Nachbericht zur Jahrestagung des Ilse Arlt Instituts
St. Pölten St. Pölten (fh) - Das diesjährige Herbstsymposium des Ilse Arlt Instituts für
Soziale Inklusionsforschung an der FH St. Pölten beschäftigte sich mit Fragen rund um ein gutes Leben,
Individualismus und Demokratie in Bezug zu Sozialer Arbeit. “Lebenslust und Lebensfreude ist letztendlich das wesentliche
Ziel der Sozialen Arbeit. Soziale Arbeit hat viel mit Demokratie zu tun. Der Zweig, der mit Gemeinwesen, mit Arbeit
in der Community zu tun hat, hat immer die Partizipation als wesentliches Ziel gehabt“, erklärt Peter Pantuc(ek,
Studiengangsleiter für Soziale Arbeit an der FH St. Pölten, das Motto der Veranstaltung vom Abend des
19.09.
Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie seien Voraussetzungen dafür, dass die Soziale Arbeit erfolgreich
zum sozialen Zusammenhalt in einer Gesellschaft beitragen kann. Rund 150 TeilnehmerInnen folgten den Vorträgen
aus Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit.
Partizipation und Selbstermächtigung
Werner Freigang von der Hochschule Neubrandenburg ging in seinem Vortrag darauf ein, dass Demokratie und Partizipation
ein mühsames Geschäft seien, das zu Zeitverzögerungen und Unberechenbarkeiten führt – sowohl
in der Familie, wie auch in der Politik. Kommunikation könne schließlich Konflikte hervorrufen.
Veränderungen der Gesellschaft würden oft mit der Veränderung des Alltags beginnen, mit der Akzeptanz
von Abweichungen, alternativen Lebensentwürfen und der Infragestellung bestehender Machtverhältnisse.
In Bezug auf die Soziale Arbeit beginne Partizipation mit der Diagnostik: Es gehe darum, neue Strategien zu entwickeln,
gemeinsam Auswege und Lösungen zu suchen und KlientInnen zur Selbstermächtigung zu helfen.
Demokratie und Soziale Arbeit
Klaus Posch, Studiengangs- und Transferzentrumsleiter für Soziale Arbeit und Sozialmanagement an der FH Joanneum
Graz, sprach zum Verhältnis zwischen Demokratie und Sozialer Arbeit. So könne sich Soziale Arbeit nur
in demokratischen Verfassungsstaaten entwickeln. Darüber hinaus sei Demokratie ohne wohlfahrtsstaatliche Prinzipien
nicht möglich und im Gegenzug sei Soziale Arbeit eine der tragenden Säulen der Wohlfahrt.
Psychische Störungen im Zeitalter des Turbo-Kapitalismus
Die Zunahme von Depressionen, Burnout, Borderline- oder Essstörungen beleuchtete der Vortrag des deutschen
Psychologen und Soziologen Heiner Keupp vom Fachgebiet Reflexive Sozialpsychologie am Department Psychologie der
Ludwig-Maximilians Universität München. Ein neuer „globalisierter Netzwerkkapitalismus“ habe die Alltagserfahrungen
der Menschen nachhaltig verändert und sich auf deren Selbstbilder und Normalitätsvorstellungen ausgewirkt.
Die Häufung spezifischer Krisen verweise über einzelne Personen hinaus und mache es erforderlich, den
kulturell-gesellschaftlichen Hintergrund zu beleuchten und zu benennen, der diese Krisen fördert.
Soziale Arbeit als Lebensschule
Ein besonderer Anlass war heuer der 60. Geburtstag von Peter Pantuc(ek, Studiengangs- und Fachbereichsleiter für
Soziale Arbeit an der FH St. Pölten und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Soziale
Arbeit (OGSA). Seine Begeisterung für Soziale Arbeit ist noch lange nicht erloschen: „Spannend an der Sozialen
Arbeit ist, dass man viel lernen kann – vor allem von den Klienten und Klientinnen selbst. Und dass man in verhältnismäßig
kurzer Zeit – wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen – so viel über das Leben und die Lebensmöglichkeiten
lernen kann, was man sonst in 50 Jahren nicht lernt“, sagt Pantuc(ek, der maßgeblich an der Entwicklung der
Studiengänge für Soziale Arbeit auf Fachhochschulebene beteiligt war und in den vergangenen Jahren zahlreiche
Weiterbildungslehrgänge für Soziale Berufe entwickelte.
Auch derzeit arbeitet Pantuc(ek an weiteren Studiengängen. „Wir brauchen in der Sozialen Arbeit intelligentere
Hilfe. Dafür braucht es auch mehr hochqualifiziertes Personal und Mittel für Forschung und Entwicklung“,
so Pantuc(ek.
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