Neue Bundesregierung muss rasch Schritte setzen, um vorhandenes Potential zu heben
Wien (pwk) - "Die aktuellen Zahlen zeigen klar: Der Gründergeist in Österreich ist ungebrochen",
erklärt WKO-Präsident Christoph Leitl am 27.09. anlässlich der Pressekonferenz zur Eröffnung
der 20. Bundestagung der Jungen Wirtschaft in Klagenfurt. So setzten zwischen Jänner und Juni 2013 14.798
Personen den Schritt in die Selbstständigkeit. Im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres entspricht das
einem Plus von 2,7 Prozent. Mit den Neugründungen im Bereich der selbstständigen Personenbetreuer gab
es sogar um 4,4 Prozent mehr Unternehmensgründungen. "Dieser Mut zur Selbstständigkeit leistet einen
wichtigen Impuls für das heimische Wirtschaftswachstum und sorgt für Innovation und Wettbewerb. Das braucht
Österreich, um in Zukunft wieder vorne mitspielen zu können", betont der Wirtschaftskammer-Präsident.
In den letzten Monaten ist es gelungen, die Rahmenbedingungen für Gründer wesentlich zu verbessern. So
wurde beispielsweise die soziale Absicherung von Selbstständigen ausgebaut, die Prospektpflicht von 100.000
auf 250.000 Euro erhöht sowie die GmbH-Reform umgesetzt. "Mit der GmbH Neu ist ein wichtiger Schritt
getan, um eine unnötige Hürde für neue Unternehmen zu beseitigen. Durch diese Erleichterung werden
viele junge Ideen umgesetzt, die sonst nie das Licht der Welt erblickt hätten", so Leitl.
Studie: Neugründungen schaffen Arbeitsplätze und Wertschöpfung
Den wichtigen Beitrag von Unternehmensgründern und Jungunternehmern zu Wirtschaftswachstum und Beschäftigung
belegt auch eine aktuelle Studie im Auftrag der Jungen Wirtschaft. Diese zeigt, dass im Jahr 2013 je neugegründetem
Unternehmen direkt 2,4 Arbeitsplätze entstehen. Gemeinsam mit Vorleistungsverflechtungen und Kaufkrafteffekten
hängen sogar 5,3 Arbeitsplätze sowie rund 181.000 Euro an Wertschöpfung mit einem durchschnittlichen
neu gegründeten Unternehmen zusammen. Ein Jahr nach der Gründung entstehen im Schnitt direkt 3,1 Arbeitsplätze.
Zählt man die Vorleistungsverflechtungen sowie die Kaufkrafteffekte hinzu, hängen ein Jahr nach der Gründung
7 Arbeitsplätze sowie rund 236.000 Euro Wertschöpfung mit einem durchschnittlichen neu gegründeten
Unternehmen zusammen. Langfristig erzielen die 2013 gegründeten Unternehmen im Jahr 2024 eine gesamte Wertschöpfung
(inkl. Folgeeffekten) in der Höhe von 9,9 Milliarden Euro und einen Beschäftigungseffekt von insgesamt
294.000 Arbeitsplätzen. "Diese Zahlen zeigen klar die positiven Effekte der Unternehmensgründungen
sowie der Jungunternehmer für den heimischen Wirtschafts- und Lebensstandort", fasst Markus Roth, Bundesvorsitzender
der Jungen Wirtschaft die Studienergebnisse zusammen.
Die Studie zeigt auch das zusätzliche Potential an Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten bei
einer Steigerung der Gründungsaktivität auf, das in den Jahren 2014 bis 2024 zusätzlich zu den vorhandenen
Effekten der jährlichen Unternehmensgründungen käme. Schon bei einer Steigerung von nur 2 Prozent,
käme es über die gesamte Periode zu einer Mehrbeschäftigung von etwa 294.000 Personenjahren sowie
einem höheren Barwert (Gegenwartswert bezogen auf 2013) der Wertschöpfung von 7,2 Milliarden Euro. "Das
ist ein enormes Potential, das genützt werden muss. Dazu brauchen wir aber die richtigen Rahmenbedingungen",
so Roth.
400.000 Euro regionale Wertschöpfung durch die Bundestagung
"Wir freuen uns im heurigen Jahr Gastgeber der Bundestagung der Jungen Wirtschaft zu sein. Mit mehr als 1.200
Teilnehmern konnte dieses Jahr ein neuer Teilnehmerrekord aufgestellt werden. Wichtig war uns bei der Planung vor
allem die starke Einbindung der regionalen Wirtschaft. So konnte zum überwiegenden Teil auf Kärntner
Firmen zurückgegriffen werden und eine Wertschöpfung von mehr als 400.000 Euro erzielt werden" zeigt
sich die Gastgeberin Brigitte Truppe, Vorsitzende der Jungen Wirtschaft Kärnten erfreut. Alleine Klagenfurts
Hotellerie profitiert von mehr als 1.800 Nächtigungen. Dabei steht bei der Bundestagung nicht nur Klagenfurt
sondern der gesamte Wirtschaftsstandort Kärnten im Fokus. Denn mit einem Warenexport von mehr als einer Milliarde
Euro nach Italien und Slowenien ist Kärnten das Tor zur Alpen-Adria-Region.
Neue Regierung muss rasch verbesserte Rahmenbedingungen schaffen
Um das große Potential für junges Wachstum und Innovation zu heben, fordert der WKO-Präsident rasche
Schritte. "Wir brauchen eine Anhebung der Grenze geringfügiger Wirtschaftsgüter von derzeit 400
auf 1.000 Euro, einen Bürokratieabbau durch die Kompetenz der Gründerservicestellen zur Eintragung von
GmbH-Gründungen in das Firmenbuch sowie bessere Rahmenbedingungen für ergänzenden Finanzierungsformen",
fordert Leitl. Im Hinblick auf ergänzende Finanzierungsformen verweist JW-Bundesvorsitzender Roth auf die
Vorschläge, die im Rahmen des Advisory Board gemeinsam mit Experten, Unternehmern und Investoren erarbeitet
wurden. "Konkret brauchen wir die Anhebung der Prospektpflicht auf 5 Millionen Euro, wobei ab 500.000 Euro
stufenweise Informationspflichten nötig sind. Außerdem ist eine Änderung des Einlagenbegriffs im
Bankwesen-Gesetz notwendig, damit die Finanzierung von realwirtschaftlichen Tätigkeiten, z.B. durch Interessierte
aus dem Unternehmerumfeld, möglich wird. Schließlich bedarf es der Einführung eines 50.000 Euro
Beteiligungsfreibetrags", so Roth. Leitl und Roth sind sich einig, dass eine neue Bundesregierung rasche Maßnahmen
setzen muss. "Österreich braucht mehr Wachstum, mehr Beschäftigung und mehr Innovation. Potential
gibt es in der heimischen Wirtschaft genug. Es sind aber die richtigen Rahmenbedingungen notwendig. Deshalb heißt
es für die neue Bundesregierung: Ärmel hockkrempeln und konkrete Maßnahmen umsetzen", so Leitl
und Roth abschließend.
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