Orleans (wissenschaft-frankreich) - Neben der Nutzung der Meeresströmung, deren
Potential in Frankreich auf bis zu 3 GW geschätzt wird, untersuchen Unternehmen auch die Errichtung von Turbinen
in den Flüssen, deren Wasserbewegungen gleichmäßig und vorhersehbar sind, und an Standorten, an
denen keine großen Wasserkraftwerke gebaut werden können. Der Fluss als Energiequelle ist zwar weniger
lukrativ als das Meer, jedoch schätzt das Unternehmen Navigant Research sein Potential bis 2025 auf eine weltweit
kumulierte installierte Leistung von 3 GW. Ein junges KMU aus Grenoble (Isère) versucht nun, sich diesen
neuen Markt zunutze zu machen.
2001 wurde das Forschungsprogramm Harvest (für Strömungsturbinen mit vertikaler stabilisierter Drehachse)
ins Leben gerufen, in dessen Rahmen bereits neun internationale Patente eingereicht wurden. 2010 haben die Ergebnisse
zur Gründung des Unternehmens Hydroquest und zum Bau einer Turbine in einem Zuführungskanal eines EDF-Wasserkraftwerks
geführt. Im Rahmen des Harvest-Programms wurde das Projekt Hydrofluv mit EDF als Partner gestartet, mit dem
Ziel, Anfang 2014 eine Turbine ein Jahr lang in einer natürlichen Umgebung zu testen – in Orleans (Loire).
Die Gesamtkosten des Projekts werden auf 2,46 Millionen Euro geschätzt.
Mit einem Gewicht von nur 2 Tonnen schwimmt diese Strömungsturbine und kann an einen Lastkahn (6 m lang, 5
m breit) gehängt werden, der überall dort andocken kann, wo der Tiefgang über zwei Meter beträgt.
Die Turbine besteht aus einem Turm mit zwei gegenläufig verstellbaren Säulen aus Cross-Flow-Turbinen
(Gesamtbreite 1,5 m), deren Anzahl der Tiefe des Standorts angepasst werden kann. Sie sind durch Dauermagnetgeneratoren
miteinander verbunden und werden durch Gitter vor Abfällen aus dem Wasser geschützt.
In Orleans wird jede Säule aus zwei Turbinen bestehen, die von einer Wasserströmung mit einer Fließgeschwindigkeit
von 2 bis 3 m/s betrieben werden – die Mindestgeschwindigkeit für den Betrieb des Systems beträgt 1,5
m/s. Unter diesen Bedingungen wird die Leistung der Anlage zwischen 30 und 50 kW liegen. Ziel des Unternehmens
sind Turbinen mit einer Leistung von 200 kW (je nach Standort).
Um die Leistung der Anlage zu erhöhen, gaben die Forscher den Verschalungselementen der Turbinen eine asymmetrische
Form. Sie wollen damit einen Auffangeffekt erzeugen, um die Bewegung des Wassers zu beschleunigen. Ein weiteres
technisches Detail: Der Turm wird an einem Zapfen aufgehängt und kann somit angehoben werden. Dies erleichtert
die Einrichtung und die Verschiebung des Systems sowie seine Wartung, die außerhalb des Wassers stattfindet.
Nach Schätzungen von Hydroquest werden die Kosten für den erzeugten Strom zwischen 100 und 180 Euro pro
Megawattstunde liegen. Dies ist zwar teurer als der französische Gesamtdurchschnitt von 50 Euro, jedoch preiswerter
als Solarstrom.
Für Interessenten: Das Hydrofluv-Projekt wird vom 18. bis 22. September 2013 in Orleans während des “Festival
de Loire” vorgestellt, noch vor dem Full-Scale-Test, der zu Beginn des nächsten Jahres durchgeführt wird.
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