Der um 50 Millionen Euro restaurierte Gebäudekomplex mit Mischnutzung
rund um das goldene Herzstück Sofiensäle wird ab Mitte September schrittweise fertig.
Wien (rk) - "Der Gebäudekomplex Sofiensäle war seit seiner Errichtung vor 175 Jahren immer
ein gemischt genutztes Objekt. Als Dampfbad errichtet, wurden früher Strauß-Konzerte abgehalten und
bis zum Brand 2001 die Clubbing-Nächte. Auch die Sofie neu wird unterschiedlich genutzt, wie ein gemischter
Satz sozusagen", bemerkte Bauträger Erwin Soravia bei der Baustellentour am 02.09. in Anlehnung an den
Wiener Wein. Er stellte das "Bauherrenmodell" der ifa AG - eine Tochter der Soravia Group - vor, das
sich dadurch auszeichnet, dass sich Investoren an den Kosten in Höhe von rund 50 Millionen Euro beteiligen.
In Zusammenarbeit mit der Stadt Wien, die das Vorhaben mit zwei Millionen Euro unterstützt, wurde ein neues
Konzept entwickelt, das es möglich macht, "Wohnen, Kultur und Freizeit im Herzen der Stadt in einem Areal
zusammenzuführen und gleichzeitig den Wienerinnen und Wienern ein attraktives Kulturgut zurückzugeben",
sagte Soravia.
Hochkultur einst und morgen
Trotz blanker Ziegelwände und verhülltem Festsaal werden Erinnerungen an rauschende Tanzabende geweckt.
Bereits in den 1840er-Jahren hat Schani Strauß in den Sofiensälen musiziert. Immer im Winter, wenn die
nach Erzherzogin Sophie benannte Schwimmhalle nicht anders genutzt werden konnte. Aber auch andere historische
Ereignisse fanden in der Marxergasse 17 statt: 1912 hielt Karl May dort seinen letzten öffentlichen Vortrag,
etwas später wurde der erste Tonfilm in Wien gezeigt. Nach einer Zweckentfremdung, als in den ehrwürdigen
Räumen die NSDAP gegründet wurde, hielt in den 1950er Jahren die Kultur wieder Einzug, mit den Opernaufnahmen,
die Herbert von Karajan mit den Wiener Philharmonikern schuf. Kultstatus erreichten die Räume in den 1990er-Jahren
mit den Clubbings. Das Aus bereiteten Flämmarbeiten am Dach 2001. Nach mehreren Besitzerwechseln übernahm
2010 die Soravia Group das ruinierte Bauwerk und vollbrachte in relativ kurzer Zeit eine Glanzleistung unter den
Argusaugen des Bundesdenkmalamtes.
Ein Kenner der Historie des Gebäudes und glühender Unterstützer der Wiedererrichtung ist Erich Hohenberger,
Bezirksvorsteher des 3. Bezirks. "Die Brandruine 2001 hat an die zerbombte Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg
erinnert. Glücklicherweise haben wir dem Denkmalschutz eine Erneuerung zu verdanken, die wir sonst nie wieder
bekommen hätten. Die Restaurierung der Sofiensäle bedeutet unbestritten eine Aufwertung des Grätzels",
freute sich der Bezirkschef.
Moderne Wohnungen im historischen Gebäude
Zuerst werden die Wohnungen fertig. Ab Mitte September ziehen die ersten MieterInnen ein. Noch sind die Bauarbeiter
und MalerInnen auf der Baustelle unterwegs. Sie werken unter anderem an den insgesamt 68 Wohnungen, nach Plänen
des Architekten Albert Wimmer. Zwar blieb Anfang September bei der Baustellentour der erhoffte Blick in einen vermuteten
golden schimmernden Saal verwehrt, dafür bot die Terrasse der Dachwohnungen eine schöne Aussicht auf
die Stadt: vom Riesenrad bis Wien Mitte.
Bis ins 2. Dachgeschoss sind frei finanzierte ebenso wie geförderte Wohnungen in der heißen Phase der
Endfertigung. Im März 2014 stehen den MieterInnen - und auch anderen Gästen - ein Fitness-Studio und
das Restaurant im Erdgeschoss zur Verfügung. Eine Bar und ein Hotel ergänzen die gemischte Infrastruktur
des ehrwürdigen Gebäudes. "Die größte Herausforderung neben dem Festsaal war die zweigeschossige
Tiefgarage mit 128 Stellplätzen", sagte Soravia.
"Coole" Ausstellungsräume
"Eine genaue Analyse der baulichen Reste sofort nach dem Brand hat gezeigt, dass die Erhaltung der Fassade
und des Festsaals gerechtfertigt ist. Nach den Redoutensälen ist das das zweitgrößte Wiederaufbauprojekt
der letzten Jahrzehnte“, zeigte sich Oliver Schreiber, Landeskonservator des Bundesdenkmalamtes Wien über
die „hervorragende Zusammenarbeit mit der ifa AG erfreut, die letztendlich sogar eine gute Lösung für
die Dachkonstruktion ermöglicht."
Wer sich selbst davon überzeugen will, kann das künftig bei der einen oder anderen Veranstaltung tun,
die eine 150-jährige Tradition in kultureller Nutzung fortführen. Ergänzend fügte Bauträger
Soravia hinzu: "KünstlerInnen-Ateliers gibt es zwar keine, aber zur Stärkung des Standortes wurden
Kreative bei der Vergabe der Wohnungen berücksichtigt und es gibt ab Mitte November mit dem Festsaal die coolsten
Ausstellungsräume, die man sich vorstellen kann". Ab Dezember 2013 kann der mit 70.000 Lagen Blattgold
versehene Festsaal sowie die Nebenräume auch für private Kunst- und Kulturveranstaltungen genutzt und
gebucht werden.
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