Sozialpartnerjugend im Gespräch mit Sozialpartnerspitzen – Herausforderungen und Anliegen
der Zukunftsgeneration thematisiert
Bad Ischl (pwk) - Breiten Raum zur Diskussion der Themen, die die Jugend bewegen, bot der Bad Ischler Sozialpartnerdialog
2013, der unter dem Motto „In die Jugend investieren“ stand. Im Rahmen eines Forums diskutierten gestern Abend
WKÖ-Präsident Christoph Leitl und Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich
mit den Sozialpartner- „Pendants“ der Jugendvertretungen.
„Derzeit warten 17.000 Jugendliche auf einen Lehrplatz in einem Betrieb. Es müssen wieder mehr Unternehmen
Lehrlinge von Anfang an selbst ausbilden. Sonst wird den Jugendlichen ihre Zukunft geraubt“, sagte Sascha Ernszt,
Vorsitzender der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) und Mitglied der Wiener AK-Vollversammlung.
Insgesamt gibt es seit 1980 rund 70.000 Lehrplätze weniger. Problematisch sei auch, dass die duale Berufsausbildung
der einzige Bereich im gesamten Bildungssystem ist, wo es keine Qualitätssicherung gibt. „Wir dürfen
nicht länger warten: Qualitätssicherung sofort", forderte Ernszt.
„Unser duales Ausbildungssystem ist Weltklasse – wie die internationalen Bewerbe EuroSkills und WorldSkills immer
wieder zeigen. Aber in der Breitenausbildung soll das System immer wieder Prüfungen unterzogen werden“, zeigte
WKÖ-Präsident Leitl Verbesserungspotenziale auf. Selbstverständlich legten die Sozialpartner den
größten Wert darauf, dass die Lehrausbildung verbessert werde. In jenen Berufen, wo überdurchschnittlich
viele Lehrlinge ihre Abschlussprüfung nicht schaffen, solle die Situation besonders genau analysiert werden,
forderte Leitl.
Mehr Mädchen in technische Berufe
Michael Trinko, Bundessekretär der ÖGJ, forderte mehr Bewusstseinsbildung in den Unternehmen. „Viele
Mädchen, die KFZ-Mechanikerin werden wollen, sind in der Überbetrieblichen Ausbildung, weil die Betriebe
sie nicht nehmen. Häufig, weil es keine Frauentoiletten gibt.“
Gerade in technischen Betrieben seien Frauen eine wertvolle Ergänzung und Bereicherung, sagte Leitl. „Immer
noch wählen Mädchen zu einem Großteil die drei gleichen Lehrberufe: Frisörin, Einzelhandelskauffrau
und Bürokauffrau. Hier gilt es, den Mädchen andere Lehrberufe, vor allem auch im technischen Bereich,
schmackhaft zu machen. Das bringt den jungen Frauen nicht nur bessere Aufstiegschancen, sondern auch bessere Verdienstmöglichkeiten.“
Außerdem sollten mehr Betriebe, so Trinko weiter, die Jugendlichen auch nach ihrer Lehrzeit behalten. „Laut
Synthesis bleiben nur 35 Prozent der jungen Frauen und Männer für mindestens zwei weitere Jahre in dem
Betrieb, in dem sie ihre Lehre gemacht haben. Dass die meisten Jugendlichen bereits nach ihrer Lehre vor die Tür
gesetzt werden – damit muss Schluss sein“, forderte der ÖGJ-Bundessekretär.
Ein Vorwurf, den der WKÖ-Präsident so nicht gelten lassen wollte. „Es liegt im ureigensten Interesse
der Betriebe, Lehrlinge auszubilden. Ein Lehrling ist die wichtigste Zukunftsinvestition eines Betriebes und wird
von unseren Unternehmen auch als solche geschätzt und so behandelt. Das österreichische System der dualen
Ausbildung gilt als Vorzeigemodell“, unterstrich der WKÖ-Präsident. Länder mit dualen Lehrlingsausbildungen
hätten eine durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit von 8%, während Länder mit anderen Systemen
bei rund 25% liegen, so Leitl.
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