Konjunkturerholung mischt Karten neu

 

erstellt am
26. 09. 13
15.00 MEZ

BIP-Prognosen für 2013 und 2014 angehoben - Wachstumsdifferenzen innerhalb der Eurozone nehmen ab – Renditewende in USA und Eurozone vollzogen
Wien (rzb) - „Im Großen und Ganzen haben sich unsere Annahme der letzten Monate bestätigt. Die weltweite Liquiditätsschwemme verliert an Bedeutung und die Finanzmärkte konzentrieren sich auf die Entfaltung der konjunkturellen Kräfte. Wie von den Vorlaufindikatoren richtig angezeigt, hat sich die Stimmungsverbesserung seit dem zweiten Quartal auch in besseren Wachstumszahlen bemerkbar gemacht. Daher haben wir auch die BIP-Prognose für die Eurozone der Jahre 2013 und 2014 angehoben“, sagt Valentin Hofstätter, Leiter der Abteilung Bond Market & Currency Research der Raiffeisen Bank International AG (RBI) anlässlich der Präsentation der „Strategie Globale Märkte“. Hofstätter geht davon aus, dass in den kommenden vier bis sechs Quartalen die Wachstumsdifferenzen zwischen den Kern-Euroländern rund um Deutschland und den Peripherstaaten abnehmen werden. Dabei sollten selbst Problemländer wie Spanien, Portugal oder Italien, aber auch Frankreich, das in den letzten Monaten für Kritik sorgte, wieder auf einen bescheidenen Wachstumspfad einschwenken.

„Nach einem Rückschritt im dritten Quartal, der auf Sonderfaktoren des Frühjahrs beruht, ist eine mäßige Wachstumsbeschleunigung bis zum Jahresende 2014 unser Hauptszenario. Diese Prognose basiert auf den nach wie vor stimulierenden Wirkungen der historischen Niedrigzinspolitik, eingeleiteten Strukturreformen, nachlassendem Druck der Fiskalpolitik und der globalen Aufhellung des Welthandels. Wir erwarten den Höhepunkt der Wachstumsdynamik Anfang 2015, weshalb die BIP-Schätzungen für diesen Zeitraum über den langfristigen Durchschnitten liegen“, so Hofstätter weiter.

Renditewende in USA und Eurozone vollzogen
Auch wenn die amerikanische Federal Reserve zuletzt überraschend die Reduktion des Anleihenankaufprogramms nach hinten verschoben hatte, ist es nur eine Frage der Zeit bis dieser Wechsel vollzogen wird. Die Analysten von Raiffeisen Research gehen derzeit davon aus, dass die Reduktion im Dezember angekündigt wird und sehen den Wechsel zu steigenden US-Leitzinsen dann bereits Ende 2014 eintreten, da sich Arbeitslosenrate und BIP-Wachstum entsprechend positiv entwickeln werden. Hofstätter geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank sich vorerst mit Zinsanhebungen noch zurückhalten wird, aber als Reaktion auf die sich normalisierende Situation in den Krisenländern ab 2015 mit der schrittweisen Anhebung des Hauptrefinanzierungssatzes beginnen wird.

Für Hofstätter bleibt die relativ enge Renditedifferenz zwischen den USA und Deutschland auch in den kommenden Quartalen Leitlinie für die EUR/USD Tendenz. „Der US-Dollar erscheint derzeit zu billig und wird sich unserer Einschätzung nach bis Herbst 2014 zum Euro um die 1,30 einpendeln. Die abnehmenden Spannungen in der Eurozone begünstigen eine marginale Abschwächung des CHF zwischen 1,23 und 1,28."

Hofstätter rechnet damit, dass der in den letzten Monaten zu beobachtende steile Anstieg der Anleiherenditen in den USA und Deutschland höchstens vorübergehend eine Pause einlegt, bevor im Laufe des nächsten Jahres stärkeres Wirtschaftswachstum und die Aussicht auf näher rückende Leitzinsanhebung zum nächsten Renditeanstieg sowohl in Europa als auch den USA führen werden. Lange Laufzeiten sollten dementsprechend wegen absehbarer (weiterer) Kursrückgänge weiterhin gemieden werden. Das gilt auch für Unternehmensanleihen mit langen Laufzeiten. Angesichts bereits recht niedriger Risikoaufschläge sollten eher kurze und mittlere Anleihelaufzeiten bevorzugt werden. Bei den Renditedifferenzen zu den Peripherstaaten sieht Hofstätter dagegen noch ein wenig Spielraum für sich erholende Kurse.

Emerging Markets-Anleihen: Erholung nach Sell-Off
Ein konjunkturell gemischtes Bild zeigt sich in einer Reihe von Emerging Markets (EM), deren Währungen in den letzten Monaten einem starken Abwertungsdruck ausgesetzt waren. „Auch wenn wir von einer Krise wie in den 90er Jahren weit entfernt sind, so müssen doch einige Länder, wie etwa Indien oder Brasilien, nachhaltige Strukturreformen einleiten, um ihr Wachstumspotential halten zu können“, leitet Veronika Lammer, Leiterin der Abteilung Quant Research & Emerging Markets bei Raiffeisen Research, ihren Ausblick auf die Emerging Markets ein. „Positiv hervorzuheben ist einmal mehr China, das einerseits mit zielgerichteten Stimulus-Maßnahmen seine Exporte und die Konjunktur stabilisieren konnte und andererseits Strukturbereinigungen wie den Abbau von Überkapazitäten durchführt.“

Emerging Markets-Anleihen von Ländern mit Leistungsbilanzproblemen und hohem kurzfristigen Refinanzierungsbedarf wie beispielsweise die Türkei, Südafrika und Indien werden für Währungsvolatilität auch 2014 anfällig bleiben. Nach der starken Abwertung der letzten Wochen weisen aber die meisten Währungen jetzt Erholungspotential auf. „In Summe bleiben wir bei unserer Halten-Empfehlung für EM-Lokalwährungsfonds, da der hohe Renditeaufschlag und das korrigierte Wechselkursniveau bei tendenziell steigenden Zinsen eine bessere Performanceerwartung ergibt als für Hartwährungsanleihen“, analysiert Lammer weiter.

Gutes Umfeld für Aktieninvestments
„Aktuell finden wir ein gutes Umfeld für Aktieninvestments vor. Alle großen Volkswirtschaften sind in einen Aufschwung eingeschwenkt und das Zinsniveau wirkt noch unterstützend. Besonders europäische Werte haben sowohl hinsichtlich der Gewinn- als auch der Kursentwicklung Aufholpotential“, beginnt Lammer ihren Ausblick auf die Aktienmärkte. Grundsätzlich bewerten die Analysten von Raiffeisen Research in diesem Umfeld die zyklischen Branchen Industrie, IT sowie zyklischer Konsum als Favoriten.

Außerhalb Europas empfehlen die Analysten von Raiffeisen Research die EM-Aktienmärkte China, Indien und Brasilien zum Kauf. „Der chinesische HSCE Index konnte seit seinem Tief im Juni gut 20 Prozent zulegen und ist mit einem KGV von 8,4 und einem erwarteten Gewinnwachstum von 12,1 Prozent für 2013 weiterhin als attraktiv zu bewerten“, hebt Lammer den Aktienmarkt der Volksrepublik hervor. „Indiens und Brasiliens Unternehmen sollten mittelfristig zusätzlich von den tieferen Wechselkursen profitieren, die sich positiv auf ihre Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb auswirken werden“, so Lammer weiter.

Asset Allocation: Aktienanteil erhöht auf Kosten der Anleihen
Lammer sieht den Performanceausblick im Anleihensegment im Hinblick auf steigende Renditen 10-jähriger Staatsanleihen getrübt. Auch die langfristig zu erwartende höhere Volatilität im High Yield Segment führt zu einem weniger vorteilhaften Ertrag zu Risiko-Verhältnis bei Anleihen.

„Wir erhöhen daher den Aktienanteil auf Kosten des Anleihenanteils um 5 Prozentpunkte. Darüber hinaus halten wir an einer Beimischung von 5 Prozentpunkten alternative Investments (Immobilien) fest“, schließt Lammer ihre Erläuterung der Anlagestrategie ab.

 

 

 

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