Österreichs Direktinvestitionen im ersten Halbjahr 2013

 

erstellt am
07. 10. 13
15.00 MEZ

Nur mäßiges Interesse an grenzüberschreitenden Beteiligungen
Wien (oenb) - In weiten Teilen Europas wächst die Wirtschaft nur langsam. Das wirkt sich entsprechend negativ auf die Bereitschaft potenzieller Investoren aus, neue Beteiligungen einzugehen oder bestehende Beteiligungen stark auszubauen. Vor allem Österreichs Finanzsektor– früher Triebfeder der Expansion– konzentriert sich eher auf die Konsolidierung seines Engagements in den Transformationsländern Zentral-, Ost- und Südosteuropas. Dementsprechend gering waren die aktiven Direktinvestitionen. Mit 2,3 Mrd EUR an Netto-Kapitalexport zählen die ersten sechs Monate des Jahres 2013 zu den schwächsten der letzten Jahre. Auch die Investitionen des Auslands in Österreich, die zu einem nicht unerheblichen Teil von ausländischen multinationalen Unternehmen stammen und der Finanzierung der Expansion in den Nachbarländern dienen, waren mit 2,4 Mrd EUR deutlich unterdurchschnittlich.

Durchaus positiv scheint sich dagegen auch im Jahr 2013 die Ertragslage zu entwickeln. Heimische Investoren lukrierten im ersten Halbjahr 2013 mit 5,3 Mrd EUR Dividendenzahlungen nahe den historischen Höchstständen. Die Dividendenabflüsse aus Österreich beliefen sich bislang auf 2,6 Mrd EUR und waren damit geringer als zuletzt.

Von den 2,3 Mrd EUR an aktiven Direktinvestitionen entfielen im ersten Halbjahr 2013 weniger als 1 Mrd EUR auf Eigenkapitaltransaktionen; die außerordentlich hohen Gewinnausschüttungen übertrafen den erwarteten Gewinn des ersten Halbjahres, sodass die reinvestierten Gewinne leicht negativ waren; das Volumen der ebenfalls zu den Direktinvestitionen zählenden konzerninternen Kredite wuchs um 1,5 Mrd EUR.

Die schwierige Wirtschaftslage und die damit verbundene Suche nach sicheren Anlagen spiegeln sich auch in der regionalen Verteilung der aktiven Direktinvestitionen. Deutschland zog 2,3 Mrd an Investitionen an; Platz zwei nimmt Norwegen ein (0,7 Mrd EUR). Im Gegensatz zum üblichen Muster waren im laufenden Jahr nur zwei Länder Zentral-, Ost- und Südosteuropas unter den Top Ten, wobei das neue EU-Mitgliedsland Kroatien mit 0,5 Mrd EUR auf Rang drei und Bulgarien mit 0,1 Mrd EUR auf Platz neun liegen. Im Jahr 2013 gab es aber auch Länder, in denen die Direktinvestitionen Österreichs erheblich zurückgingen: Im Falle der Türkei (-1,9 Mrd EUR) und Kasachstans (-0,3 Mrd EUR) handelt es sich um echte Desinvestitionen, während die Rückgänge in China und Ungarn (jeweils -0,5 Mrd EUR) mit außerordentlich hohen Dividendenausschüttungen zu erklären und möglicherweise nur temporärer Natur sind.

Die schwächeren Aktivitäten des Finanzsektors lassen die Rolle des Produktionssektors wieder mehr in den Vordergrund treten. Die bedeutendsten Akteure der Berichtsperiode waren die Verbund AG, die bekanntlich ihr Investment in der Türkei gegen Kraftwerke in Deutschland „abgetauscht“ hat, und die OMV, die ihr Engagement in der Nordsee erweitert hat. Weitere große Investitionen betreffen den Maschinenbau und die Erzeugung von Metall und Metallwaren. Im Realitätenwesen werden laufend neue Immobilienentwicklungsprojekte gestartet, denen aber auch immer wieder Verkäufe gegenüberstehen.

Die Direktinvestitionen des Auslands in Österreich setzten sich im ersten Halbjahr 2013 aus 0,9 Mrd EUR an Eigenkapital und 1,6 Mrd EUR an reinvestierten Gewinnen zusammen. Das Volumen der konzerninternen Kredite blieb praktisch unverändert. Dennoch waren es in erster Linie die konzerninternen Kreditbeziehungen, die Einfluss auf die regionale Verteilung der Direktinvestitionsströme hatten. Aus Deutschland und Luxemburg sind jeweils 1 Mrd EUR zugeflossen, 0,5 Mrd EUR von karibischen Offshore Zentren und kleinere Beträge aus Australien, Irland, Italien, der Türkei und Frankreich. Diesen stehen dreistellige Millionenbeträge gegenüber, die von Belgien, Korea, den Niederlanden, Großbritannien, der Schweiz und Thailand abgezogen wurden. Die mit Abstand bedeutendste Transaktion, die Übernahme des französisch dominierten Mobilfunkbetreibers Orange durch die chinesische Hutchinson Whampoa ist aus österreichischer Sicht ein „neutraler“ Eigentümerwechsel. Nur die damit einhergehende Übertragung des Mobilfunk-Diskonters Yesss! an die Telekom Austria stellt eine Desinvestition dar.

 

 

 

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