US-Projekt für suizidgefährdete LGBT-Jugendliche kommt nach Österreich – Video-Statements
sollen jungen Opfern von Bullying und Mobbing Zuversicht geben
Wien (eswirdbesse) - LGBT-Jugendliche, die unter Mobbing und Bullying leiden, können nun in Österreichs
mit mehr Unterstützung rechnen: Das 2010 in den USA vom Journalisten Dan Savage initiierte Projekt "It
gets better" kommt nach Österreich. Mittels Video-Statements soll betroffenen Jugendlichen Zuversicht
gegeben werden.
Der Bedarf ist auch hierzulande gegeben: Lesbische, schwule, bisexuelle und transidente (LGBT-) Jugendliche sind
heute noch mit vielen Problemen konfrontiert: Hänseln in der Schule, Ausgrenzung, Gewalt und Suizid sind leider
keine Seltenheit - auch in Österreich nicht.
Studien zeigen: wesentlich höhere Suizidrate bei LGBT-Jugendlichen
Zahlreiche internationale Studien weisen darauf hin, dass homo-, bi- und transidente Menschen deutlich höhere
Raten an Suizidgedanken, Suizidversuchen und Suiziden aufweisen als heterosexuelle. Die wenigen österreichischen
Studien zeigen, dass auch österreichische homo- und bisexuelle Menschen deutlich höhere Suizidversuchsraten
haben. In einer österreichischen Untersuchung hatten zum Beispiel 14 % der homo- und bisexuellen Teilnehmer_innen
einen Suizidversuch hinter sich, verglichen mit 1 % der heterosexuellen Teilnehmer_innen. Am höchsten ist
das Suizidrisiko während des Coming-outs, also meist im Jugendalter.
Dazu der Experte für Suizidprävention, Dr. Martin Plöderl von der Christian-Doppler-Klinik Salzburg:
"LGBT-Jugendliche erleiden mehr tatsächliche oder befürchtete Diskriminierung und erhalten weniger
soziale Unterstützung. Das macht krank."
Das erhöhte Suizidrisiko kann durch "Minoritätenstress" - Stress aufgrund von Homophobie -
erklärt werden. Dazu zählen u. a. Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen, Angst vor Ablehnung, Stress,
der mit der Geheimhaltung der Homosexualität verbunden ist, Selbstabwertungen (so genannte "internalisierte
Homophobie"), das Erleben von Isolation und fehlende familiäre soziale Unterstützung. Auch heterosexuelle
Personen können Opfer von Homophobie werden, z. B. wenn sie durch ein Abweichen von stereotypen Geschlechtsrollen
für schwul oder lesbisch gehalten werden.
Suizidprävention durch Abbau von Homophobie und "Role Models"
Eine Möglichkeit der Suizidprävention ist der Abbau von Homophobie in der Gesellschaft. Dazu gehören
nicht nur gesetzliche Gleichstellungsmaßnahmen, sondern auch Aktivitäten in der Schule und Bewusstseinskampagnen.
Von primärer Bedeutung sind aber zweifellos die Unterstützung der Jugendlichen im Familienverband sowie
die Möglichkeit der Identifikation mit "Role Models" (Rollenvorbilder). Diese können überall
zu finden sein: in der engeren sozialem Umgebung (z. B. Mitglieder oder Bekannte der Familie) oder in der allgemeinen
Öffentlichkeit, also Personen des öffentlichen Lebens.
Ein Beispiel für schulische Aktivitäten ist das Peer Education-Projekt "peerconnexion" der
Homosexuelleninitiative (HOSI) Wien. Dabei besuchen junge Männer und Frauen verschiedener sexueller Orientierungen
Schulen und beantworten offen und authentisch Fragen zu Homosexualität. Im Rahmen von Workshops und Diskussion
geben diese "Peers" Informationen und stoßen Gedanken an. In ihrer Arbeit werden sie von Psychologinnen
und Psychologen unterstützt.
"In den letzten zwei Jahren bekommen wir immer mehr Anfragen von Schulen und Jugendzentren. Der Bedarf wächst.
Mit jedem Workshop schaffen wir es, im Dialog mit den Jugendlichen Vorurteile abzubauen", erläutert dazu
Cécile Balbous, Mitarbeiterin des Peer Education-Projekts "peerconnexion" der Homosexuellen Initiative
(HOSI) Wien.
2010 in den USA gestartet: Video-Statements mit der Botschaft "It gets better"
Als vor einigen Jahren in den USA einige Fälle von Gewalt und Selbstmorden öffentlich wurden, startete
der Journalist Dan Savage das Projekt "It gets better". In einem 9-minütigen Video mit seinem Lebenspartner
schilderte Savage sein eigenes Coming-out und Schwierigkeiten bei der Akzeptanz in seiner sozialen Umgebung. In
Folge habe sich seine Lebenssituation durch seinen offensiven Umgang mit seiner eigenen sexuellen Orientierung
aber deutlich entspannt und verbessert, wie Savage in seinem Video ausführt.
Dem Beispiel von Dan Savage folgten tausende schwule, lesbischen, bisexuelle und transidente Menschen aller Alterskategorien
in den USA. Aber auch viele Prominente unterstützten das Projekt mit Videobotschaften, darunter Präsident
Barack Obama, Außenministerin Hillary Clinton, Anne Hathaway, Lady Gaga und Ke$ha. Aber auch die Belegschaften
von großen Unternehmen stellten Videos online: Google, Facebook, SAP, Credit Suisse und viele mehr. Tagtäglich
werden Videos von den verschiedensten Menschen hochgeladen, um Jugendlichen zu helfen.
Seit 19. August in Österreich: "Es wird besser"
"It gets better" wurde zu einem globalen Projekt mit Partner-Initiativen in zahlreichen Ländern,
u. a. Dänemark, Spanien, Mexiko, Italien, Schweden, Schweiz, Moldawien, Australien und in mehreren Ländern
Lateinamerikas. Am 19. August 2013 startet das Projekt unter dem Titel "Es wird besser" auch in Österreich.
Das heimische Projekt wird von einem Verein getragen, der als österreichischer Affiliate des US-Projekts formell
anerkannt wurde und sich aus Spenden finanziert.
Ted Farley, Executive Director des "It Gets Better"-Projektes in den USA, formuliert seine Unterstützung
in einer Grußbotschaft an den österreichischen Partnerverein: "Since 2010, the It Gets Better Project
has focused on sending messages of hope to youth around the world. We are thrilled to welcome Es wird besser to
our family of international affiliates and look forward to the positive changes and inspiration this project will
bring to LGBT youth in Austria."
eswirdbesser.at bietet Service und prominente Unterstützung
Die österreichische Website bietet neben den Video-Statements auch Telefonnummern und Links zu Beratungs-
und Servicestellen - zugeschnitten auf die Zielgruppe von Jugendlichen zwischen 12 und 20 Jahren. Mit ihrem Beratungsangebot
im LGBT-Bereich ist die Beratungsstelle Courage sicher österreichweit führend. Jährlich finden mehr
als 1.000 Menschen den Weg in die Beratungsstellen in Wien, Graz oder Innsbruck, der Anteil der Unter-20-Jährigen
steigt von Jahr zu Jahr. Dazu Hikmet Kayahan, Koordinator der Beratungsstelle Courage: "Homosexualität
ist eine Ausdrucksform menschlicher Intimität und Liebesfähigkeit. Wenn wir das vermitteln können,
stärken und stützen wir die Jugendlichen, damit sie selbstbewusst ihren ganz eigenen Weg gehen können,
frei von Ängsten und Zwängen."
Rund 25 Videos sind bereits zum Start mit Botschaften online. Dazu gehören Video-Statements von Frauenministerin
Gabriele Heinisch-Hosek, der Europa-Abgeordneten Ulrike Lunacek, der Wiener Vize-Bürgermeisterin Maria Vassilakou,
dem Bundesrats-Abgeordneten Marco Schreuder, dem NEOS-Vorsitzenden Matthias Strolz, der Moderatorin Cathy Zimmermann,
dem Modell-Agentur-Chef Mario Soldo, dem schwulen Kabarettisten Alexander Georg und der US-Comedian Rebecca Drysdale.
Begleitet wird der Online-Gang durch Social Media-Aktivitäten auf Twitter, Facebook und YouTube.
Jede und jeder kann selbst ein Video erstellen und zum Projekt beitragen: User können ihr Video entweder selbst
auf YouTube hochladen und den Link einsenden oder das Video an video@eswirdbesser.at (maximale Speichergröße
25 MB) schicken.
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