Alpbach, Technologiegespräche: Tiroler Wirtschaft erhält Zugriff auf Spitzenforschung
für materialgetriebene und prozessorientierte Produktinnovationen.
Alpbach (standort-tirol) - Das Land Tirol setzt den Investitionsreigen im Bereich Forschung und Technologie
fort und baut in Zusammenarbeit mit dem Bund das Innovationspotenzial des Standortes bei industriellen Schlüsseltechnologien
aus. Konkret stellt die öffentliche Hand im Rahmen der Initiative Materialtechnologie 3,58 Millionen Euro
an Mitteln für materialgetriebene Produktinnovationen zur Verfügung. Diese gehen zum größten
Teil an Forschungsprojekte, welche Tiroler Unternehmen ab sofort in Kooperation mit dem Materials Center Leoben
(MCL) durchführen können, sowie in Form einer Anschubfinanzierung an das neue Material Center Tyrol an
der Universität Innsbruck.
BM Töchterle lobt vorbildliche Initiative für Wissenstransfer Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle
betonte im Rahmen des Technologiebrunches der Standortagentur Tirol beim Europäischen Forum Alpbach: "Die
Tiroler Initiative im Bereich Materialtechnologie ist vorbildlich, weil sie jenen Wissenstransfer stärkt,
mit dem wir Österreich an die Forschungsspitze der EU führen wollen. Der Weg von Forschungsergebnissen
bis zur Markteinführung von Produkten kann in Tirol und Österreich mit Hilfe von fachspezifischen Wissenstransfer-Schnittstellen
wie dem Material Center Tyrol der Universität Innsbruck deutlich beschleunigt werden. Gleichzeitig ist die
Initiative ein wichtiges integrierendes Element zur Abstimmung bei der Schwerpunktsetzung der heimischen Forschung
und Entwicklung und trägt damit zur Profilbildung bei. " Konkret wird das Material Center Tyrol für
komplexe F&E-Fragestellungen der Tiroler Wirtschaft im Bereich der Materialtechnologie an der Universität
Innsbruck interdisziplinäre Teams zusammenstellen und koordinieren oder Kooperationsprojekte mit dem Leobener
K2-Zentrum MCL im Bundesförderprogramm COMET initiieren und begleiten. Im Rahmen entsprechender COMET-Projekte
stellt der Bund zusätzlich zur bereitgestellten Landesförderung Mittel in doppelter Höhe zur Verfügung.
Zoller-Frischauf: "Festigen eine unserer Stärken und unterstützen Wirtschaft bei Forschung und
Technologie."
"Damit wir Tirol auch zu einem Technologie- und zu einem Forschungsland machen konnten, dafür ist die
Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft mit besonderem Augenmerk auf die angewandte Forschung das Erfolgsrezept.
Dafür braucht es die richtigen Rahmenbedingungen und das richtige Umfeld und diese Verantwortung nehmen wir
in Tirol sehr zielstrebig wahr. Erst kürzlich hat die Tiroler Landesregierung drei weitere regionale Kompetenzzentren,
die es nur in Tirol gibt, an den Start gebracht", erklärte die Tiroler Wirtschaftslandesrätin Patrizia
Zoller-Frischauf in Alpbach und verwies auch auf aktuelle Forschungs-Auswertungen der Statistik Austria. "Allein
die Tiroler Wirtschaft hat ihre Forschungsausgaben von 2009 bis zum Jahr 2011 um neun Prozent auf rund 416 Millionen
Euro gesteigert. Und mit insgesamt 5.019 Beschäftigten im Bereich Forschung und Entwicklung hat Tirol nun
erstmals die 5000er-Marke überschritten. Hier haben wir in 2 Jahren um 10% zugelegt." Wobei es auch bemerkenswert
ist, dass in Tirol knapp 60% aller Beschäftigten im Bereich Forschung und Entwicklung in Unternehmen tätig
sind. "Mit unseren neuen Investitionen im Bereich der Materialtechnologie unterstützen wir die Wirtschaft
dabei, den eingeschlagenen Kurs beizubehalten und wir festigen damit gleichzeitig eine unserer Stärken",
sagte die Landesrätin. Das Land Tirol stellt für das Material Center Tyrol sowie für Projekte von
Tiroler Unternehmen im K2-Zentrum MCL Mittel in der Höhe von bis zu 1,2 Millionen Euro zur Verfügung.
Material Center Tyrol (MCT) und Materials Center Leoben (MCL): Anwendungsforschung bei beispielsweise Oberflächenfunktionalisierung,
Dünnschichttechnologie und Leichtbaudesign
Unter Patronanz von BM Karlheinz Töchterle und Landesrätin Zoller-Frischauf unterfertigten die Rektoren
der Montanuniversität Leoben und der Universität Innsbruck während des Technologie-brunches die
entsprechende Vereinbarung zur Kooperation. "Die neue Technische Fakultät an der Universität Innsbruck
positioniert sich beeindruckend schnell - ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit, deren Stärke darin
liegen soll, dass wir unsere Arbeitsgebiete zukünftig partnerschaftlich und inhaltlich koordiniert abstimmen,
um sie in weiterer Folge effektiv zu ergänzen", berichtet Univ.-Prof. Dr. Wilfried Eichlseder, der Rektor
der Montanuniversität Leoben und Gesellschafter des Materials Center Leoben. "Dieses Projekt knüpft
die Bande zur heimischen Industrie noch enger. Damit sind wir für zukünftige komplexe Aufgabenstellungen
bestens gerüstet", so Eichlseder weiter.
Konkrete Optionen für die Wirtschaft zeigt der Rektor der Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Tilmann
Märk auf: "Vor Ort in Innsbruck wird das MCT anwendungsorientierte Forschung im Bereich der Materialtechnologie,
der Oberflächenfunktionalisierung und der Dünnschichttechnologie bieten. Arbeitsgruppen an der Universität
Innsbruck stehen zur Verfügung, um beispielsweise Materialverhalten zu simulieren und zu modellieren, um Herstellungsprozesse
zu optimieren, um neue Materialien zu entwickeln oder Oberflächen mit Hilfe von Beschichtung oder Nanotechnologie
zu funktionalisieren. In Kooperation mit Leoben können die Tiroler Unternehmen zum Beispiel zur virtuellen
Material-, Prozess- und Produktentwicklung, zur Hochpräzisionsfertigung, zur Werkzeugtechnologie oder dem
Leichtbaudesign forschen." Desweiteren würde das Material Center Tyrol das Innsbrucker Lehrangebot nach
dem Bedarf der Wirtschaft mitgestalten. Ansprechpartner für interessierte Unternehmen sei das transidee, Transferzentrum
der Universität Innsbruck, welches das Material Center Tyrol erfolgreich zur Förderung beantragt hat
und nun koordiniert.
Klein- und Mittelbetriebe: Mit Werkstofftechnologie in Zukunftsbranchen reüssieren
Bei der österreichweiten Verteilung der Patentanmeldungen aus dem Unternehmenssektor und der öffentlichen
und kooperativen Forschung in industriellen Schlüsseltechnologien aus den Jahren 2000 -2010 kommen im Bereich
Werkstofftechnologie 14,7 Prozent der Anmeldungen aus Tirol. Das macht die Werkstofftechnologie hinter der Industriellen
Biotechnologie mit 28,4 Prozent der österreichischen Patentanmeldungen zur zweitstärksten industriellen
Schlüsseltechnologie in Tirol. Das Anliegen zum weiteren Ausbau kommt aus der Wirtschaft selbst: Der Cluster
Mechatronik Tirol der Standortagentur Tirol begleitet und unterstützt die Initiative ebenso wie die F&E-Plattform
der Industriellenvereinigung Tirol.
"Mit dem Material Center Tyrol soll der Zugang zur wissenschaftlichen Expertise rund um Materialtechnologien
nun insbesondere auch für die Tiroler Klein- und Mittelbetriebe - beispielsweise aus der Metall- und Oberflächenverarbeitung
oder dem Maschinenbau - erleichtert werden. Sie brauchen dieses Know-how, um in Zukunftsbranchen wie den Umwelttechnologien
und der Medizintechnik oder als Zulieferer dieser Branchen reüssieren zu können", informiert Dr.
Harald Gohm, der Geschäftsführer der Standortagentur Tirol. Der Sprecher der F&E-Plattform der Industriellenvereinigung
Tirol, Dr. Werner Ritter, unterstreicht: "Eine hohe Kompetenz in der Ver- und Bearbeitung von Werkstoffen
macht unsere Betriebe wettbewerbsfähig. Bei der Kenntnis von und Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen
stehen aber gerade Klein- und Mittelbetriebe vor großen Herausforderungen. Mit Hilfe des Material Center
Tyrol als kompetenter Beratungsstelle können sie diese Herausforderungen künftig meistern."
Ceratizit mit 600 Patenten und Empfehlung zur Kooperationsforschung für KMU
Ein Tiroler Unternehmen mit breitem Erfahrungsschatz in Forschung und Entwicklung und bei der Zusammenarbeit mit
der universitären Forschung ist die Ceratizit Austria GmbH. Das Tochterunternehmen der Plansee Gruppe entwickelt,
produziert und vertreibt innovative Hartmetalle und Werkzeugsysteme für die spanende Fertigung sowie für
Anwendungen, die eine hohe Verschleißfestigkeit erfordern. Beim Technologiebrunch präsentierte Ceratizit
Produktneuheiten wie den Wendeschneideplattenbohrer MaxiDrill 900 der mit nur einer Plattentype bestückt wird
sowie das Multifunktionswerkzeug EcoCut in drei neuen Hartmetallsorten in Kombination mit einer neuartigen Colourful
Code-Beschichtung zur Erhöhung der Leistung. Als ein auf Innovationen fokussiertes Unternehmen sieht sich
die CERATIZIT in der Pflicht, seinen Kunden Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Aus diesem Grund wird kontinuierlich
in die Entwicklung von Produkt- und Prozessinnovationen investiert, die sich u.a. in mehr als 600 Patenten darstellt.
Die F&E-Abteilungen kooperieren dabei je nach Thema ständig auch mit Universitäten und Forschungseinrichtungen,
die in vielen Bereichen ausgezeichnet eingerichtet sind. Mit dem Materials Center Leoben verbindet die CERATIZIT
eine ständige Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen wie z.B. der Beschichtungstechnik sowie der Materialentwicklung
von Vollhartmetallrundstäben. Der Zugewinn sind Know-how und ein wertvolles Netzwerk, das auch über Projektlaufzeiten
hinaus besteht. So kann auch für Klein- und Mittelbetriebe die Zusammenarbeit mit dem Material Center Tyrol
und dem Materials Center Leoben nur empfohlen werden.
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