Hohe Wohnzufriedenheit, Wunsch nach mehr Information und die eindeutige
Forderung nach transparenten bundesgesetzlichen Regelungen
Wien (rk) - Rund 100.000 Wienerinnen und Wiener haben an der großen Wiener Wohn-Befragung teilgenommen.
Diese war Teil der im Juni 2013 von Bürgermeister Michael Häupl und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig gestarteten
Informations-Offensive zu Miete und Wohnen. "Die Debatte der letzten Monate über Mieten und Wohnkosten
war für uns Anlass, die Wienerinnen und Wiener zu dem so wichtigen Thema direkt und ausführlich zu informieren.
Mit objektiven Daten und Fakten. Wir haben Antworten auf entscheidende Fragen gegeben. Gleichzeitig wollten wir
aber auch die, die es am besten wissen, dazu befragen, wie sich ihre persönliche Wohnsituation darstellt",
betonte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig am 27.08. im Rahmen des Mediengesprächs des Bürgermeisters. "Eine
hohe Wohnzufriedenheit, die klare Forderung nach einem transparenten und fairen Mietrechtsgesetz, Kostendruck vor
allem im privaten Bereich und der Wunsch nach noch mehr Information über Serviceangebote der Stadt Wien: Das
sind die zentralen Ergebnisse der größten Wohnbefragung in der Geschichte Wiens", fasste er zusammen.
"Die nun vorliegenden Ergebnisse aller ausgewerteten Fragebögen unterstützen uns dabei, um auch
für die Zukunft die richtigen Entscheidungen zu treffen und um sicherzustellen, dass wir noch stärker
individuell ausgerichtete Leistungen der Stadt Wien anbieten können", so Wohnbaustadtrat Ludwig.
Die Bewertung der grundsätzlich hohen Wohnzufriedenheit sieht Ludwig als Bestätigung des konsequenten
Wiener Weges in der Wohnbaupolitik: "Insbesondere der unvergleichlich hohe Anteil von geförderten und
gemeindeeigenen Wohnungen wirkt sich hier aus. Rund 60 Prozent aller Wienerinnen und Wiener leben im geförderten
Wohnbau. Gleichzeitig investiert die Stadt Wien auch in die private Wohnhaussanierung und die Sanfte Stadterneuerung.
Und wir bieten individuelle Unterstützungen an. Die Ergebnisse sind für uns aber auch Auftrag, den über
Generationen erfolgreich beschrittenen Weg einer sozialen Wohnbaupolitik gerade auch in wirtschaftlich schwierigen
Zeiten fortzusetzen."
Spürbarer Kostendruck am privaten Wohnungsmarkt speziell für Junge
Wie unverzichtbar der sozial geförderte Wohnbau sei, machen gerade auch die aktuellen Entwicklungen am privaten
Wohnungsmarkt deutlich, wie Wohnbaustadtrat Ludwig betonte. "Nicht nur der Umstand, dass zuletzt - gerade
vor dem Hintergrund der lückenhaften bundesgesetzlichen Regelungen - eine regelrechte Preistreiberei mit oft
völlig unzulässigen Mietzinsforderungen in zunehmenden Teilen des privaten Wohnungsmarktes festzustellen
war, auch die Ergebnisse der großen Wohnbefragung zeigen, dass Mieterinnen und Mieter im privaten Wohnungssegment
wesentlich stärker belastet sind. Eine Situation, die durch die ansteigenden - und teils ausufernden - Kosten
bei privaten Neuvermietungen vor allem für junge Wohnungssuchende verschärft wird", unterstrich
Ludwig.
Unterschiedliche Angebote für individuelle Ansprüche
Durch eine noch stärkere zielgruppengerechte Ausrichtung des Angebots wolle man dieser Entwicklung gezielt
gegensteuern. "Hier weise ich insbesondere auf das erfolgreiche Programm der SMART-Wohnungen hin, die vor
allem für junge Menschen, aber auch für viele Singles oder Alleinerziehende, die es in unserer Gesellschaft
in zunehmender Zahl gibt, ein kostengünstiges Angebot darstellen", so der Wiener Wohnbaustadtrat. Dieser
Weg werde auch durch die Wohnbefragungsergebnisse bestätigt. "Wie die Ergebnisse verdeutlichen, sind
sowohl größere als auch kleinere Wohnungen die häufigsten Nennungen der Gründe für einen
Wohnungswechsel. Die individuellen Ansprüche sind so vielfältig, wie die das Angebot im sozialen Wohnbau,
das wir ständig erweitern."
Informationsleistungen und Aufklärung intensivieren
Einen weiteren klaren Auftrag aus den Ergebnissen der großen Wohnbefragung sieht der Wiener Wohnbaustadtrat
darin, die Informations-, Aufklärungs- und Beratungstätigkeit der Stadt Wien mit ihren umfassenden Serviceangeboten
noch stärker zu intensivieren. "Wien steht ganz klar auf der Seite der Mieterinnen und Mieter. Und gerade
dieses umfassende Informations- und Unterstützungsangebot - bis hin zur kostenlosen juristischen Unterstützung
in Rechtsverfahren - ist ein wesentlicher Baustein in der konsequenten Wiener Wohnpolitik", hob Stadtrat Ludwig
hervor.
Dringende Überarbeitung des undurchsichtigen Mietrechtsgesetz gefordert
Eindeutig bestätigt sieht sich Ludwig in seiner Forderung nach einer raschen bundesgesetzlichen Neuregelung:
"Die Ergebnisse lassen keinen Zweifel an der Dringlichkeit eines neuen, viel transparenteren Mietrechtsgesetzes,
das es in der derzeitigen, völlig undurchsichtigen Form, privaten Hausbesitzern und Spekulanten viel zu leicht
macht, ungerechtfertigte Aufschläge zu kassieren und fast nur noch befristete Mietverträge zu vergeben.
Die Wienerinnen und Wiener, die an der Befragung teilgenommen haben, unterstützen uns in unseren Forderungen
nahezu ausnahmslos", hielt Ludwig fest. Wenngleich die Gesetzesänderung Sache des Bundesgesetzgebers
sei, werde Wien jedenfalls vehement darauf drängen, dass die nächste Bundesregierung diese Frage mit
höchster Priorität in ihr Regierungsprogramm aufnimmt.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
Hohe Wohnzufriedenheit und dynamische Siedlungsbewegung
Die Wohnzufriedenheit wird von den Wienerinnen und Wienern insgesamt sehr gut bewertet. Drei Viertel der Befragten
zeigen sich sehr zufrieden oder zufrieden - der Anteil jener, die mit ihrer Wohnzufriedenheit sehr zufrieden sind,
liegt bei fast einem Drittel. Die positive Bewertung (Zufriedenheit) nimmt mit dem Alter der Befragten zu. Bei
den über 60-Jährigen liegen die positiven Angaben bei mehr als 80%. Der Anteil der Bürgerinnen und
Bürger, die mit ihrer aktuellen Wohnsituation mehr oder weniger unzufrieden sind, liegt insgesamt bei rund
einem Fünftel. Insbesondere jüngere Wienerinnen und Wiener beurteilen die Situation kritischer. Knapp
ein Fünftel der an der Befragung teilnehmenden Personen gibt an, innerhalb der letzten drei Jahre umgezogen
zu sein. 22% haben zudem geplant, in nächster Zeit umzuziehen. Hier spielt das Alter der Befragten eine wesentliche
Rolle. Von den unter 30-Jährigen geben 44,8% an, in nächster Zeit ihre Wohnung wechseln zu wollen. In
der Gruppe der bis 60-Jährigen ist es immerhin noch rund ein Fünftel.
Sehr, sehr breit gestreute Bedürfnisse und Ansprüche
Bei den Gründen für einen Wohnungswechsel spielen individuelle Ansprüche und Bedürfnisse
eine entscheidende Rolle: sowohl der Wunsch nach einer größeren Wohnung (48,7%) als auch nach einer
kleineren Wohnung (30,8%) werden besonders häufig genannt. Neben diesen Motiven wird der Qualität der
Wohnumgebung sehr viel Bedeutung beigemessen. Knapp ein Drittel nennt eine bessere Wohnumgebung als Motiv und mehr
als ein Fünftel Schwierigkeiten mit den Nachbarn bzw. dem sozialen Umfeld. Vergleichsweise gering (mit rund
10%) ist dagegen das Gewicht von Faktoren wie Nähe zum Arbeitsplatz, bessere Verkehrsanbindung oder mehr Sicherheit
in der Wohnumgebung.
Sozialer Wohnbau entlastet Familieneinkommen
Die Analyse des Mietaufwands in Relation zum Haushaltseinkommen nach Wohnformen zeigt, dass - trotz der im
Durchschnitt geringeren Einkommen - die Mieterinnen und Mieter von Gemeinde- und von Genossenschaftswohnungen durch
Mietkosten deutlich weniger belastet werden. Im geförderten Wohnbau und im Gemeindebau gibt mehr als die Hälfte
an, weniger als 30% des Haushaltseinkommens aufzuwenden. Der Anteil der Mieterinnen und Mieter, die nach eigener
Einschätzung monatlich mehr als 40% ihres Haushaltseinkommens für die Miete aufwenden müssen, ist
bei privaten Mieten mit 23,8% fast doppelt so hoch wie unter Gemeindemieterinnen und -mietern mit 12,8%.
Mieten werden überwiegend als leistbar beurteilt
Obwohl 41,5% der Befragten ihre Miete subjektiv als hoch oder sehr hoch einstufen, geben nur 14,8% der befragten
Mieterinnen und Mieter an, sich ihre Miete nur mit Mühe leisten zu können. Mehr als die Hälfte der
Befragten kann sich diese nach eigener Einschätzung halbwegs leisten, 23,8% fällt das leicht und 4% der
Befragten sogar sehr leicht. Von Mieterinnen und Mietern in Genossenschaftswohnungen werden die Mietkosten vergleichsweise
als am wenigsten belastend empfunden.
Informationsbedarf bezüglich Mietrecht und Serviceangebote
Der Wissensstand bezüglich der Mietberechnung und der gesetzlichen Regelungen ist dürftig. Nur 4,5%
der Befragten glauben, sehr gut Bescheid zu wissen, mehr als 26% geben an, sich gut auszukennen. Fast zwei Drittel
der Befragten wissen eher nicht oder gar nicht Bescheid. In der jüngsten Befragtengruppen beträgt dieser
Anteil sogar knapp 80 Prozent. Der Wissensstand bezüglich der kostenlosen Serviceangebote der Stadt Wien ist
nur geringfügig besser. Nur 5,5% der Befragten geben an, über das kostenlose Angebot voll und ganz Bescheid
zu wissen und ein Drittel kennt sich einigermaßen aus. Dagegen meinen 26,6% der Wienerinnen und Wiener mehr
Information zu brauchen und knapp 30% geben an, noch gar nichts über diese Angebote zu wissen.
Eindeutiges Votum für ein klares und transparentes Bundes-Mietrecht
Die Frage, ob sich Wien noch stärker dafür einsetzen soll, dass die Mietpreisberechnung und das Mietrecht
transparenter geregelt werden, wird mit großer Mehrheit bejaht. 61,7% befürworten diese Intention auf
jeden Fall, weitere 27,4% eher schon. Nur rund 5% der befragten Bürgerinnen und Bürger sind gegen eine
solche Initiative.
Repräsentatives Ergebnis für die gesamte Wiener Wohnbevölkerung
Exakt 98.496 aller ausgefüllten Fragebögen, die innerhalb der Einsendefrist eingelangt sind, wurden erfasst
und elektronisch ausgewertet. "Die aufschlussreichen Ergebnisse sind repräsentativ für die gesamte
Wiener Bevölkerung. Die Beteiligung lag gleichmäßig verteilt auf alle Wiener Bezirke, alle Bevölkerungsgruppen
und auch alle Wohnformen. Die Ergebnisse sind ab sofort auch offiziell auf den Internetseiten der Stadt Wien zu
finden", so Wohnbaustadtrat Ludwig abschließend.
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