Natter: "Fruchtbarer Dialog von Fotografie und Malerei"
Wien (leopold museum) - Völlig neue Wege beschreitet das Leopold Museum mit der neuen Ausstellung "Kokoschka.
Das Ich im Brennpunkt". Ausstellungskurator Tobias G. Natter: "Erstmals werden die besten Fotos aus dem
Nachlass von Oskar Kokoschka den Meisterwerken des Künstler auf Augenhöhe einander gegenübergestellt.
Leben und Werk, Innen und Außen treten so in einen fruchtbaren und intensiven Dialog."
220 Fotos und 60 Meisterwerke
Die Ausstellung zeigt 220 ausgewählte Fotos und rund 60 Gemälde, Zeichnungen und Lithographien von Oskar
Kokoschka. Film- und Tondokumente, Bücher und Zeitschriften ergänzen die umfassende Schau.
Der Schatz der Angewandten: Fotonachlass Kokoschka Weinhäupl: Wertvollste Originaldokumente erstmals präsentiert
Das außergewöhnliche Projekt entstand aus einer engen Kooperation mit dem Oskar Kokoschka-Zentrum der
Universität für angewandte Kunst Wien, die mit mehr als 5000 Fotografien aus dem persönlichen Besitz
Kokoschkas, die Olda Kokoschka nach dem Tod Ihres Mannes der Universität übergab, einen besonderen Schatz
verwahrt. Peter Weinhäupl, Managing Director des Leopold Museum: "Ich bin stolz, dass wir die wertvollsten
Originaldokumente aus dem Kokoschka-Nachlass in dieser einzigartigen Schau nun zum ersten Mal in Wien präsentieren
können."
Natter: Blick hinter die Fassade - Oberwildling und Brandstifter, Held und Märtyrer
Zu sehen sind Werke aus allen Schaffensphasen, von den frühen Selbstporträts über die Reisebilder
bis zu den Stadtlandschaften. Kokoschka tritt uns als "Oberwildling" und Brandstifter, als Held und Märtyer
entgegen. Natter: "Wir blicken hinter die Fassade, sehen das Aufschlitzen der Seele, den Blick auf das eigene
Ich, den "entarteten Künstler" und den in aller Welt geschätzten Doyen der Malerei." Wie
ein Film spult sich das Leben Kokoschkas in einzelnen Bildern ab.
Fotos von Meisterhand: Von Madame d'Ora bis René Burri
Neben Fotos aus dem Familienalbum und privaten Schnappschüssen sind beeindruckende Fotoserien von Meisterhand
zu sehen, etwa von Madame d'Ora, Hugo Erfurth, Brassai, Herbert List, George Platt Lynes, Trude Fleischmann, Franz
Hubmann, René Burri, Erich Lessing oder Barbara Pflaum.
Dokumentation von Kokoschkas Omnipräsenz
Kokoschka, der das Medium Foto nicht als gleichwertige Kunstgattung betrachtete, wusste doch um die Wirkung der
Fotografie Bescheid und nutzte das Lichtbild zur Dokumentation seiner Omnipräsenz. Natter "Wir erleben
die unzähligen Facetten einer der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: Kokoschka
begegnet uns als Lehrer und gefragter Porträtist, als gegen den Strom Schwimmender und politisch Verfolgter,
als Weiser und Zeitzeuge. "Bis zum Ende seines Lebens ist Oskar Kokoschka Expressionist geblieben. Sein lebendiges
Interesse am eigenen Bild blieb bis zum Schluss ungebrochen."
Natter: Fotografie als visuelles Gedächtnis des 20. Jhs.
Tobias G. Natter "Was mich am meisten an diesem Projekt mit dem Oskar Kokoschka-Zentrum begeistert, war
die Möglichkeit, das Thema Fotografie im Leopold Museum noch pointierter zu positionieren als bisher. Fotografie
ist ohne Zweifel jenes Medium, das wie kein anderes das visuelle Gedächtnis des 20. Jahrhunderts geprägt
hat, weshalb es mir ein Anliegen ist, Fotografie als Schwerpunktthema in unserem Haus zu etablieren."
Die Ausstellung, der Katalog
Die Ausstellung "Kokoschka. Das Ich im Brennpunkt" ist von 4. Oktober 2013 bis 27. Jänner 2014 im
Leopold Museum zu sehen. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog im Christian Brandstätter Verlag erschienen:
Tobias G. Natter, Franz Smola (Hg.), "Kokoschka. Das Ich im Brennpunkt, 364 Seiten, 338 Abbildungen, 29,90
Euro, ISBN 978-3-85033-785-4
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