Die TU Wien ist Teil des Projektes PLEEC, das europäische Städte energieeffizienter
machen soll.
Wien (tu) - Europa soll Energie sparen - das ist ein wichtiges Ziel der EU. Um das zu erreichen braucht
man neue Energie-Konzepte auf kommunaler Ebene: Europas Städte können deutlich energieeffizienter werden,
wenn man Gebäudesanierung, Mobilität, Müll-Management, Wasser- und Stromversorgung neu überdenkt
und integrierte und umsetzungsorientierte Ansätze entwickelt.
Die TU Wien ist Teil des EU-Projekts PLEEC (Planning for Energy Efficient Cities), das im Mai 2013 gestartet
wurde. Das Team des Fachbereichs für Stadt- und Regionalforschung (Department für Raumplanung) wird in
den nächsten drei Jahren unter der Leitung von Prof. Rudolf Giffinger daran arbeiten, gemeinsam mit den Technik-
und PlanungsexpertInnen vor Ort problemorientierte, innovative Ansätze zur Verbesserung der Energieeffizienz
in der Stadtentwicklung zu entwickeln und Handlungsempfehlungen für moderne Konzepte der Stadtplanung zu geben.
EU-Netzwerk für Smarte Städte
Ganz unterschiedliche Städte und Forschungsgruppen sind am Projekt PLEEC beteiligt: Koordiniert wird es
von der Stadt Eskilstuna (Schweden), die Projektpartner sind über ganz Europa verteilt - vom Baltikum bis
Spanien. "Sicherlich kann man vom Know-How und von den Erfahrungen aus verschiedenen Ländern lernen,
aber konkrete Maßnahmen und Vorschläge kann man immer nur entwickeln, wenn man sich die Situation einer
Stadt ganz genau ansieht", meint Rudolf Giffinger. Eine südeuropäische Stadt hat andere Probleme
und Möglichkeiten zur Problemlösung als eine Stadt in Skandinavien, daher muss auch Energieeffizienz
jeweils auf maßgeschneiderten Wegen erreicht werden.
Dreifache Akzeptanz
In vielen Bereichen stehen schon heute gute technologische Lösungen zur Verfügung, aber es ist nicht
immer einfach, sie auch wirklich umzusetzen. Nur weil neue Müllkonzepte, Mobilitäts-Strategien oder Stromnetz-Ideen
besser sind als die gewohnten, werden sie sich nicht notwendigerweise durchsetzen. "Für die Umsetzung
sind drei verschiedene Formen der Akzeptanz entscheidend", sagt Giffinger: Politische Akzeptanz - der Wille
bei Politik und Verwaltung, bisherige Vorgehensweisen zu ändern, ökonomische Akzeptanz - das Vertrauen
und die Einsicht, dass sich die Maßnahmen nach überschaubarer Zeit auch tatsächlich bezahlt machen,
und nicht zuletzt auch soziale Akzeptanz - die Gesellschaft muss die neuen Ideen annehmen und sich aktiv an ihnen
beteiligen.
"Wie wichtig soziale Akzeptanz ist, sieht man etwa beim Thema Mülltrennung", sagt Rudolf Giffinger.
"Heute stehen in jedem Haus verschiedene Container, dazu gibt es noch spezielle Sammelstellen für besonders
problematische Stoffe. Mittlerweile wird das in Österreich sehr gut angenommen - vor dreißig Jahren
war das noch überhaupt kein Thema."
Gerade was den komplexen Bereich der Stadtentwicklung betrifft, sieht Giffinger aber noch immer erhebliche Verbesserungsmöglichkeiten:
Die städtebaulichen Strukturen sollen optimiert werden, die Mobilitätsbedingungen sind noch weiter zu
verbessern, neue Techniken - etwa in der Müllverwertung - können eingesetzt werden, und nicht zuletzt
muss man dafür sorgen, dass Lernprozesse bei den NutzerInnen angestoßen werden, damit sich die gewohnten
Handlungsmuster ändern.
Daher soll Energieeffizienz nicht nur im engen Sinn (Optimierung eingesetzter Energiemengen bei bestimmtem Output)
sondern auch im Sinn von Verwendung erneuerbarer Energie im weiteren Kontext der EU-Zielvorgaben verstanden werden.
Technologie-Ideen zugänglich machen
Das Projekt PLEEC soll nicht nur neue technologiezentrierte Konzepte für energieeffizientere Städte
entwickeln, es geht vor allem darum, Verbindungen zwischen Technologie, Verwaltung und Politik und insbesondere
zur Gesellschaft aufzubauen. "Wir wissen, dass es neue Technologien gibt, die den Städten derzeit massiv
angeboten werden. Wir wollen daher in PLEEC aufzeigen, welche Möglichkeiten es heute gibt und welche für
eine energieeffiezente Stadtentwicklung zu empfehlen sind", sagt Rudolf Giffinger. Dementsprechend werden
im PLEEC-Projekt ganz unterschiedliche Stakeholder zusammenarbeiten - aus dem privaten Sektor genauso wie aus dem
öffentlichen, von der Anbieterseite genauso wie von Kundenseite.
Ohne Planung geht es nicht
Doch braucht es dazu überhaupt Steuerung durch Stadtentwicklungs-Planung? Setzen sich gute technologische
Ideen nicht ohnehin immer durch? Prof. Rudolf Giffinger ist davon keineswegs überzeugt: "Sobald Politik
und Verwaltung glauben, man könne alle Entscheidungen dem Markt überlassen, entsteht ein Nachteil für
bestimmte Regionen und für bestimmte Bevölkerungsgruppen." Wenn es also darum geht, in einer Stadt
nicht bloß einige privilegierte Vorzeige-Viertel entstehen zu lassen, sondern wirklich die ganze Stadt zu
einer modernen "Smart City" zu machen, dann braucht man ein Gesamtkonzept, das alle Bevölkerungsgruppen
miteinschließt.
Das Projekt PLEEC wird im Rahmen des siebten Rahmenprogramms der EU gefördert.
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