Upcyclingglasdesign aus Finnland im WAGNER:WERK Museum Postsparkasse der BAWAG PSK von 1. Oktober
bis 8. November 2013
Wien (kunstnet) - Im Rahmen seines Schwerpunktprogramms Design zeigt das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse
vom 1. Oktober bis 8. November 2013 die Ausstellung „SECOND LIFE. Upcyclingglasdesign aus Finnland“. Mit dieser
Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Finnischen Glasmuseum in Riihimäki entstanden ist, nimmt das WAGNER:WERK
Museum Postsparkasse zum mittlerweile fünften Mal an der Vienna Design Week teil.
Die in der Ausstellung präsentierten Glasarbeiten der finnischen Designer Jan Torstensson (*1953) und Jukka
Isotalo (*1962) zeigen deutlich, welche Spuren sich durch die ökologischen und ökonomischen Debatten
in den letzten Jahrzehnten in die Material-Anschauung eingeschrieben haben. Re-Design und Recycling sind (überlebens)not-wendige
Schritte in eine Zukunft, von der noch sehr ungewiss ist, wie sie aussehen und mit welchen Materialien sie leben
wird.
Finnisches Glasdesign
Auf die Designer und Designerinnen, die das finnische Glasdesign in den 1950er Jahren zu Weltruhm geführt
hatten, folgte eine junge Generation, die vor der schwierigen Aufgabe stand das anspruchsvolle Erbe der finnischen
Weltstars anzutreten. Diese junge Generation verbindet eine tief verwurzelte ökologische Sichtweise und ein
starkes individuelles Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft unseres Planeten. Da das Schmelzen von Glas
seit jeher viel Energie kostet und bei steigenden Energiekosten immer unwirtschaftlicher wird, haben die beiden
finnischen Künstler Jan Torstensson (*1953) und Jukka Isotalo (*1962) Recycling von Glas zur Grundlage ihrer
Designs gemacht.
Die Entwicklung des finnischen Glasdesigns
In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg traten finnische Glasmacher vor allem auf den Weltausstellungen von Barcelona
1929, Paris 1937 und New York 1939 international in Erscheinung und erfuhren dort erste Beachtung. Folgten die
von den aufstrebenden finnischen Glasfabriken in Barcelona ausgestellten Objekte noch allgemein verbreiteten internationalen
Mustern oder modernen schwedischen Vorbildern, war auf den Weltausstellungen von Paris und New York schon ein eigener
Stil erkennbar, der das finnische Glasdesign in der Nachkriegszeit zu Weltruhm führen sollte. Besonders stachen
in Paris und New York die Kreationen von Alvar Aalto und seiner Frau Aino hervor, die zu Ikonen des finnischen
Glasdesigns werden sollten.
Die Triennale von Mailand 1951 wurde zum bedeutendsten internationalen Forum der noch jungen Sparte Design. Hier
wurde auch der Weltruhm des finnischen Glasdesigns begründet. 1954 wiederholte sich der Erfolg – Tapio Wirkkala,
der durch seinen Erfolg in Mailand 1951 mit einem Schlag zu einem der international renommiertesten Designer avanciert
war, übernahm wieder die Ausstellungsarchitektur. Neben ihn traten jetzt v.a. Timo Sarpaneva und Kaj Franck
mit ihren einfachen, formschönen und funktionalen Entwürfen. Die finnischen Glasfabrikanten erkannten
sofort, welchen Wert die internationalen Erfolge der Designer für ihre Unternehmen im In- und Ausland hatten.
Nie zuvor und nie danach hatten die finnischen Glasdesigner so freie Hand beim Entwerfen von künstlerischen
Objekten und Gebrauchsgläsern. Es gibt wohl kaum ein Land, das der Glaskunst einen derart hohen Stellenwert
einräumt und in dem ein Glasdesigner angesehener war als ein Bildhauer, Maler oder Komponist. In den 1960er
Jahren fanden noch zwei Triennalen in Mailand statt, die sich aber immer stärker auf das Industriedesign konzentrierten
und so für die finnische Glasindustrie, die an der Schnittstelle von Kunstgewerbe und industrieller Fertigung
agierte, an Bedeutung verloren.
Eine neue Generation von GlasdesignerInnen: Von der Fabrik zum Studio
Auf die Designer und Designerinnen, die das finnische Glasdesign in den 1950er Jahren zu Weltruhm geführt
hatten, folgte eine junge Generation, die vor der schwierigen Aufgabe stand, das anspruchsvolle Erbe anzutreten.
Der Ausweg aus dieser Situation bestand darin, sich von der Industrie zu lösen, sich der in den 1960er Jahren
in den USA entstandenen ‚Studioglasbewegung’ zuzuwenden und in eigenen kleinen Studios ihre Werke selbst herzustellen.
Diese Antwort ist auch Ausdruck des immer stärker werdenden Interesses an individueller beruflicher und künstlerischer
Freiheit.
Die Glasarbeiten von Jan Torstensson
Jan Torstensson (*1953), von Beruf ursprünglich Maschinenbauer, belegte vorerst aus Neugier einen einfachen
Kurs, bevor er eine dreijährige professionelle Ausbildung zum Glasbläser absolvierte. Dennoch betrachtete
er die Glasmacherei vorerst noch als Hobby – erst als die Familie nach Kihniö in der Provinz Satakunta in
Westfinnland übersiedelte, wurde in dieser idyllischen Umgebung das Hobby endgültig zu Beruf und Berufung.
Torstensson begann, sein eigenes technisches Equipment zu planen und zu bauen. Die ersten Objekte waren traditionell
geblasene Gläser. 2005 entstand dann die Idee, Produkte aus Abfallglas zu entwickeln. Er experimentierte ungefähr
ein halbes Jahr, plante und baute wieder die für die Herstellung dieser neuen Produkte notwendigen Vorrichtungen
und entwarf erste Produkte, die sich für die Herstellung in kleinen Serien eigneten.
Als Hauptrohstofflieferanten konnte Jan Torstensson den Flughafen Helsinki-Vantaa gewinnen, von wo er ausgediente
Weinflaschen und Piccoloflaschen bezog und für die Fertigung von Trinkgläsern verwendete. Grundlage der
gesamten Tätigkeit des Glasstudios und eines der wichtigsten Ziele ist eine möglichst ökologische
Produktionsweise. Die Fertigung von Glas ist normalerweise sehr energieintensiv; die von Jan Torstensson entwickelten
Geräte und Öfen ermöglichen hingegen eine energiesparende und umweltfreundliche Fertigung. Dazu
trägt nicht zuletzt auch bei, dass das Abfallglas zumeist nicht vollständig eingeschmolzen wird, sondern
nur erwärmt zu werden braucht, um die von Torstensson entworfenen Formen entstehen zu lassen. Nicht nur für
seine Entwürfe, sondern zusätzlich auch für seine Material und Energie sparenden Fertigungsmethoden
und die sich so eröffnenden neuen Möglichkeiten, ist Torstensson im Jahr 2009 in Finnland ausgezeichnet
worden.
Die Glasarbeiten von Jukka Isotalo
Jukka Isotalo (*1962) fand seinen Weg zum Glasdesign und zum Recyclingglas auf völlig andere Weise. Ursprünglich
studierte Isotalo von 1985 bis 1987 an der Universität Helsinki Theaterwissenschaft mit dem Hauptfach Regie,
wechselte aber 1987 an die Universität für Kunst und Design (heute Aalto-Universität) Helsinki und
studierte dort Industriedesign. Das Studienjahr 1989/1990 verbrachte er in Schweden an der Stockholmer Konstfackskolan.
Daran schloss sich noch ein weiteres Semester an der Glasschule der renommierten schwedischen Glashütte Orrefors
an. Während dieses Auslandsaufenthalts entstanden Jukka Isotalos erste Produkte: aus den Resten einer Studentenparty
– leeren Weinflaschen – entwickelte er seine Geschäftsidee. Isotalo gab diesen Flaschen mit sogenannten kalten
Techniken, also ohne die Gläser zu erwärmen, ein völlig neues Äußeres und eine neue Funktion.
Schon im Abschlußjahr 1996 hatte er eine Einzelausstellung in Stockholm, wo seine künstlerischen Glasobjekte
ausgestellt und verkauft wurden. Zwei Jahre später gründete Jukka Isotalo seine eigene Firma Evolum AG.
Hier fertigt er seither eine Vielzahl unterschiedlicher Gebrauchsgläser, die alle aus Altglas entstehen: sein
Material - leere Weinflaschen - stellen ihm heute die besten Restaurants in Helsinki zur Verfügung. An Ausstellungen
im In- und Ausland nimmt er übrigens noch immer erfolgreich teil – ausschließlich mit Objekten aus Altglas.
2003 wurde Jukka Isotalo zum Kunsthandwerker des Jahres gewählt. Zu seinen Auftraggebern zählen die Stadt
Helsinki und das Umweltministerium Finnlands genauso wie finnische Großunternehmen und Banken, aber auch
internationale Marken wie etwa Rolls Royce. 2009 waren die Siegerpokale, die beim Weltcup im Slalom in Levi, Nordfinnland
überreicht wurden, von Isotalo entworfen worden – aus gebrauchten Weinflaschen.
Das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse wurde von der BAWAG PSK ins Leben gerufen und im Oktober 2005 eröffnet.
Es ist einem der wichtigsten österreichischen Architekten des 20. Jahrhunderts gewidmet. In einer permanenten
Ausstellung auf 354 m2 dokumentiert und veranschaulicht das Museum Otto Wagners wohl bedeutendsten Monumentalbau,
die Postsparkasse als Geldinstitut und als eines der wichtigsten programmatischen Gebäude der modernen Architektur.
Basierend auf der Bauaufgabe der „Erfindung einer neuen Bank“ wird mit den Materialien aus dem Archiv der Postsparkasse
sowie externen Archiven die Ideen- und Baugeschichte eines einzigartigen Bauwerkes von Otto Wagner nachvollzogen.
Das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse der BAWAG PSK ist von Montag bis Freitag von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.
Der Eintritt beträgt Euro 6,00; für Schüler, Studenten, Senioren und Gruppen gilt ein ermäßigter
Eintritt von Euro 4,00.
Gegen Vorweis einer Kundenkarte erhalten alle Kunden der BAWAG PSK freien Eintritt. Ergänzend zur permanenten
Ausstellung konzipiert und initiiert das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse der BAWAG PSK im Großen Kassensaal
jährlich zwei bis drei Sonderausstellungen, die sich mit Architektur und Design des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen.
Der Eintritt in die Sonderausstellungen ist frei.
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