Eröffnung des Christian Doppler Labors für Durchfluss-Chemie an der Uni Graz am 8.
Oktober
Graz (universität) - Geringere Reaktionszeiten, weniger Abfallprodukte, einfacher Einsatz für
die industrielle Produktion: Durchfluss-Reaktoren sind eine vielversprechende Methode zur Herstellung chemischer
Stoffe, speziell für die Industrie. An der Karl-Franzens-Universität Graz wird dazu seit Jahren erfolgreich
geforscht. Nun erhält die Arbeit auf diesem Gebiet einen neuen kräftigen Impuls: Mit Unterstützung
des Wirtschaftsministeriums wurde an der Uni Graz das Christian Doppler Labor für Durchfluss-Chemie eingerichtet.
Wirtschaftspartner sind die Unternehmen Anton Paar, ThalesNano, Lonza und MicroINNOVA. Am 8. Oktober 2013 wird
das Labor mit einem Festakt im Meerscheinschlössl offiziell eröffnet. „Im internationalen Wettstreit
der Ideen sind CD-Labors wichtiger denn je, weil sie neues Wissen marktfähig und somit für Unternehmen
nutzbar machen. Das sichert Wachstum und Arbeitsplätze am Standort Österreich“, unterstreicht Wirtschaftsminister
Reinhold Mitterlehner die Bedeutung des Förderprogramms.
Wirtschaftsministerium fördert Forschung an den Grundlagen
Die Durchfluss-Technologie hat großes Potenzial für die kostengünstige und effiziente Synthese
chemischer Substanzen und ist damit für die Industrie von besonderem Interesse. Im neuen CD-Labor werden mit
Unterstützung des Wirtschaftsministeriums und gemeinsam mit den Unternehmenspartnern Eigenschaften und Verhalten
der Durchflussreaktoren sieben Jahre lang grundlegend erforscht. Auf dieser Basis können die Unternehmen in
der Folge ihre Herstellungsmethoden verbessern.
Kleine Reaktoren mit großen Vorteilen
Im Vergleich zu den herkömmlichen sogenannten Batchverfahren hat die Durchfluss-Technologie gleich mehrere
Vorteile. „Die für die Synthese nötigen Komponenten werden durch Reaktionskammern im Mikro- bzw. Milliliterbereich
gepumpt. Die einzelnen Prozesse laufen nacheinander jeweils in einer Kammer ab, ohne dass das Reaktionsgemisch
nach jedem Schritt herausgenommen und für den nächsten aufbereitet werden muss“, informiert Ass.-Prof.
Dr. Toma Glasnov, Leiter des neuen Christian Doppler Labors an der Uni Graz.
Außerdem funktioniert in den kleinen Reaktoren mit rund 0,05 bis 1 Millimeter Durchmesser die Wärmeübertragung
sehr gut. Die Temperatur lässt sich einfach und schnell verändern. „Dadurch können extreme Temperatur-
und Druckbedingungen erzeugt werden. Das führt dazu, dass die chemischen Reaktionen wesentlich rascher und
mit weniger Nebenreaktionen ablaufen – wodurch wiederum die Produktion gefährlicher Abfallstoffe vermieden
werden kann“, so Glasnov. „Weiters werden die Komponenten in den Mikroreaktoren sehr effektiv durchmischt. Die
Chemikalien lassen sich leichter gegen Luft und Feuchtigkeit isolieren, und gefährliche Verbindungen können
sicherer produziert werden“, ergänzt der Forscher.
Ein besonderer Pluspunkt im Hinblick auf die industrielle Anwendung ist, dass zur Produktion größerer
Mengen die gleichen Reaktoren wie in der Forschung verwendet werden können, das Verfahren also nicht neu adaptiert
werden muss. „Man pumpt die Komponenten einfach über einen längeren Zeitraum durch den Mikroreaktor oder
verwendet mehrere Reaktoren parallel“, erklärt Glasnov.
Das neue Christian Doppler Labor an der Uni Graz konzentriert sich in erster Linie auf Anwendungen der Durchfluss-Chemie
unter hohen Temperaturen und hohem Druck. Dabei geht es um die Synthese von Stoffen, die für die Pharma-,
Agro- und Feinchemieindustrie, wie zum Beispiel zur Herstellung von Pestiziden und Fungiziden, von Interesse sind.
Thema sind aber auch biokatalytische und photochemische Prozesse sowie die Herstellung von Nanopartikeln. Ziel
ist, gemeinsam mit den Wirtschaftspartnern die Technologie zu optimieren und weiterzuentwickeln.
Christian Doppler Labors gelten international als Best-Practice-Beispiel für die Förderung der
Kooperationen hervorragender WissenschafterInnen aus anwendungsorientierter Grundlagenforschung mit innovativen
Unternehmen. Träger des Programms ist das Wirtschaftsministerium. Finanziert werden die CD-Labors von der
öffentlichen Hand gemeinsam mit den beteiligten Firmen.
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