Korea Kulturhaus fördert gegenseitiges Verständnis
Wien (rk) - Nur wenige wissen, dass eine Wienerin einst First Lady in Korea war: Franziska Donner, im Juni
1900 in Inzersdorf geboren, war die Tochter eines Sodawasserfabrikanten und einer gebürtigen Italienerin.
Sie studierte Sprachen und begab sich, finanziell durch das Erbe ihres Vaters ausgestattet, auf Reisen. Während
ihrer Arbeit beim Völkerbund in Genf lernte sie 1933 den koreanischen Exilpolitiker Rhee Syng-man kennen,
der beim Völkerbund Unterstützung für die koreanische Unabhängigkeitsbewegung suchte. Rhee
Syng-man lebte zu dieser Zeit in den USA, wohin ihm Franziska Donner folgte und wo sie ihn auch heiratete. Das
Paar lebte erst in New York und Washington, danach vor allem auf Hawaii, wo eine große koreanische Exilgemeinde
politisch aktiv war. Rhee Syng-man war führender Kopf einer koreanischen Exilregierung.
Aus Franziska wurde "Lady Francesca"
Nach der Kapitulation Japans kehrte Rhee Syng-man im Oktober 1946 mit Unterstützung der US-Regierung nach
Korea zurück. Am 3. März 1948 wurde er zum ersten Präsidenten der Republik Korea gewählt, eine
Funktion, die er bis 1960 innehatte. Franziska - in Korea unter dem Namen Rhee Francesca (oder: Rhee Franzeska)
oder unter "Lady Francesca" bekannt - war in dieser Zeit, 1948 bis 1960, "First Lady" des Landes,
gleichzeitig die erste First Lady der Republik Korea. Sie war bei fast allen öffentlichen Auftritten ihres
Mannes anwesend, als Ausländerin in Korea damals eine Sensation.
Im Frühjahr 1960 wurde Rhee Syng-man nach Unruhen infolge des Wahlergebnisses neuerlich ins Exil nach Hawaii
gezwungen. Francesca folgte ihm, pflegte ihn nach einem Schlaganfall und blieb bis zu seinem Tod am 19. Juli 1965
an seiner Seite. Nach einem fünfjährigen Aufenthalt in Österreich, das sie über 30 Jahre zuvor
verlassen hatte, kehrte Francesca als 70-Jährige wieder nach Korea zurück. Sie lebte von 1970 bis zu
ihrem Tod 1992 in Seoul.
Benennung eines Wiener Weges
Rhee Francesca, die als Präsidentenwitwe deutlich ihre Verbundenheit mit der koreanischen Kultur zeigte,
hat einen fast durchwegs positiven Nachruf in der koreanischen Gesellschaft, auch heute ist ihr Bekanntheitsgrad
immer noch hoch. In Wien wurde zu ihrem Gedenken im Jahr 2012 der Franziska-Donner-Rhee-Weg nach ihr benannt. Der
Weg im 22. Bezirk verläuft am Irissee im Donaupark, wo 2012 das Korea Kulturhaus eröffnet wurde.
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Korea Kulturhaus fördert gegenseitiges Verständnis
Mit dem Korea Kulturhaus steht seit 2012 im Donaupark ein Kommunikationszentrum, das den interkulturellen Austausch
fördern soll. Der Anstoß zur Errichtung dieses Kulturzentrums kam von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon,
der später anlässlich seines Österreich-Besuches im Februar 2012 das noch im Werden befindliche
Korea Kulturhaus besuchte. Mit Unterstützung der Stadt Wien, aber vor allem mit Hilfe zahlreicher Spenden
der KoreanerInnen und besonders durch die Unterstützung von Herrn Jong-Bum Park (Präsident des Vereins
der Koreaner in Österreich), Frau Mi-Ja Friedländer-Chon (Präsidentin Korea Kulturhaus) und Frau
So Bang Yoo (Generalsekretärin Korea Kulturhaus) konnte ein gebautes Zentrum gelebter Integration und des
Kulturaustausches zwischen Europa und Korea entstehen.
Freizeitarchitektur der Nachkriegsmoderne
Das Korea Kulturhaus befindet sich im Gebäude des ehemaligen Seerestaurants im Wiener Donaupark. Der im
Rahmen der Wiener Internationalen Gartenschau ("WIG 64") errichtete Pavillon ist eines der wenigen erhaltenen
Beispiele einer Freizeitarchitektur der Nachkriegsmoderne in Wien. Der Architekt Kurt Schlauss (1924-2005) ist
als Planer unter anderem für das Wiener Matzleinsdorfer Hochhaus (1957) und Wiens erste U-Bahn-Station Karlsplatz
(1969-1978) bekannt. Der koreanische Architekt Seung H-Sang (IROJE architects & planners) und sein Wiener Partner
Michael Wagner adaptierten das Bestandsgebäude der architektonischen Moderne für die zukünftige
Nutzung.
Der Pavillon am Irissee ist seit Mai 2012 - rechtzeitig zum 120-jährigen Jubiläum der diplomatischen
Beziehungen zwischen Korea und Österreich, das Anfang 2012 gefeiert wurde - als Korea Kulturhaus Österreich
in Betrieb. Hier werden Kulturabende, Konzerte, Seminare und Foren über aktuelle Themen veranstaltet. Deutsch-
und Koreanischkurse fördern das gegenseitige Verständnis.
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