Wien (verbund) - Zum 6. Mal findet die VERBUND-Energiekonferenz energy 2050 in Fuschl am See statt. Von 18.
bis 20. September treffen sich rund 250 hochrangige Vertreter der österreichischen und internationalen Wirtschaft,
Politik und Verwaltung, NGOs und Wissenschaft, um über kontroverse und zukunftsweisende Themen der Energiebranche
zu diskutieren.
Die europäische Energiewirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Das Ziel einer möglichst
CO2 neutralen Energieversorgung bis 2050 erfordert eine radikale Veränderung der gesamten Energielandschaft.
Unter dem Titel „Setzt die Energiewende Europa unter Strom“ beschäftigt sich die diesjährige VERBUND-Energiekonferenz
energy 2050 mit den politischen, ökologischen, technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekten,
die für ein zukunftsfähiges Energiesystem zu berücksichtigen sind.
Die Situation am europäischen Strommarkt ist alarmierend: Die ausufernden Fördersysteme für Strom
aus erneuerbaren Energien haben zu Verwerfungen auf dem europäischen Strommarkt geführt. Massive Investitionen
in zumeist volatile Erzeugungskapazitäten, wie Wind- und Solarenergie, bewirkten einen Preisrückgang
am Großhandelsmarkt. Nicht geförderte aber für eine sichere Versorgung nötige Kraftwerkskapazitäten
werden zusehends aus dem Markt gedrängt. Die Kosten für die Haushalte steigen, und die Akzeptanz der
Konsumenten, für die Energiewende zu bezahlen, sinkt.
Mehr Europa, mehr Wettbewerb und weniger Bürokratie
VERBUND Vorstandsvorsitzender und energy 2050 Gastgeber Wolfgang Anzengruber. „Wir unterstützen als stark
erneuerbarer Stromerzeuger die Energiewende, plädieren aber auch für die Leistbarkeit und sichere Verfügbarkeit
von Strom. Energie und vor allem Strom sind nicht nur alltägliche Komfortfaktoren, sondern wesentliche Standort-
und damit Arbeitsplatzfaktoren. Dazu braucht es mehr europäische Koordination, vor allem bei den öffentlichen
Förderungen für Wind- und Sonnenstrom, aber auch beim Netzausbau, bei der Neugestaltung des CO2-Marktes
und beim Strommarktdesign.“ Damit die Energiewende gelingt, müssen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an
einem Strang ziehen. Es braucht technischen Fortschritt und innovative Lösungen sowie eine breite Unterstützung
in der Gesellschaft für Energieeffizienz. „Wir müssen gemeinsam Verantwortung übernehmen und jetzt
die Weichen für eine nachhaltige Energiepolitik für künftige Generationen stellen. Nur dann ist
langfristig die Versorgungssicherheit aus erneuerbaren Energiequellen bei akzeptablen Energiepreisen und ohne Einschränkungen
für den Klimaschutz möglich“, so VERBUND Vorstandsvorsitzender Anzengruber.
„Mehr Europa, mehr Wettbewerb und weniger Bürokratie“ lautet auch die Forderung von Professor Dr. Marc Oliver
Bettzüge, Direktor des Energiewissenschaftlichen Instituts der Universität Köln (EWI), der in seinem
Beitrag den Zwischenstand der Energiewende in Europa analysiert. „Die sogenannte deutsche „Energiewende ist überbestimmt,
unvollständig und unausgewogen“, analysiert Professor Bettzüge, „es mangelt ihr neben einem schlüssigen,
kompletten und konsistenten Zielsystem auch an einem klaren Umsetzungskonzept.“ Über die gemeinsame Preiszone
in Österreich und Deutschland spürt der österreichische Markt die Auswirkungen der deutschen Energiewende
besonders stark. Der Großhandelspreis an der Strombörse sinkt, die Kapazität der Netze wird ausgereizt.
Energiewende besser abstimmen, Marktintegration der Erneuerbaren vorantreiben
„Die Energiewende erfordert eine bessere Abstimmung auf der europäischen Ebene. Gleichzeitig müssen wir
die Marktintegration der Erneuerbaren Energien auf allen Ebenen vorantreiben und vor allem die Netze und Speicher
schrittweise ausbauen“, nennt Wirtschafts- und Energieminister Reinhold Mitterlehner die zentralen Herausforderungen.
„Wenn es an einzelnen Tagen sogar negative Strompreise gibt, gleichzeitig aber Industrie, Wirtschaft und Haushalte
mit hohen Energiekosten zu kämpfen haben, ist eine Kurskorrektur notwendig. Denn die Energiepreise sind im
internationalen Wettbewerb mehr denn je ein wichtiger Standortfaktor“, betont Mitterlehner. „Anders als in Deutschland
haben wir in Österreich ein ausgewogenes Ökostromgesetz etabliert, das die Erneuerbaren Energien ambitioniert,
aber gleichzeitig möglichst effizient fördert. Diesen Standortvorteil wollen wir auch in Zukunft sichern
und ausbauen. Dafür müssen wir die Ökostromtechnologien noch stärker in Richtung Marktreife
führen“, so Mitterlehner.
Unter den Vortragenden
Unter den weiteren Gastrednern der energy 2050: Prof. Dr. Ing. Manfred Fischedick, Vizepräsident des Wuppertal
Institutes für Klima, Umwelt, Energie; Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur für Elektrizität,
Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen; Mag. Wilhelm Molterer, Vizepräsident der Europäischen
Investitionsbank; Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes.
An den drei Konferenztagen geht es um Herausforderungen und Chancen bei der Energiewende sowie den Umbau des Energiesystems.
In Diskussionsrunden und Workshops geht es um Fragen wie „Braucht es mehr Staat oder Markt?“, „Wie sind Klima-
und Umweltschutz, Versorgungssicherheit und erschwingliche Strompreise auf einen Nenner zu bringen?“ oder „Speicher
und Netze- wo sind die missing links der Energiewende?“ Best Practices werden präsentiert und gemeinsam mögliche
Lösungen erarbeitet. Denn ja, die Energiewende setzt Europa unter Strom. Aber ein Gelingen ist möglich:
Dazu müssen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an einem Strang ziehen. Wolfgang Anzengruber: „Wir müssen
daher gemeinsam Verantwortung übernehmen und jetzt die Weichen für eine nachhaltige Energiepolitik für
künftige Generationen stellen. Nur dann ist langfristig die Versorgungssicherheit aus 100% Erneuerbaren Energiequellen
bei akzeptablen Energiepreisen und ohne Einschränkungen für den Klimaschutz möglich.“
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