Hundstorfer/Katzian:
IFES-Studie bestätigt, dass ArbeitnehmerInnen in Österreich sehr flexibel sind
All-In-Verträge sind eine Seuche, die bereits massiv auf Arbeiter und Angestellte
übergegriffen hat
Wien (sk) - Eine repräsentative IFES-Studie ergibt, dass die täglichen und wöchentlichen
Höchstarbeitszeitgrenzen völlig ausreichend sind und nur jeder fünfte Beschäftigte sich eine
Verlängerung vorstellen kann. Auch werden bei den Überstunden zum größten Teil nicht die kollektivvertraglich
vorgesehenen Zuschläge bezahlt. "Da werden sehr, sehr viele Beschäftigte um ihr Geld gebracht",
beklagte FSG-Vorsitzender Wolfgang Katzian am 19.09. in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Sozialminister Rudolf
Hundstorfer und Georg Michenthaler vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES). "Österreich
hat bei den Vollzeitbeschäftigten mit 41,8 Stunden die zweithöchste wöchentliche Arbeitszeit in
Europa, nur Großbritannien hat mehr. Da den österreichischen Arbeitnehmern zu unterstellen, dass sie
nicht flexibel sind, ist daher massiv abzulehnen", betonte Hundstorfer.
300 Millionen Überstunden pro Jahr bei 3,6 Millionen Beschäftigtenverhältnissen werden über
die Sozialversicherung abgerechnet. Von diesen 3,6 Mio. wechselt pro Jahr 1,6 Mio. den Dienstgeber. Das zeige,
dass die ArbeitnehmerInnen sehr flexibel sind, betonte Hundstorfer.
"Wir sagen: Ja zur Flexibilität, aber unter bestimmten Bedingungen", nannte Hundstorfer hier vor
allem Transparenz. Es müsse etwa ganz klar sein, was das Grundgehalt ist und was die Pauschale, um die Kontrolle
zu haben, ob der Kollektivertrag unterlaufen werde. Was die All-In-Verträge betreffe, so wolle man eine Beschränkung
auf leitende Angestellte, sagte Hundstorfer. Es sei "nicht nachvollziehbar", dass auch Arbeiter unter
diesen Verträgen beschäftigt werden. "Wir sind für Flexibilität, aber die Menschen sollen
von der Flexibilität auch ihren Anteil haben", betonte Hundstorfer.
"Immer dann, wenn die schönen Schalmeientöne der Flexibilität wegfallen und es darum geht,
auf den Tisch zu legen, was das in finanzieller Abgeltung bedeutet, sind die Arbeitgeber 'schmähstad' und
es gibt kein Angebot", spricht Katzian aus der gewerkschaftlichen Verhandlungspraxis. "All jene, die
von Entfesselung und mehr Flexibilität sprechen, wollen in Wirklichkeit eine Umverteilung von den Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmern zu den Unternehmern", betonte Katzian. "All-In-Verträge sind eine inakzeptable
arbeitsvertragsrechtliche Seuche geworden", die bereits massiv auf Arbeiter und Angestellte übergegriffen
hat. Auch würde die Studie deutlich zeigen, dass diejenigen, die suggerieren, dass die Arbeitnehmer sich mehr
Flexibilisierung geradezu wünschen würden, Lügen gestraft.
Konkret leisten 26 Prozent der ArbeitnehmerInnen häufig, 31 Prozent gelegentlich, 21 Prozent selten sowie
23 Prozent nie Überstunden. Bei 27 Prozent werden diese mit Geld abgegolten, bei 47 lediglich mit Zeitausgleich,
bei 19 teils, teils und bei 8 Prozent gar nicht. Bei insgesamt 59 Prozent der Beschäftigten werden diese Überstunden
lediglich eins zu eins abgegolten und nur bei 25 mit Zuschlägen.
17 Prozent der Arbeiter und 15 Prozent der einfachen Angestellten haben eine Überstundenpauschale. All-In-Verträge,
also Verträge, bei denen Zuschläge nicht abgegolten werden, gibt es schon bei 19 Prozent der Arbeiter
und bei 19 Prozent der Angestellten, obwohl diese Form der Verträge nur für leitende Angestellte konzipiert
wurde. Arbeitszeiten von mehr als 10 Stunden pro Tag kommen insgesamt bei 11 Prozent der Beschäftigten häufig
vor und bei 16 Prozent gelegentlich. 18 Prozent der Beschäftigten mit Überstundenpauschale geben an,
häufig Überstunden zu machen und 23 gelegentlich. Bei den All-In-Verträgen sind das 16 Prozent (häufig)
und 22 Prozent (gelegentlich). Die überwältigende Mehrheit von insgesamt 76 Prozent der Befragten ist
eher oder sehr gegen eine Anhebung der erlaubten Höchstarbeitszeit.
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Steindl: Flexiblere Arbeitszeiten sichern Arbeitsplätze
Flexibilisierung schafft Win-Win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber – SPÖ-Plakate
bringt keine Arbeitsplätze
Wien (övp-pk) - "Flexible Arbeitszeiten bedeuten eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Unternehmer können dadurch besser auf Auftragsspitzen und Leerläufe reagieren und die Arbeitnehmer profitieren
von sicheren Arbeitsplätzen auch in Krisenzeiten", sagt der Vorsitzende des parlamentarischen Wirtschaftsausschusses,
Konrad Steindl, zu den Aussagen des SP-Sozialministers.
Auch wenn es die Sozialisten wiederholt falsch verstanden haben, geht es der ÖVP bei der Flexibilisierung
nicht um die Anhebung der Regelarbeitszeit. 38,5 Stunden bleiben 38,5 Stunden, 40 Stunden bleiben 40 Stunden. Alles
was darüber liegt gilt wie bisher als Überstunden und wird als solche ausbezahlt. "Österreich
muss ein attraktiver Wirtschaftsstandort bleiben. Dazu brauchen wir starke Klein- und Mittelbetriebe, die wir auf
allen Ebenen entlasten wollen. Nur so schafft man nachhaltig Arbeitsplätze. Die Strafbesteuerung von Überstunden
dagegen, wie sie die SPÖ plant, ist hier genau das falsche Signal", so Steindl. Dass die Genossen das
Ein-mal-Eins der Wirtschaft nicht verstehen, haben sie wiederholt bewiesen: "Konsum- Pleite, BAWAG-Skandal,
der Salzburger SPÖ-Finanzskandal oder die Linzer Swap-Affäre sind dabei nur die Spitze des Eisbergs",
so Steindl, und abschließend: "Ständig Arbeit zu plakatieren, aber erfolgreiche Best-Practice-Modelle
zu ignorieren und mit Panikmache schlechtzureden, ist eine Farce und zeugt von wirtschaftlicher Inkompetenz. Es
ist Zeit für einen Kanzlerwechsel. Denn ein guter Kanzler kurbelt die Wirtschaft an und schafft Arbeitsplätze.
Doch Faymann bremst das Wachstum mit permanenten Steuern-Forderungen und macht Unternehmern das Leben schwer."
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