Wien (agenda austria) - In der offiziellen Arbeitsmarktstatistik glänzt Österreich mit Spitzenwerten.
In keinem anderen Land der EU ist die Arbeitslosenrate so niedrig wie in Österreich. Das ist überaus
erfreulich, zeugt es doch von einem robusten Arbeitsmarkt. Gleichzeitig ist es kein Geheimnis, dass in Österreich
auffallend früh in Pension gegangen und intensiv geschult wird. Erkauft sich Österreich seine gute Positionierung
in der Statistik also mit Schulungen und Frühpensionen? Michael Christl und Dénes Kucsera sind dieser
Frage nachgegangen – sie haben die „versteckte Arbeitslosigkeit“ ermittelt. Die Ergebnisse sind verblüffend,
aber lesen Sie selbst:
- In Österreich werden knapp 250.000 Menschen in der Arbeitslosenstatistik
vergessen. Personen, die in der Hochkonjunktur arbeiten, aber in wirtschaftlich schlechteren Zeiten nicht – und
trotzdem in keiner Arbeitslosenstatistik auftauchen.
- Auf einen offiziellen Arbeitslosen kommen in Österreich 1,15 versteckte
Arbeitslose, während es in Schweden 0,43 sind.
- Tatsächlich sind hierzulande nicht knapp fünf Prozent der Personen
im erwerbsfähigen Alter arbeitslos, sondern 10,32 Prozent.
- Österreich liegt damit im internationalen Vergleich immer noch sehr gut,
aber nicht mehr auf Platz eins in der Statistik, sondern auf Platz vier. Hinter Deutschland, Tschechien und Großbritannien.
- Die Zahl der versteckten Arbeitslosen ist seit 1999 von 100.000 Personen auf
250.000 gestiegen. Besonders auffallend ist der Anstieg vor den Pensionsreformen.
- Österreich hat eine relativ hohe Erwerbsquote bei den Ju?ngeren, aber eine
extrem niedrige bei den Älteren. In der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen ist die versteckte Arbeitslosigkeit
mit über 15 Prozent besonders hoch (vor allem bei Frauen). Das ist ein internationaler Spitzenwert.
Lösungsansätze
Österreich hat keinen Grund seine Arbeitslosen zu verstecken. Nur eine genaue Rechnung ermöglicht
eine exakte Standortbestimmung und schafft damit auch die Möglichkeit, die richtigen Schritte zur Verbesserung
der Lage zu setzen. Unumgänglich: Die Anpassung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung, die rasche
schnelle Angleichung des Frauenpensionsalters an jenes der Männer sowie die Schaffung eines Arbeitsmarktes
für Ältere (Senkung der Lohnnebenkosten, Lockerung des Kündigungsschutzes).
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