LH Kaiser gratulierte bei Verleihung durch den polnischen Botschafter Lorkowski im Spiegelsaal
der Landesregierung
Klagenfurt (lpd) - Im voll besetzten Spiegelsaal der Landesregierung in Klagenfurt erfolgten am 23.09. zwei
außergewöhnliche und sehr hohe Ehrungen. Im Beisein von Landeshauptmann Peter Kaiser verlieh der polnische
Botschafter Artur Lorkowski das Kavalierkreuz des Verdienstordens der Republik Polen an den Gründer des „Mauthausen
Komitees Kärnten/Koroška“ und des Vereins „Memorial Kärnten/Koroška“, Peter Gstettner, und den Obmann
des polnischen-österreichischen Kulturvereins für Kärnten „Klub Sobiesksi“, Jerzy Konarzewski.
Für den Landeshauptmann beeinflussen die beiden Geehrten Ruf und Atmosphäre des Landes positiv. Konarzewski
lebe hier, gebe aber seine Wurzeln, seine Identität und Verbindung zu Polen nicht auf. Er sei vielmehr Kulturvermittler
zwischen beiden Ländern und habe mit dem „Klub Sobiesksi“ eine wichtige Brückenfunktion inne. Gstettner
habe große Verdienste um die Erinnerung an die Kärntner Mauthausen-Außenstellen am Loibl und in
Klagenfurt-Lendorf erbracht. Kaiser erinnerte daran, dass er dafür erst kürzlich das „Große Ehrenzeichen
für Verdienste um die Republik Österreich“ erhalten hat. Der Landeshauptmann würdigte zudem Gstettners
Einsatz für das zweisprachige Schulwesen in Kärnten und merkte an, dass er nicht immer geliebt worden
sei. „Mein Fazit: Kärnten braucht mehr solche kritische Geister wie Peter Gstettner“, betonte Kaiser.
Botschafter Lorkowski dankte Gstettner für sein Engagement und merkte an, dass dieser zwei Lehrstühle
gehabt habe: an der Uni Klagenfurt und am Loiblpass. An Konarzewski würdigte er die Energie und den Willen,
etwas zu machen. Der Obmann des „Klub Sobiesksi“ sei ein wichtiger Botschafter Polens.
Die Laudatio für Gstettner hielt der Komponist und Pianist Paul Gulda, der selbst im Burgenland im Verein
„RE.F.U.G.I.U.S.“ im Sinne der Erinnerung an NS-Opfer tätig ist. Für Gulda wäre die Existenz der
beiden Kärntner Mauthausen-Außenstellen ohne Gstettner kaum bekannt: „Durch ihn wurden sie fest in die
Zeitgeschichte eingeschrieben.“ Durch Gstettner und dessen Verein würde man die Namen der Opfer kennen und
hätte den Opfern ein Gesicht gegeben.
Gstettner zeigte sich von der hohen Auszeichnung sehr bewegt. Er verwies auf die historische Verbindung Kärntens
und Polens, die jedoch durch die Schicksale der polnischen NS-Opfer leidvoll, schmerzlich und belastet sei. Mit
über 450 Deportierten seien die Polen am Loibl die zweitgrößte Häftlingsgruppe nach den Franzosen
gewesen. Zwölf polnische Häftlinge seien direkt am Loibl ermordet worden, ihre Namen seien nunmehr bekannt.
Gstettner berichtete von der Anbringung einer Gedenk- und Namenstafel am Loibl, die 2005 durch die Republik Polen
angefertigt wurde. „Die Naziverbrechen sind auch unsere Geschichte, unsere dunkle Vergangenheit“, mahnte Gstettner,
der die Orte des Leidens und Sterbens der KZ-Opfer würdig gestalten und ins Bewusstsein des Landes bringen
wolle. Diese Erinnerungs- und Trauerarbeit würde auch dem Ruf des Landes guttun.
Die Laudatio für den 80-jährigen Konarzewski, der 1972 nach Österreich kam, hielt Andrzej Lech.
Konarzewski habe in Klagenfurt für Porsche und eine Versicherung gearbeitet und auch eine Tankstelle als Pächter
betrieben. Diese „polnische Tankstelle“ sei Anlaufstelle für Polen gewesen, die nach Österreich gekommen
seien. Dort hätten sie moralische und finanzielle Unterstützung bekommen, Konarzewski habe auch bei Amtswegen
als Dolmetscher fungiert. Der Geehrte habe dann den „Klub Sobiesksi“ gegründet. Lech verwies auf die Organisation
von Polentreffen in Österreich oder von Auftritten polnischer Künstler in Klagenfurt. Der Verein betreue
zudem Gräber polnischer Kriegsopfer, die Gedenkstätte am Loibl oder das legendenumwobene Grabmal des
Polenkönigs Boleslaus im Stift Ossiach.
Konarzewski dankte für die Auszeichnung. Seine erste Reaktion sei gewesen: „Warum ich?“ Es gebe so viele andere,
die diese Ehre verdienen würden, er nehme sie auch in deren Namen an.
Der Landeshauptmann überreichte Blumen an die Ehefrauen der Geehrten, Irmgard Gstettner und Magdalena Konarzewski.
Bei der Feierstunde konnte er unter anderem seine Regierungskollegen LR Wolfgang Waldner und LR Rolf Holub, die
Landtagspräsidenten Reinhart Rohr und Rudolf Schober, Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider und
Vizebürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz, Sylvia Gstättner von der Wirtschaftskammer, Militärkommandant
Brigadier Walter Gitschthaler oder Sloweniens Generalkonsulin Dragica Urtelj begrüßen. Für die
musikalische Umrahmung sorgte Carmen Gaggl am Hackbrett. Sie spielte Werke von Maria Constantina Voglerin und Johann
Sebastian Bach.
Vor der Verleihungsfeier führten der Landeshauptmann, Botschafter Lorkowski und Honorarkonsul Albert Sammer
ein kurzes Arbeitsgespräch. Bei diesem waren auch Landtagspräsident Rohr und die Leiterin des Kärntner
Verbindungsbüros in Brüssel, Martina Rattinger, anwesend. Kaiser war es wichtig, die Zusammenarbeit im
Rahmen der Baltisch-Adriatischen Achse und im Rahmen der EU anzusprechen. Thematisiert wurden auch Wirtschaftsbeziehungen,
Energie, Umwelt und Sprachprojekte. In Kärnten leben laut dem Botschafter über 600 Polen. Er möchte
auch die kulturelle Zusammenarbeit verstärken, etwa im nächsten Jahr, in dem sich Polen anlässlich
der zehnjährigen EU- und 15-jährigen NATO-Mitgliedschaft präsentieren wolle. „Wir wollen die neueste
Geschichte Polen erzählen“, so Lorkowski.
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