Wien (pwk) - Das Justizministerium und die österreichische Wirtschaftskammer wollen künftig noch stärker
an einem Strang ziehen, wenn es darum geht, Insassen eine Ausbildung zu ermöglichen und damit eine zweite
Chance zu geben. Das kündigten gestern Justizministerin Beatrix Karl und Wirtschaftskammerpräsident Christoph
Leitl bei einem gemeinsamen Besuch der Justizanstalt Simmering an.
"Eine qualifizierte Ausbildung ist der Schlüssel für einen gelungenen Neustart in ein straffreies
Leben nach der Haft", waren sich Karl und Leitl gestern beim Rundgang durch die Lehrstätten der Justizanstalt
Simmering einig.
"Viele der Insassen haben keine Chancen am Arbeitsmarkt und keine Berufsausbildung wenn sie in die Justizanstalten
kommen. Mit einer qualifizierten Ausbildung geben wir ihnen das Werkzeug, das sie für einen erfolgreichen
Wiedereinstieg ins Berufsleben und in unsere Gesellschaft brauchen mit auf den Weg", so Karl.
Wirtschaftskammerpräsident Leitl bestätigt: "Ein Lehrabschluss vervielfacht die Chancen, nach der
Entlassung einen guten Arbeitsplatz zu finden. Mit solchen Ausbildungsmaßnahmen geben wir dem einzelnen Häftling
eine gute Chance, wieder Tritt im Leben zu fassen. Und wir leisten damit auch einen Beitrag zur Bekämpfung
des stärker werdenden Fachkräftemangels. Das ist eine win-win-Situation für alle Beteiligten."
Schon jetzt haben die Insassen der Justizanstalt Simmering die Möglichkeit sich in den 17 hauseigenen Lehrbetrieben
ausbilden zu lassen und Berufen wie Tischler, Schlosser oder Maler zu erlernen. Derzeit beschäftigt die Wiener
Justizanstalt 34 Auszubildende im Alter zwischen 20 und 35. Geht es nach Karl und Leitl sollen es künftig
noch mehr werden.
In Gesprächen mit dem Sozialministerium, dem AMS und den Sozialpartnern wollen sich die Ministerin und der
Wirtschaftskammerpräsident dafür einsetzen, die Möglichkeiten der Ausbildungsgarantie stärker
für jugendliche Strafgefangene nutzbar zu machen.
Indem Mittel aus der Ausbildungsgarantie auch für Jugendliche in Justizanstalten verwendet werden, soll es
mehr Ausbildungsangebote und - wenn möglich - bereits Praktika und Kontakte in Unternehmen geben. Auf diese
Weise könnte ein Übertritt ins Berufsleben oder gegebenenfalls eine Fortsetzung der Ausbildung nach der
Entlassung aus der Justizanstalt erheblich erleichtert werden. Kapazitäten der überbetrieblichen Ausbildung,
Ausbilder und Einrichtung, könnten so auch besser ausgelastet werden.
Insgesamt 82 Insassen wurden österreichweit im Jahr 2012 in einer Facharbeiter-Intensivausbildung ausgebildet,
65 Jugendliche absolvierten eine Lehrausbildung - in diesem Bereich sind die Justizanstalten Gerasdorf, Graz-Karlau
und Garsten federführend.
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