt durch das BMVIT mit drei Millionen
Euro und die Marshall-Plan-Stiftung mit einer Millionen Euro. Die restlichen 40 Prozent der Kosten werden von unterstützenden
Unternehmen und der jeweiligen Universität getragen.
Die Stiftungsprofessuren werden nach Paragraph 98 des Universitätsorganisationsgesetzes eingerichtet. Damit
sind Langfristigkeit und Autonomie in der Personalentscheidung für die Universitäten sicher gestellt.
Insgesamt steht mit 3,2 Millionen Euro pro Stiftungsprofessur ein auch international attraktives Budget zur Verfügung.
Dr. Gertrude Tumpel-Gugerell, Uni-Rätin Montanuniversität Leoben und Aufsichtsratsvorsitzende der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft (FFG): "Heimische Unis haben es nicht leicht, im weltweiten Wettbewerb
um die besten Forscherinnen und Forscher zu bestehen. Die beiden Universitäten, die zum Zug kommen werden,
profitieren mehrfach: Sie erhalten die Möglichkeit, neue Forschungsschwerpunkte zu erschließen und zu
vertiefen, strategische Partnerschaften mit Unternehmen auszubauen und attraktive Akzente für Studierende
in Lehre & Forschung zu setzen. Vor allem aber wird auch die österreichische Wirtschaft gewinnen: Exzellente
Stiftungsprofessorinnen und Professoren haben die Strahlkraft, junge Talente für ihr Fachgebiet zu begeistern
und für eine spätere Forschungslaufbahn in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen zu motivieren."
Die Universitäten legen gemeinsam mit den Unternehmen, welche sich an der Initiative beteiligen, das inhaltliche
Profil für die Stiftungsprofessuren fest. Als international technologisch führendes Produktionsunternehmen
mit hohem Forschungsanteil unterstützt der in Oberösterreich angesiedelte Luftfahrtlieferant FACC AG
die Initiative des BMVIT und der Marshall-Plan-Stiftung als wichtigen Beitrag zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.
Dipl.-Ing. Walter Stephan, Vorstandsvorsitzender FACC AG: "Wir investieren laufend in neue Forschung und Produktion.
Aber auch in meinem Unternehmen haben wir es zunehmend schwerer, hochqualifizierte Fachkräfte aus dem akademischen
Bereich zu rekrutieren. Bei unseren Stellenausschreibungen im akademischen Bereich melden sich immer weniger qualifizierte
Leute. Bei einer Stiftungsprofessur, die zu unseren Forschungsschwerpunkten passt, kann ich mir daher ein langfristiges
Engagement meines Unternehmens gut vorstellen.
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