17. Oktober 2013 bis 16. Februar 2014 im Kunsthaus Wien
Wien (baderundteam) - Der 1954 geborene Schweizer Fotograf Michel Comte ist ein Meister des Spontanen und
der Wandlung, der stets neue Herausforderungen sucht. In den mehr als 30 Jahren seiner Karriere hat er Filmstars,
Supermodels, Größen des Jazz und der Kunst ebenso fotografiert wie Menschen auf den Krisenschauplätzen
der Welt. Comte bewegt sich fotografierend auf dem roten Teppich der Filmfestspiele und der Luxushotels genauso
wach und neugierig wie in den Ruinen der Kriegszonen von Afghanistan oder Bosnien.
Die umfassende Ausstellung, entwickelt vom Museum für Gestaltung Zürich, schöpft erstmals aus mehr
als drei Jahrzehnten des Schaffens dieses einflussreichen Fotografen und gibt Einblick in den Entstehungsprozess
einer Bildwelt, die unseren visuellen Alltag prägt. Die Fotografien Comtes erzielen Höchstpreise, so
wurde eine Schwarz-Weiß- Aktfotografie von Carla Bruni 2008 bei Christie’s um 91.000 US-$ versteigert.
Die Ausstellung präsentiert die wesentlichen Etappen aus Michel Comtes Schaffen in mehreren Werk- und Themengruppen:
Im ersten Teil sind die weltbekannten Porträts, Mode- und Werbebilder sowie die Akte zu sehen, die er seit
1979 geschaffen hat. Der zweite Teil gibt mit einem Making-of einer Werbekampagne und unbekanntem Material aus
Comtes Archiv einen Einblick in die Arbeit, die hinter seinen Bildern steht. Ein dritter Abschnitt ist Comtes Engagement
für karitative Institutionen gewidmet.
In seinen Porträts erweist sich Michel Comte als Meister der Inszenierung. Für Zeitschriften wie „Vogue“
oder „Vanity Fair“ hat er etwa Miles Davis, Catherine Deneuve und Tina Turner fotografiert. Sophia Loren und Geraldine
Chaplin zählen ebenso zu den von ihm Porträtierten wie George Clooney und Louise Bourgeois.
Immer wieder gelingt es Comte, den Porträts eine besondere Note zu verleihen, aus seiner Bildsprache und der
Begegnung heraus eine Interpretation der Persönlichkeit zu
gestalten. Seinem Pariser Lebensmittelpunkt, der Suite 152 des Hotel Ritz in Paris, hat Comte eine eigene Hommage
gewidmet, eine über Jahre hinweg entstandene Serie seiner wohl persönlichsten Porträts.
Ein Thema steht seit Comtes Anfängen immer wieder im Zentrum seines Interesses: die Frauen. Seit jeher zeichnet
er ein vielschichtiges Frauenbild, mit erstklassigen Fotografien zwischen Glamour und Nähe, Stärke und
Verletzlichkeit. Sie zeigen dabei oft unterkühlte Distanz, aber genauso gibt es warme und herzliche Bilder
voller Selbstbewusstsein und Lebensfreude. Comtes Akte schlussendlich stehen als erotisch aufgeladene Metaphern
für ein Frauenbild im Wandel.
Die Ausstellung geht über die Präsentation seiner Werke und eine Reflexion stilbildender Fotografien
der 1980er- und 1990er-Jahre weit hinaus: Sie bietet den Blick in die Werkstatt des Starfotografen und auf seine
Arbeit am Set. Das Entstehen einer Kampagne kann hier aus nächster Nähe nachvollzogen werden, das Design
der uns heute umgebenden Bildwelten wird im Detail sichtbar. Hierfür konnte Michel Comte zu mehreren Werbeshootings
begleitet werden. Die dabei entstandene filmische Dokumentation zeigt den Entstehungsprozess von den Entwürfen
der Werbeagentur bis zur schlussendlich publizierten Kampagne. Zudem lassen Tausende Kontaktbilder aus Comtes Archiv
nachvollziehen, wie einzelne Bildinszenierungen aufgebaut werden, aber auch, wie das zur Publikation ausgewählte
Bild anschließend noch nachbearbeitet wird.
Rund um die Jahrtausendwende begann Comte seine ehrenamtliche Tätigkeit für Organisationen wie Terre
des Hommes und das Rote Kreuz. Er hat unter anderem in Afghanistan, Haiti, Tibet und Bosnien fotografiert und dabei
Bildserien geschaffen, die von der Bildsprache der „Concerned Photography“ abweichen und seine visuelle Handschrift
erkennen lassen. Er gründete 2004 die Michel Comte Water Foundation, eine ökologische Stiftung, die sich
einem der brisantesten globalen Kernthemen der nächsten Jahre, der Wasserversorgung, widmet.
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