David Ryckaerts "Dulle Griet" im Fokus der Gemäldegalerie
Wien (khm) - Bereits zum sechsten Mal rückt die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums Wien
im Rahmen der Ausstellungsreihe "Ansichtssachen" ein außergewöhnliches Bild der Sammlung,
das aus Platzgründen nur selten gezeigt werden kann oder das durch jüngere Forschungsergebnisse zu einer
erneuten Betrachtung einlädt, in den Fokus und präsentiert sich so als lebendinger Ort der Forschung
und Wissensvermittlung.
Von 5. September bis 1. Dezember 2013 steht diesmal ein halb schaurig, halb komisches Bild des flämischen
Barock, die "Dulle Griet" (Tolle Grete) des Antwerpener Malers David Ryckaert im Mittelpunkt: Gemalt
um 1650/60, zeigt es eine hexenhafte Frau, vor deren Raserei die spukhaften Ausgeburten der Hölle angstvoll
zurückweichen. Lange als einfache Hexendarstellung missgedeutet, widmete sich Ryckaert mit seiner "Dullen
Griet" tatsächlich einer populären und vieldeutigen Frauenfigur der niederländischen Kultur,
die ein Jahrhundert zuvor bereits Pieter Bruegel d. Ä. in einem seiner bekanntesten Werke verewigt hatte.
Welch schillernde Bedeutung die "Dulle Griet" in der niederländischen Kunst und Kultur besaß
und wie sie etwa auch als Projektionsfläche männlicher Ängste diente, wird von Kuratorin Gerlinde
Gruber genauso sorgfältig nachgezeichnet wie Ryckaerts Auseinandersetzung mit der Bildtradition dieser Figur.
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