Kultur des Scheiterns als grundlegender Aspekt für Innovation - Passende Finanzierungsmodelle
notwendig
Alpbach/Wien (pwk) - „In den österreichischen Unternehmen findet Innovation täglich statt. Laufend
werden Arbeitsabläufe und neue Produkte innovativer gestaltet. Auch in der Verwaltung ist Österreich
ein Innovationsleader, besonders im Hinblick auf E-Government. Dennoch sollten gewisse Regularien innovativer von
statten gehen“, betonte Finanzministerin Maria Fekter beim Arbeitskreis „Eine neue Kultur für Investitionen
in Innovation“ im Rahmen der Alpacher Perspektivengespräche 2013. „Dafür brauchen wir in Österreich
aber auch eine Kultur des Scheiterns, denn erst durch diese werden Menschen ermutigt, noch mehr innovative Ideen
in Österreich umzusetzen“ so Fekter.
„Aus einer aktuellen Umfrage wissen wir, dass sich die heimischen Jungunternehmer durchaus als Innovationsmotor
sehen. Jedoch fehlt es in Österreich an den entsprechenden finanziellen Grundlagen und Rahmenbedingungen.
Im internationalem Umfeld werden innovative Ideen und Produkte häufig durch Crowdfunding finanziert“, so Markus
Roth, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft. „Mit der Erhöhung der Prospektpflicht auf 250.000 Euro wurde
hier schon erster Schritt getan. Dennoch müssen noch viele weitere Folgen. Wichtig wäre hier zum einen
die Änderung des Einlagenbegriffs im Bankwesengesetz. Zudem muss die Prospektpflicht auf 5 Millionen Euro
erhöht werden und bis zu dieser Grenze stufenweise Informationspflichten eingeführt werden“ erläutert
Roth.
Werner Wutscher, Business Angel und Vorstandsmitglied von respACT, sieht dies ähnlich: „Für Innovation
muss viel probiert und experimentiert werden. Dafür gibt es in Österreich jedoch eine zu geringe Kultur
des Scheiterns. Auch werden entsprechende finanzielle Rahmenbedingungen benötigt. In Österreich gibt
es zwar sehr gute Rahmenbedingungen in der Frühphasenfinanzierung. Jedoch fehlt es in der zweiten und dritten
Finanzierungsphase, in welcher etwa Business Angels investieren, an notwendigen Anreizen zu investieren.“
Für Marion Pötz, Assistant Professor am Department of Innovation and Organizational Economics der Copenhagen
Business School, spielt dabei Crowdfunding eine wichtige Rolle: „Eine aktuelle Studie zeigt, dass Crowdfunding
nicht nur eine Finanzierungsmöglichkeit ist, sondern damit gleichzeitig das Produkt oder die Idee auf die
Nachfrage abgetestet wird. Weiters wurde in der Studie aufgezeigt, dass bei eine der größten Crowdfunding-Plattformen,
kickstarter, die Betrugsrate bei 50.000 analysierten Ideen und Produkten bei 1% lag. Crowdfunding ist demnach auch
eine relativ sicherere Anlagemöglichkeit. Daher müssen hier entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen
werden.“ Die Crowd könne bei Innovationen oft besser urteilen als Gutachter.
Für Bernd Ebersberger, Professor for Management and Economics am Management Center Innsbruck, ist die Frage
nach der Innovationskultur eine allumfassende: „Bereits im Kindergarten sehen sie Innovationstreiber: Kinder, die
probieren, scheitern und lernen. Im standardisierten Ausbildungsweg geht jedoch die Innovationsfähigkeit-
und willigkeit verloren. Wir müssen daher, nicht nur in Österreich, sondern generell, über das Schulwesen
diskutieren, wenn wir Innovation fördern wollen.“
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