Wien (tu) - Wenn man an Wiens Taxi-Standplätzen Schnellladestationen installieren würde, könnte
man Funkttaxi-Flotten elektrisch fahren lassen – das ist das Ergebnis einer Studie, die am 18. September 2013 an
der TU Wien vorgestellt wurde. Elektroautos sind zwar billig im Betrieb, aber verhältnismäßig teuer
in der Anschaffung. Am wirtschaftlichsten sind also Elektroautos, die intensiv genutzt werden – und zwar am besten
auf vielen einzelnen kürzeren Strecken, weil man lange Fahrten unterbrechen müsste um die Batterie aufzuladen.
Das entspricht genau dem Bewegungsprofil von Taxis. Die TU Wien hat daher gemeinsam mit AIT, Wien Energie Stromnetz
und Taxi 31300 untersucht, ob sich eine Funktaxiflotte in Wien auf Elektrobetrieb umstellen lassen würde.
Das Ergebnis: Der Umstieg wäre mit überschaubaren Investitionskosten durchführbar und würde
große Mengen CO2 einsparen.
Echte Taxi-Daten als Grundlage
Die Basis für die Studie waren anonymisierte GPS-Daten der Wiener VermittlungsgmbH Taxi 31300, die vom AIT
aufbereitet und dann von der TU Wien analysiert wurden. „Zunächst sahen wir uns an, wie viele der tatsächlich
absolvierten Taxi-Schichten genauso mit einem Elektroauto möglich gewesen wären, ohne das Fahrverhalten
zu ändern“, erzählt Markus Litzlbauer vom Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe der
TU Wien.
Schon wenn man bloß von Schnellladestationen an den 25 wichtigsten Taxistandplätzen und von einer mäßigen
Batterie-Kapazität von 24 kWh ausgeht, lassen sich bereits 25% der Funktaxischichten in genau derselben Form
auch mit Elektroautos durchführen. Bei doppelter Batteriekapazität und Ladeleistung sowie doppelt so
vielen Ladestationen erreicht man bereits eine Erfüllbarkeitsrate von 75%.
„In der Praxis würde man allerdings bei einem Umstieg auf Elektroautos auch die Vermittlung der Fahrten anpassen“,
erklärt Markus Litzlbauer. „Die Funktaxizentrale könnte gezielt voll aufgeladene Taxis für längere
Fahrten einsetzen und Taxis mit leerer Batterie eher zur nächsten Ladestation schicken.“ Mit solchen Maßnahmen
wäre der Betrieb einer elektrischen Funktaxiflotte zweifellos möglich. Schwierigkeiten gäbe es bloß
bei eher ungewöhnlichen besonders langen Taxifahrten – etwa von Wien nach Linz. Für solche Fälle
könnten Taxi-Gesellschaften einzelne Benzinautos bereithalten.
Kein Problem fürs übergeordnete Stromnetz
Ganz wesentlich für die Umsetzbarkeit ist die Frage, ob Wiens Stromnetz mit der großen Leistungsabnahme
an den Ladestationen zurechtkommen würde. „Nach all unseren bisherigen Modellrechnungen wären die Ladestationen
für das Mittelspannungsnetz kein Problem“, sagt Litzlbauer. Lediglich im Niederspannungsnetz – also auf dem
Weg vom Transformator bis direkt zur Ladestation – müsste man vorsichtig sein.
Wenn mehrere Autos gleichzeitig an derselben Ladestation im Schnellladeverfahren aufgeladen werden sollen, könnte
das die Niederspannungsleitungen überlasten. Doch auch dieses Problem wäre lösbar: Entweder durch
ein intelligentes System, das die Maximalleistung begrenzt und jene Fahrzeuge am schnellsten auflädt, die
es am dringendsten brauchen, oder durch das Verlegen leistungsfähigerer Stromleitungen.
Überschaubare Kosten
Das Forschungsteam der TU Wien berechnete auch die Kosten, die für ein Taxiunternehmen anfallen würden.
Über den typischen Lebenszyklus des Taxis hinweg erweist sich die Elektro-Variante dabei als absolut konkurrenzfähig.
Ob das Elektroauto letztlich billiger kommt, hängt davon ab, mit welchem Benzin-Fahrzeugtyp man es vergleicht.
Für den Umstieg wäre allerdings zunächst der Aufbau einer adäquaten Ladeinfrastruktur notwendig.
„In Wien wäre das mit Investitionskosten im einstelligen Millionen-Euro-Bereich möglich“, sagt Markus
Litzlbauer. Der Gewinner dabei wäre die Umwelt: Ein Umstieg von 50% der insgesamt 2500 Wiener Funktaxis auf
Elektrofahrzeuge ergäbe eine Einsparung von 10.000 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr, rechnet die Studie
vor. Außerdem sind Elektrofahrzeuge deutlich leiser, die Lärmbelastung in der Stadt würde sinken.
Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe:
http://www.ea.tuwien.ac.at
Forschungsprojekt ZENEM:
http://www.ea.tuwien.ac.at/projekte/zenem/
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