Von 4. September bis 6. Oktober 2013
Wien (lcg) – Jürgen Messensee, 1936 in Wien geboren, zählt zu den führenden künstlerischen
Protagonisten seiner Generation und nimmt einen fixen Platz im Kontext der Malerei und Zeichnung in Österreich
ein. Die Ausstellung zeigt vornehmlich Gemälde und Zeichnungen aus Messensees aktuellem Schaffen sowie ausgewählte
Arbeiten seit den späten 1980er-Jahren. Zu seinen bekanntesten Werkblöcken zählen die Bilder der
Infantinnen in Anlehnung an Diego Vélazquez, die 1993 im Kunsthistorischen Museum im Raum des spanischen
Barockmalers ausgestellt wurden.
Stets ist die Natur Vorbild von Messensees Bildern, vor allem die menschliche Figur, die der Künstler in eine
zeichenhafte Form mit deutlicher Tendenz zur expressiven Geste auflöst. Trotz der scheinbaren Spontaneität
im Prozess muss ein Zustand höchster Konzentration und Intuition erreicht werden, um zu in sich gestärkten
Bildfindungen zu gelangen. Messensee distanziert sich damit von Schnell- und Spontanmalereien. „Vor allem anderen
bedeutet das eine ungeheuerliche Anstrengung, die ich fast mit einem Trancezustand vergleichen möchte. Man
tut alles, damit dieser Zustand eintritt. Und wenn er eintritt, dann kann auch etwas geschehen. Geschieht das nicht,
dann passiert auch nichts, und das Ganze bleibt eine geradezu mechanische Angelegenheit. Man muss einen Zustand
erreichen, bei dem die Mitteilung, die man zu machen hat, aus einem herausspringt wie angeblich die Athene aus
dem Kopf des Zeus“, erklärt Messensee.
Es sind verschlüsselte Naturaneignungen, die sich als Schwimmerinnen, Katamarane, Münder motivisch manifestieren.
Trotz der abbildenden Dimension von Messensees Bildern, die sich in figurativen Kürzeln von Kopf, Mund oder
Körper zeigt, geht es niemals um ein rein optisches Erfassen der Wirklichkeit, sondern um gedankliche Notationen
der empfundenen Welt. Die Leinwand wird zum Notenblatt oder Schriftdokument; keine atmosphärischen Reize,
die malerisch übersetzt werden, sondern mentale Informationen, die sich seismografisch niederschlagen.
Oft verwendet Messensee Kalenderblätter als Bildunterlage, mit denen scheinbar ein zeitliches Moment vermittelt
wird. Der Raster fungiert als Koordinatensystem, zwischen dessen Achsen Ideen, Zeichen, Worte, Ereignisse und Motive
notiert werden. Messensee macht seine Kunst so zur geistigen Notation innerhalb einer zeitlichen Einheit.
In vielen aktuellen Arbeiten kommt zudem der Scanner zum Einsatz, der die kleine Zeichnung speichert. Mittels des
Inkjet-Verfahrens wird nun das Disegno auf die monumentale Leinwand übertragen. Die Idee oder Eingebung in
Form der Zeichnung wird zum Gemälde nobilitiert. Dabei geht es dem Künstler um Verschiebungen und Manipulationen
der Wahrnehmung: Was ist real und was ist Fiktion? Was ist „handgemacht“ und was mithilfe der Neuen Medien reproduziert?
Das Sehen selbst wird so zum Thema.
Die Ausstellung wird von Florian Steininger kuratiert.
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