BCG-Studie: Bei vielen Unternehmen besteht deutliche Lücke zwischen Wachstumsanspruch
in den Emerging Markets und lokalem Kompetenzprofil
Wien (bcg) - Emerging Markets im Fokus: Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der international agierenden
Unternehmen erwarten, dass sie künftig ihren Marktanteil in den Emerging Markets steigern werden. Doch nur
13 Prozent von ihnen fühlen sich gewappnet, um sich in diesen Märkten gegenüber lokalen Wettbewerbern
erfolgreich zu behaupten. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie Playing to Win in Emerging Markets der Boston
Consulting Group (BCG), die auf einer Umfrage unter mehr als 150 Führungskräften international tätiger
Unternehmen beruht.
Die Ergebnisse verdeutlichen die Diskrepanz zwischen den Ambitionen globaler Konzerne in den Emerging Markets und
den erforderlichen Erfolgsfaktoren. In den Konzernen weiß man, dass zur Förderung des eigenen Wachstums
die aufstrebenden Märkte benötigt werden - aber man hat noch kein Erfolgsrezept gefunden. So macht beispielsweise
das Geschäft in den Emerging Markets durchschnittlich 28 Prozent der Erträge in den befragten Unternehmen
aus, doch nur neun Prozent der Führungsmannschaften haben ihren Sitz dort.
"Die Emerging Markets tragen aktuell zu rund 40 Prozent des globalen BIP und zu einem noch höheren Anteil
des BIP-Wachstums bei. Viele dieser Märkte werden von ambitionierten lokalen Wettbewerbern dominiert, die
meist über hervorragendes lokales Wissen und solide Beziehungen zur öffentlichen Hand bei zugleich geringen
Kostenstrukturen verfügen. Internationale Konzerne haben daher keine leichte Aufgabe", sagt Nikolaus
Lang, Senior Partner bei BCG und Leiter der Praxisgruppe Global Advantage.
Die BCG-Experten baten mehr als 150 Führungskräfte, die relative Bedeutung von 13 Fähigkeiten in
den Emerging Markets und die tatsächliche Performance ihres Unternehmens in diesen Kategorien zu bewerten.
Dabei zeigte sich, dass die Fähigkeiten, die als die wichtigsten angesehen wurden, zugleich diejenigen sind,
in denen die Unternehmen ihrer eigenen Einschätzung nach am schwächsten sind. Insbesondere gaben die
Befragten an, dass in ihren Unternehmen das größte Performance-Defizit im Bereich Mitarbeitergewinnung
und -haltung lokaler Mitarbeiter besteht.
Darüber hinaus sehen Führungskräfte Verbesserungspotenzial hinsichtlich der Entwicklung starker
lokaler Führungskräfte, des Aufbaus lokaler Geschäftsmodelle und der Entwicklung von Wachstums-
und Realisierungsplänen - alles Fähigkeiten, in denen die Performance-Lücke größer als
20 Prozent ist. Tatsächlich geht keiner der Befragten davon aus, dass sein Unternehmen alle erforderlichen
Fähigkeiten besitzt, um die gesetzten Ziele in den Emerging Markets zu erreichen.
"Unsere Befragung verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen Unternehmen in den Emerging Markets stehen,
und wie wichtig es ist, sie anzugehen", erklärt Nikolaus Lang.
Viele Märkte - viele Prioritäten
Trotz des verlangsamten Wachstums bleibt China der wichtigste aufstrebende Markt für international tätige
Konzerne. Mehr als vier von fünf Konzernen (83 Prozent) nannten China als wichtigen Markt. Brasilien und Indien
wurden von jeweils 57 Prozent der Führungskräfte als wichtige Emerging Markets genannt, gefolgt von Südostasien
(46 Prozent) und Russland (42 Prozent) auf dem vierten und fünften Platz der Emerging-Markets-Rangliste.
"Aufgrund der Größe seiner Wirtschaft und des schnellen Wachstums der Mittelschicht sowie der wohlhabenden
Bevölkerung bleibt China die Destination der Wahl für die meisten Konzerne", sagt BCG-Experte Nikolaus
Lang. "Andere Märkte bekommen ebenfalls mehr und mehr Aufmerksamkeit, doch China bietet nach wie vor
die meisten Möglichkeiten."
Rund ein Drittel der befragten Unternehmenslenker nannte Mexiko als höchste Priorität. Ein Viertel bewertet
den Nahen Osten und Nordafrika, Lateinamerika (exkl. Brasilien und Mexiko) sowie Osteuropa als wichtige Märkte.
Die subsaharischen Länder Afrikas gewinnen ebenfalls an Bedeutung: 17 Prozent der Befragten messen dieser
Region eine hohe Priorität bei.
Zur Untersuchung
Die befragten 156 Führungskräfte sind für eine große Bandbreite internationaler Konzerne tätig,
unter anderem aus den Bereichen Investitionsgüter (37 Prozent), Konsumgüter (22 Prozent), Technologie,
Medien und Telekommunikation (zehn Prozent), Finanzdienstleistungen (neun Prozent) sowie Gesundheitswesen, Dienstleistungen
und Energie (je sechs Prozent). Rund ein Drittel von ihnen ist bei einem Unternehmen mit Sitz in den USA/Kanada
beschäftigt, rund die Hälfte für Unternehmen tätig, deren Zentrale in Westeuropa liegt, sieben
Prozent für Unternehmen in Japan, drei Prozent für Unternehmen in anderen entwickelten Märkten der
Region Asien/Pazifik und elf Prozent für Unternehmen mit Hauptsitz in den Emerging Markets. 47 Prozent der
Teilnehmer arbeiten für Unternehmen mit jährlichen Erträgen von mehr als zehn Milliarden US-Dollar,
ein Drittel für Unternehmen mit einem Umsatz von einer bis zehn Milliarden US-Dollar.
The Boston Consulting Group (BCG) ist eine internationale Managementberatung und weltweit führend auf dem
Gebiet der Unternehmensstrategie. BCG unterstützt Unternehmen aus allen Branchen und Regionen dabei, Wachstumschancen
zu nutzen und ihr Geschäftsmodell an neue Gegebenheiten anzupassen. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit
mit den Kunden entwickelt BCG individuelle Lösungen. Gemeinsames Ziel ist es, nachhaltige Wettbewerbsvorteile
zu schaffen, die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu steigern und das Geschäftsergebnis dauerhaft
zu verbessern. BCG wurde 1963 von Bruce D. Henderson gegründet und ist heute an 78 Standorten in 43 Ländern
vertreten. Das Unternehmen befindet sich im alleinigen Besitz seiner Geschäftsführer. In Deutschland
und Österreich erwirtschaftete BCG im Jahr 2012 mit 1.060 Beraterinnen und Beratern einen Umsatz von 490 Millionen
Euro.
|