Linz (stadt) - Vizebürgermeister Dr. Erich Watzl besuchte am Vormittag des 30.08. die Ausgrabungsstätte,
um sich ein Bild von den neuesten Funden beziehungsweise Erkenntnissen zu machen. „Die Erforschung urgeschichtlicher
Siedlungen in und um Linz bringt jährlich erstaunliche Ergebnisse zu Tage. Ein wichtiger Grund, dass dieses
Projekt auch weiterhin fortgesetzt wird“, weist der Linzer Kulturreferent auf die wertvolle Arbeit zur geschichtlichen
Entwicklung unserer Stadt hin.
Ziel der Ausgrabungskampagne war die Untersuchung des im vergangenen Jahr freigelegten Rundbaus samt Mauerwerk,
die eine völlig neue Wende erbrachte. Anders als bislang angenommen, steht das rundturmartige Bauwerk aus
teils massiven Granitsteinen nicht mit dem napoleonzeitlichen Schanzwerk in Verbindung, das nach langwierigen Untersuchungen
exakt lokalisiert werden konnte. Es ist eindeutig älter. Da das Mauerwerk in mehrere Meter Tiefe reicht, konnte
es nicht vollständig erforscht werden. Ob es sich beim Bauwerk um einen Eiskeller, der er in einem Plan aus
der Zeit um 1800 vermerkt steht, handelt, ist noch ungewiss. Sobald die Ausgrabung die notwendige Tiefe erreicht
hat, setzt die „kriminalistische“ Detailarbeit der Fachleute ein.
Einfacher war die Erforschung des antiken Lentia des 1. und 4. Jahrhunderts nach Christi. Die Fundamente von Holzbauten
zeichneten sich im gelben Löss genau ab. Die Reste spätantiker Wohnobjekte des 4. / 5. Jahrhunderts nach
Christi dienten im frühen Mittelalter als Gräberfeld. Ein völlig unversehrtes Kindergrab und das
eines Erwachsenen konnten von den TeilnehmerInnen der heurigen Ausgrabung, die sie im Rahmen ihrer Studien absolvierten,
minutiös dokumentiert werden. Das reichhaltige Fundmaterial wird in den kommenden Monaten in der Archäologischen
Studiensammlung gereinigt, restauriert und analysiert.
Mittlerweile seit 15 Jahren begibt sich jeweils im August ein Team aus WissenschaftlerInnen, StudentInnen der Universitäten
Graz und Wien sowie archäologisch interessierten freiwilligen MitarbeiterInnen auf Spurensuche nach dem mittelalterlichen
Linz. Unter bewährter Projektleitung des Linzer Stadtarchäologen Univ.-Prof. Dr. Erwin M. Ruprechtsberger
(Nordico) und Univ.-Prof. Otto H. Urban (Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien)
hat auch die heurige Forschungskampagne wieder neue Aspekte der Stadtgeschichte ergeben.
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