Wien (wifo) - Mehr als die Hälfte der jungen technologieorientierten Unternehmen verfügen in der Phase
der Markteinführung ihrer Innovationen nicht über die gewünschte Unternehmensfinanzierung. Die Folge
sind zumeist eine Verzögerung der Markteinführung und eine weniger intensive Bearbeitung der Märkte.
Betroffen sind vor allem Aktivitäten des Vertriebsaufbaues und Markterschließungsaktivitäten, aber
auch teilweise der Personalaufbau in der Produktion. Die Finanzierungsbeschränkungen sind primär auf
Eigenkapitallücken zurückzuführen, da die Unternehmen in dieser Phase andere Finanzierungsformen
als Eigenkapital als weniger geeignet für ihr Unternehmen betrachten.
Finanzierungsbeschränkungen spielen in der Diskussion um wirtschaftspolitische Eingriffe im Bereich der Innovations-
und Gründungspolitik eine wichtige Rolle. Unvollkommene Finanzmärkte werden oft als wichtiges Marktversagen
wahrgenommen, das besonders technologieorientierte neugegründete Unternehmen an der Umsetzung volkswirtschaftlich
relevanter Projekte hindert. In der wirtschaftspolitischen Diskussion werden Eigenkapital- und Fremdkapitalbeschränkungen
oft undifferenziert betrachtet. Dies ist aber nicht zielführend, da sich die mit Eigenkapital und Bankkrediten
verbundenen Kosten und Anreize zwischen Unternehmen und Kapitalgebern unterscheiden.
Eine WIFO-Umfrage liefert ein deutliches Bild von den Finanzierungsbeschränkungen junger technologieorientierter
Unternehmen: Rund 65% der befragten Unternehmen sind demnach von Finanzierungsbeschränkungen betroffen. Für
nur 8% dieser Unternehmen hatten die Beschränkungen keine Auswirkungen auf Innovationsprojekte. Finanzierungsbeschränkungen
haben oft Verzögerungen der Innovationsprojekte (47% der finanzierungsbeschränkten Unternehmen) oder
auch die Einstellung des Innovationsverfahrens zur Folge (22%). 14% der finanzierungsbeschränkten Unternehmen
berichteten über eine Änderung der technischen Ausrichtung, 9% über eine Anpassung der Marktausrichtung
der Innovationsvorhaben.
In der Markteinführungsphase waren die Auswirkungen von Finanzierungsbeschränkungen weniger gravierend.
Rund 58% der Unternehmen waren in der Vergangenheit im Zuge der Markteinführungsphase neuer Produkte Finanzierungsbeschränkungen
unterworfen. In dieser Phase erforderten Finanzierungsbeschränkungen zumeist eine Verzögerung (38% der
Nennungen) oder eine wenige aufwändige Markeinführung (49% der Nennungen). Weniger häufig wurde
eine Markeinführung deshalb eingestellt (2% der Nennungen) oder ein vereinfachtes Produkt eingeführt
(9% der Nennungen).
Alle befragten Unternehmen bezeichneten Kapitalaufstockungen durch externe Investoren zur Finanzierung ihres Unternehmens
als gut, Bankkredite dagegen als weniger gut geeignet (Abbildung 2). Finanzierungsbeschränkte Unternehmen
bemühen sich intensiver um unterschiedliche Finanzierungsformen nicht finanzierungsbeschränkte, und sie
schätzen die Eigenkapitalfinanzierung (auch durch externe Investoren) für die Finanzierung der Einführung
innovativer Produkte und Verfahren durch ihr Unternehmen häufiger als besser geeignet ein. Formen der Eigenkapitalfinanzierung
sind demnach aus Sicht der Unternehmen für die Phase der Markteinführung riskanter technologieorientierter
Projekte junger Unternehmen besser geeignet als die Bankenfinanzierung.
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