LR Schwaiger traf Alternativ-Nobelpreisträger aus Kuba: Heimische Lebensmittel sichern
Unabhängigkeit
Salzburg (lk) - Auch in Salzburg wird über das Thema nachhaltige Landwirtschaft diskutiert. Luis Plácido
Ortega, Mitbegründer der "Grupo de Agricultura Organica" (GAO), welche 1999 mit dem Alternativen
Nobelpreis ausgezeichnet wurde, ist dieser Tage durch eine Kooperation zwischen dem Land Salzburg/Kulturelle Sonderprojekte
und der Leopold-Kohr-Akademie mit der Right Livelihood Award Foundation, jener Einrichtung, die die Alternativen
Nobelpreise vergibt, in der Mozartstadt zu Gast. Bei einem Gespräch mit Landesrat Dipl.-Ing. Dr. Josef Schwaiger
erörterte Ortega am 26.09. Chancen und Notwendigkeit regionaler Landwirtschaft. "Gerade dieses Beispiel
aus Kuba zeigt, wie wichtig eine regionale und heimische Produktion ist. Ich sehe dieses Projekt auch als ein Beispiel
dafür, dass es ein großer Fehler wäre, sich in der Lebensmittelversorgung in Abhängigkeiten
zu begeben. Umgekehrt müssen wir bei Kunden das Bewusstsein schärfen, wie wichtig es ist, heimische Lebensmittel
zu kaufen. Nichts hilft dabei mehr, als wenn Menschen selber erleben, wie etwas wächst und dann geerntet werden
kann. Der Trend hin zum eigenen kleinen 'Garten' auf dem Balkon oder auf der Fensterbank ermöglicht genau
diese Erfahrungen", sagt Agrarreferent Landesrat Josef Schwaiger.
Spricht man heute vom zeitgeistigen Trend "Urban Gardening”, so geht diese Entwicklung maßgeblich auf
das Engagement der GAO in Kuba zurück. Die Umstrukturierung konventioneller hin zu biologischer Landwirtschaft
eröffnete Kuba die Möglichkeit, eine eigenständige Agrarökonomie aufzubauen. Von lokalen Bewässerungssystemen,
biologischer Schädlingsbekämpfung, der Einsparung von Pestiziden bis hin zu Ernte und Verpackung, erklärt
der studierte Physiker und Mathematiker, wie kubanische Kooperativen aus der landwirtschaftlichen Not eine Tugend
machten, als Kuba in den 1990er Jahren in einer schweren Landwirtschaftskrise steckte. Durch den Zusammenbruch
der Sowjetunion und dem Importstopp künstlicher Düngemittel sowie durch die Krise bei Öl-Importen,
kam es zu massiven Problemen bei Bewirtschaftung großer landwirtschaftlicher Flächen und in weiterer
Folge zu Transport- und Kühlproblemen für Lebensmittel. Aus der Not heraus entstanden so städtische
Landwirtschaften und der Druck, Biolandbau "wiederzuentdecken". 1998 gab es bereits mehr als 8.000 offizielle
Gärten in Havanna die von 30.000 Menschen betreut wurden. Der Besuch in Salzburg steht nun ganz im Zeichen
eines Erfahrungsaustausches und gibt Einblick in Probleme und Chancen der Landwirtschaft im 21. Jahrhundert.
Alternative Nobelpreisträger 2013 stehen fest
Die "Alternativen Nobelpreise" 2013, die Right Livelihood Awards, wurden heute auf einer Pressekonferenz
in Stockholm bekannt gegeben. Die Preise werden bei einer Zeremonie im Schwedischen Reichstag am 2. Dezember verliehen.
Ausgezeichnet wurde Paul Walker (USA) "für seinen unermüdlichen Einsatz, um die Welt von chemischen
Waffen zu befreien", so die Jury. Raji Sourani (Palästina) erhält den Preis "für sein
beharrliches Engagement für Menschenrechte und Rechtstaatlichkeit unter extrem schwierigen Bedingungen".
Es ist das erste Mal, dass ein Right Livelihood Award an einen Palästinenser geht. Die Jury zeichnete Denis
Mukwege (Demokratische Republik Kongo) aus "für seine langjährige Arbeit, Frauen, die sexuelle Kriegsgewalt
überlebt haben, zu heilen, und für seinen Mut, die Ursachen und Verantwortlichen zu benennen". Geehrt
mit dem Preis wurde weiters Hans R. Herren von der Stiftung Biovision (Schweiz) "weil er mit wissenschaftlicher
Expertise und bahnbrechender praktischer Arbeit einer gesunden, sicheren und nachhaltigen globalen Nahrungsversorgung
den Weg bahnt". Hans R. Herren ist der erste Preisträger aus der Schweiz. Landesrat Schwaiger gratulierte
allen Preisträgern und begrüßte die Diskussion über ressourcenschonende und regionale Agrarwirtschaft.
Antworten zu den dringendsten Herausforderungen unserer Zeit
Die oft als "Alternative Nobelpreise" bezeichneten Right Livelihood Awards (www.rightlivelihood.org)
wurden 1980 von Jakob von Uexküll gegründet, um "jene zu ehren und zu unterstützen, die praktische
und beispielhafte Antworten zu den dringendsten Herausforderungen unserer Zeit finden und erfolgreich umsetzen".
Heute wird der Preis von privaten Spendern finanziert. 94 Kandidaten aus 48 Ländern waren dieses Jahr für
den Preis vorgeschlagen. Mit den Preisträgern von 2013 zählt die Right Livelihood Award Stiftung nun
153 Preisträger aus 64 Ländern. Nach einem Treffen der Alternativer Nobelpreisträger in Salzburg
2005 wird nun die Kooperation zwischen dem Land Salzburg/Kulturelle Sonderprojekte und der Leopold-Kohr-Akademie
mit der Right Livelihood Award Foundation wieder belebt. Ganz im Sinne des Alternativen Nobelpreisstifters Jakob
von Uexküll soll ein reger Gedankenaustausch von und mit Menschen stattfinden, die sich für Umwelt, Frieden
und gegen Armut einsetzen.
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