Schwierige Zeiten für Kärntens
 Gewerbe- und Handwerksbetriebe

 

erstellt am
03. 10. 13
15.00 MEZ

Auftragsrückgang verdoppelt - "Raubritterartige Kontrollen" der Finanzpolizei sind eine "absolute Sauerei", kritisiert WK-Spartenobmann Kronlechner.
Klagenfurt (wkktn) - 386 Kärntner Gewerbe- und Handwerksbetriebe mit über 5000 Beschäftigten wurden in den vergangenen Wochen im Auftrag der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Kärnten befragt. Das Ergebnis zeigt eine klar negative Stimmung bei vielen Unternehmern: Mit einem Minus von 3,4 Prozent bei den Auftragseingängen im Vergleich zum Vorjahr findet der Abwärtstrend von 2012 (minus 1,7 Prozent) eine Fortsetzung. Klaus Peter Kronlechner, Obmann der WK-Sparte Gewerbe und Handwerk, warnt: "Das Minus wurde beinahe verdoppelt und sollte für das eher konjunkturresistente Gewerbe und Handwerk zu besonderer Aufmerksamkeit mahnen. Dazu kommt, dass auch die aktuelle Geschäftslage im dritten Quartal 2013 schlechter als im Vorjahr beurteilt wird. Insgesamt sind das keine guten Vorzeichen für unsere Branche."

In den investitionsgüternahen Branchen ist der durchschnittliche Auftragsbestand gegenüber dem dritten Quartal des Vorjahres um 4,9 Prozent zurückgegangen, im konsumnahen Bereich sind es sogar 17 Prozentpunkte weniger. Die Einschätzungen sind jedoch auch innerhalb der Branchen unterschiedlich, es gibt durchaus auch Betriebe, die mit der Auftragslage zufrieden sind. Ganz allgemein gilt, dass die Finanzierung für Gewerbebetriebe auf Grund restriktiver Kreditvergaben durch die Banken schwieriger geworden ist.

Wenig öffentliche Aufträge, viele Insolvenzen Die Ursachen für die rückläufige Auftragslage sind vielschichtig. Zum Teil sind sie hausgemacht, zum Teil hängen sie aber auch mit der internationalen Wirtschaftslage zusammen. So hat die "Alpine"-Insolvenz die Kärntner Bauwirtschaft mit ihren Zulieferbetrieben hart getroffen. Zwar ist eine größere Insolvenzwelle vorläufig noch ausgeblieben, durch die zu erwartenden Forderungsausfälle kann es aber in der Bauwirtschaft durchaus noch zu Firmenzusammenbrüchen kommen. Darüber hinaus hat die Kärntner Wirtschaft derzeit unter allen Bundesländern den größten Zuwachs (Plus von 9,6 Prozent) an Insolvenzfällen zu verzeichnen (Quelle: Insolvenzstatistik KSV 1870).

Die Tatsache, dass die Aufträge der öffentlichen Auftraggeber weiterhin rückläufig sind und mittlerweile schon bei einem historischen Tiefststand von unter zehn Prozent des gesamten Auftragsvolumens für das Gewerbe und Handwerk angelangt sind, ist ein weiterer wichtiger Punkt. Kronlechner: "Bauaufträge im öffentlichen Hoch- und Tiefbau sind nach wie vor Mangelware, so dass die Firmen immer weiter wegfahren müssen, um zu Aufträgen zu kommen. Auch der zunehmend zentralisierte Einkauf führt dazu, dass in den Regionen immer weniger Aufträge an die Unternehmer vor Ort vergeben werden." Zusätzlich werden aus arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitischen Gründen noch immer Eigenregiearbeiten durch öffentliche oder halböffentliche Stellen ausgeführt. "Das sind natürlich Aufträge, die dann der Wirtschaft fehlen. Welchen Sinn ergibt es, wenn zum Beispiel Sozialeinrichtungen gewerbliche Texilreinigungsar-beiten oder Catering und Partyservice anbietet und damit die Unternehmen am Markt konkurriert? Oder ein überdimensionierter Bauhof Bauarbeiten ausführt, die auch ein gewerblicher Bauunter-nehmer übernehmen könnte?", bringt es Kronlechner auf den Punkt.

Finanzpolizei als "Raubritter"? Heftige Kritik übte Kronlechner an den fortgesetzten "überfallsartigen Kontrollen" der Finanzpolizei, die in "raubritterartiger Weise" Firmenfahrzeuge an der Weiterfahrt hindere, um ausständige Gelder für die Finanz einzutreiben. Kronlechner: "Für mich ist hier die Verhältnismäßigkeit in Frage gestellt, dieser Umgang mit den Unternehmern ist eine absolute Sauerei!"

Handwerkerbonus & Auflösungsabgabe An die neue Bundesregierung, wie auch immer sie sich zusammensetzen wird, richtete Kronlechner die Forderung, den schon lange vorgeschlagenen Handwerkerbonus endlich umzusetzen: "Staat, Wirtschaft und Beschäftigte würden davon profitieren und noch dazu könnte man die Schwarzarbeit eindämmen."

Nach dem Vorbild Deutschlands sieht das Modell vor, dass Handwerkerrechnungen für Renovierungs-, Erhaltungs-, und Modernisierungsar-beiten für Privathaushalte als Absetzbetrag von der Steuerlast abgezogen werden können. Bis zu einem Höchstbetrag von 6.000 Euro sollen 20 Prozent der Arbeitskosten (keine Materialkosten) steuerlich absetzbar sein. Das wäre ein Absetzbetrag von maximal 1.200 Euro pro Jahr. Berechnungen des Linzer Volkswirt- schaftsprofessors Friedrich Schneider zerstreuen zudem die Befürchtungen, dass dem Fiskus dadurch Steuereinnahmen entgehen würden. Das Gegenteil sollte der Fall sein: Ein Bonus von höchstens 1.200 Euro würde den Staat etwa 150 Millionen Euro kosten. Dem würden durch die Überführung von Umsätzen aus der Schattenwirtschaft in die legale Wirtschaft zusätzliche Steuereinnahmen von rund 400 Millionen Euro gegenüberstehen.

Vor dem Hintergrund der sich weiter verschlechternden Konjunktur ist es für Kronlechner außerdem untragbar, die Auflösungsabgabe bei Arbeitgeberkündigungen mit 1. Jänner 2014 weiter zu erhöhen: "Die Arbeitskosten steigen weiter und Betriebe werden in einer Situation bestraft, in der es ihnen ohnehin nicht gut geht. Wer trennt sich schon gerne von Mitarbeitern, insbesondere wenn diese aus wirtschaftlichen Gründen freigesetzt werden müssen. In dieser Situation noch Strafgelder in der Höhe von 115 Euro je Kündigung einzutreiben, schadet den Betrieben enorm."

Karriere mit Lehre - so aktuell wie nie! Das hohe Qualitätsniveau, das man von den heimischen Handwerksbetrieben erwartet, kann nur durch eine gute und praxisorientierte Ausbildung erfolgen. Die Betriebe investieren viel Zeit und Geld in die Aus- und Weiterbildung ihrer MitarbeiterInnen und die besten von ihnen messen sich regelmäßig in Lehrlingswettbewerben auf regionaler, nationaler und sogar internationaler Ebene. Ein solcher internationaler Wettbewerb fand am Donnerstag im Stadion statt: Die Landesinnung der Kärntner Elektrotechniker veranstaltete bereits zum elften Mal den internationalen Lehrlingswettbewerb für Lehrlinge des Lehrberufs Elektrotechniker. Lehrlinge aus Slowenien, Italien und Kärnten nahmen daran teil und zeigten ihr Können. Innungsmeister Karl Heinz Laure: "Elektrotechnik ist der wichtigste Beruf, den es geben kann - ohne Strom steht alles still." Kronlechner und Laure sind sich in ihrer Einschätzung der Bedeutung ihrer Sparte einig - und zitierten einen Slogan der deutschen Handwerksmesse in München: "Am Anfang war Himmel und Erde - den Rest haben wir erschaffen: das Gewerbe und Handwerk."

 

 

 

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