Auftragsrückgang verdoppelt - "Raubritterartige Kontrollen" der Finanzpolizei
sind eine "absolute Sauerei", kritisiert WK-Spartenobmann Kronlechner.
Klagenfurt (wkktn) - 386 Kärntner Gewerbe- und Handwerksbetriebe mit über 5000 Beschäftigten
wurden in den vergangenen Wochen im Auftrag der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Kärnten
befragt. Das Ergebnis zeigt eine klar negative Stimmung bei vielen Unternehmern: Mit einem Minus von 3,4 Prozent
bei den Auftragseingängen im Vergleich zum Vorjahr findet der Abwärtstrend von 2012 (minus 1,7 Prozent)
eine Fortsetzung. Klaus Peter Kronlechner, Obmann der WK-Sparte Gewerbe und Handwerk, warnt: "Das Minus wurde
beinahe verdoppelt und sollte für das eher konjunkturresistente Gewerbe und Handwerk zu besonderer Aufmerksamkeit
mahnen. Dazu kommt, dass auch die aktuelle Geschäftslage im dritten Quartal 2013 schlechter als im Vorjahr
beurteilt wird. Insgesamt sind das keine guten Vorzeichen für unsere Branche."
In den investitionsgüternahen Branchen ist der durchschnittliche Auftragsbestand gegenüber dem dritten
Quartal des Vorjahres um 4,9 Prozent zurückgegangen, im konsumnahen Bereich sind es sogar 17 Prozentpunkte
weniger. Die Einschätzungen sind jedoch auch innerhalb der Branchen unterschiedlich, es gibt durchaus auch
Betriebe, die mit der Auftragslage zufrieden sind. Ganz allgemein gilt, dass die Finanzierung für Gewerbebetriebe
auf Grund restriktiver Kreditvergaben durch die Banken schwieriger geworden ist.
Wenig öffentliche Aufträge, viele Insolvenzen Die Ursachen für die rückläufige Auftragslage
sind vielschichtig. Zum Teil sind sie hausgemacht, zum Teil hängen sie aber auch mit der internationalen Wirtschaftslage
zusammen. So hat die "Alpine"-Insolvenz die Kärntner Bauwirtschaft mit ihren Zulieferbetrieben hart
getroffen. Zwar ist eine größere Insolvenzwelle vorläufig noch ausgeblieben, durch die zu erwartenden
Forderungsausfälle kann es aber in der Bauwirtschaft durchaus noch zu Firmenzusammenbrüchen kommen. Darüber
hinaus hat die Kärntner Wirtschaft derzeit unter allen Bundesländern den größten Zuwachs (Plus
von 9,6 Prozent) an Insolvenzfällen zu verzeichnen (Quelle: Insolvenzstatistik KSV 1870).
Die Tatsache, dass die Aufträge der öffentlichen Auftraggeber weiterhin rückläufig sind und
mittlerweile schon bei einem historischen Tiefststand von unter zehn Prozent des gesamten Auftragsvolumens für
das Gewerbe und Handwerk angelangt sind, ist ein weiterer wichtiger Punkt. Kronlechner: "Bauaufträge
im öffentlichen Hoch- und Tiefbau sind nach wie vor Mangelware, so dass die Firmen immer weiter wegfahren
müssen, um zu Aufträgen zu kommen. Auch der zunehmend zentralisierte Einkauf führt dazu, dass in
den Regionen immer weniger Aufträge an die Unternehmer vor Ort vergeben werden." Zusätzlich werden
aus arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitischen Gründen noch immer Eigenregiearbeiten durch öffentliche
oder halböffentliche Stellen ausgeführt. "Das sind natürlich Aufträge, die dann der Wirtschaft
fehlen. Welchen Sinn ergibt es, wenn zum Beispiel Sozialeinrichtungen gewerbliche Texilreinigungsar-beiten oder
Catering und Partyservice anbietet und damit die Unternehmen am Markt konkurriert? Oder ein überdimensionierter
Bauhof Bauarbeiten ausführt, die auch ein gewerblicher Bauunter-nehmer übernehmen könnte?",
bringt es Kronlechner auf den Punkt.
Finanzpolizei als "Raubritter"? Heftige Kritik übte Kronlechner an den fortgesetzten "überfallsartigen
Kontrollen" der Finanzpolizei, die in "raubritterartiger Weise" Firmenfahrzeuge an der Weiterfahrt
hindere, um ausständige Gelder für die Finanz einzutreiben. Kronlechner: "Für mich ist hier
die Verhältnismäßigkeit in Frage gestellt, dieser Umgang mit den Unternehmern ist eine absolute
Sauerei!"
Handwerkerbonus & Auflösungsabgabe An die neue Bundesregierung, wie auch immer sie sich zusammensetzen
wird, richtete Kronlechner die Forderung, den schon lange vorgeschlagenen Handwerkerbonus endlich umzusetzen: "Staat,
Wirtschaft und Beschäftigte würden davon profitieren und noch dazu könnte man die Schwarzarbeit
eindämmen."
Nach dem Vorbild Deutschlands sieht das Modell vor, dass Handwerkerrechnungen für Renovierungs-, Erhaltungs-,
und Modernisierungsar-beiten für Privathaushalte als Absetzbetrag von der Steuerlast abgezogen werden können.
Bis zu einem Höchstbetrag von 6.000 Euro sollen 20 Prozent der Arbeitskosten (keine Materialkosten) steuerlich
absetzbar sein. Das wäre ein Absetzbetrag von maximal 1.200 Euro pro Jahr. Berechnungen des Linzer Volkswirt-
schaftsprofessors Friedrich Schneider zerstreuen zudem die Befürchtungen, dass dem Fiskus dadurch Steuereinnahmen
entgehen würden. Das Gegenteil sollte der Fall sein: Ein Bonus von höchstens 1.200 Euro würde den
Staat etwa 150 Millionen Euro kosten. Dem würden durch die Überführung von Umsätzen aus der
Schattenwirtschaft in die legale Wirtschaft zusätzliche Steuereinnahmen von rund 400 Millionen Euro gegenüberstehen.
Vor dem Hintergrund der sich weiter verschlechternden Konjunktur ist es für Kronlechner außerdem untragbar,
die Auflösungsabgabe bei Arbeitgeberkündigungen mit 1. Jänner 2014 weiter zu erhöhen: "Die
Arbeitskosten steigen weiter und Betriebe werden in einer Situation bestraft, in der es ihnen ohnehin nicht gut
geht. Wer trennt sich schon gerne von Mitarbeitern, insbesondere wenn diese aus wirtschaftlichen Gründen freigesetzt
werden müssen. In dieser Situation noch Strafgelder in der Höhe von 115 Euro je Kündigung einzutreiben,
schadet den Betrieben enorm."
Karriere mit Lehre - so aktuell wie nie! Das hohe Qualitätsniveau, das man von den heimischen Handwerksbetrieben
erwartet, kann nur durch eine gute und praxisorientierte Ausbildung erfolgen. Die Betriebe investieren viel Zeit
und Geld in die Aus- und Weiterbildung ihrer MitarbeiterInnen und die besten von ihnen messen sich regelmäßig
in Lehrlingswettbewerben auf regionaler, nationaler und sogar internationaler Ebene. Ein solcher internationaler
Wettbewerb fand am Donnerstag im Stadion statt: Die Landesinnung der Kärntner Elektrotechniker veranstaltete
bereits zum elften Mal den internationalen Lehrlingswettbewerb für Lehrlinge des Lehrberufs Elektrotechniker.
Lehrlinge aus Slowenien, Italien und Kärnten nahmen daran teil und zeigten ihr Können. Innungsmeister
Karl Heinz Laure: "Elektrotechnik ist der wichtigste Beruf, den es geben kann - ohne Strom steht alles still."
Kronlechner und Laure sind sich in ihrer Einschätzung der Bedeutung ihrer Sparte einig - und zitierten einen
Slogan der deutschen Handwerksmesse in München: "Am Anfang war Himmel und Erde - den Rest haben wir erschaffen:
das Gewerbe und Handwerk."
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