Bad Ischler Dialog 2013: Jugendbeschäftigung
 und Lehre

 

erstellt am
17. 09. 13
15.00 MEZ

Sozialpartnerjugend im Gespräch mit Sozialpartnerspitzen – Herausforderungen und Anliegen der Zukunftsgeneration thematisiert
Bad Ischl (pwk) - Breiten Raum zur Diskussion der Themen, die die Jugend bewegen, bot der Bad Ischler Sozialpartnerdialog 2013, der unter dem Motto „In die Jugend investieren“ stand. Im Rahmen eines Forums diskutierten gestern Abend WKÖ-Präsident Christoph Leitl und Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich mit den Sozialpartner- „Pendants“ der Jugendvertretungen.

„Derzeit warten 17.000 Jugendliche auf einen Lehrplatz in einem Betrieb. Es müssen wieder mehr Unternehmen Lehrlinge von Anfang an selbst ausbilden. Sonst wird den Jugendlichen ihre Zukunft geraubt“, sagte Sascha Ernszt, Vorsitzender der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) und Mitglied der Wiener AK-Vollversammlung. Insgesamt gibt es seit 1980 rund 70.000 Lehrplätze weniger. Problematisch sei auch, dass die duale Berufsausbildung der einzige Bereich im gesamten Bildungssystem ist, wo es keine Qualitätssicherung gibt. „Wir dürfen nicht länger warten: Qualitätssicherung sofort", forderte Ernszt.

„Unser duales Ausbildungssystem ist Weltklasse – wie die internationalen Bewerbe EuroSkills und WorldSkills immer wieder zeigen. Aber in der Breitenausbildung soll das System immer wieder Prüfungen unterzogen werden“, zeigte WKÖ-Präsident Leitl Verbesserungspotenziale auf. Selbstverständlich legten die Sozialpartner den größten Wert darauf, dass die Lehrausbildung verbessert werde. In jenen Berufen, wo überdurchschnittlich viele Lehrlinge ihre Abschlussprüfung nicht schaffen, solle die Situation besonders genau analysiert werden, forderte Leitl.

Mehr Mädchen in technische Berufe
Michael Trinko, Bundessekretär der ÖGJ, forderte mehr Bewusstseinsbildung in den Unternehmen. „Viele Mädchen, die KFZ-Mechanikerin werden wollen, sind in der Überbetrieblichen Ausbildung, weil die Betriebe sie nicht nehmen. Häufig, weil es keine Frauentoiletten gibt.“
Gerade in technischen Betrieben seien Frauen eine wertvolle Ergänzung und Bereicherung, sagte Leitl. „Immer noch wählen Mädchen zu einem Großteil die drei gleichen Lehrberufe: Frisörin, Einzelhandelskauffrau und Bürokauffrau. Hier gilt es, den Mädchen andere Lehrberufe, vor allem auch im technischen Bereich, schmackhaft zu machen. Das bringt den jungen Frauen nicht nur bessere Aufstiegschancen, sondern auch bessere Verdienstmöglichkeiten.“

Außerdem sollten mehr Betriebe, so Trinko weiter, die Jugendlichen auch nach ihrer Lehrzeit behalten. „Laut Synthesis bleiben nur 35 Prozent der jungen Frauen und Männer für mindestens zwei weitere Jahre in dem Betrieb, in dem sie ihre Lehre gemacht haben. Dass die meisten Jugendlichen bereits nach ihrer Lehre vor die Tür gesetzt werden – damit muss Schluss sein“, forderte der ÖGJ-Bundessekretär.

Ein Vorwurf, den der WKÖ-Präsident so nicht gelten lassen wollte. „Es liegt im ureigensten Interesse der Betriebe, Lehrlinge auszubilden. Ein Lehrling ist die wichtigste Zukunftsinvestition eines Betriebes und wird von unseren Unternehmen auch als solche geschätzt und so behandelt. Das österreichische System der dualen Ausbildung gilt als Vorzeigemodell“, unterstrich der WKÖ-Präsident. Länder mit dualen Lehrlingsausbildungen hätten eine durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit von 8%, während Länder mit anderen Systemen bei rund 25% liegen, so Leitl.

 

 

 

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