Mailath: Kooperation statt Expansion - mehr Mittel für die Kunst
Wien (artphalanx) - Zwei besondere Wiener Bühnen beschreiten gemeinsame Wege: "Das 'Theater Nestroyhof
Hamakom' und der 'Salon5' werden ab 2014 eine Partnerschaft eingehen und im Austausch miteinander programmieren",
erklärten die beiden TheaterleiterInnen Frederic Lion (Nestroyhof) und Anna Maria Krassnigg (Salon5) am 02.10.
anlässlich der Präsentation der Programme bis Ende 2014. Beide Theater wurden von der Wiener Theaterjury
für eine vierjährige Konzeptförderung und eine inhaltlich-operative Zusammenarbeit empfohlen. Aufgrund
inhaltlich ähnlich gelagerter Schwerpunkte, wie der Arbeit rund um jüdische Geschichte, dezentraler Kulturarbeit
und Förderung des Sprechtheater-Nachwuchses, wurde eine engere Kooperation als sinnvoll erachtet. Auch seitens
der Stadt Wien wird diese Partnerschaft gezielt gefördert: "Nach einer zunehmenden Partikularisierung
der Theaterlandschaft in den letzten Jahren erscheint es mir als wichtiges Signal, wenn die Wiener Bühnen
neue Wege erproben, um sich auszutauschen und Synergien zu nutzen", betonte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny
bei der Pressekonferenz.
"Die Partnerschaft zwischen dem Theater Nestroyhof Hamakom und dem Salon5 ist Ausdruck für eine lebendige
und vielfältige Theaterkultur in der Stadt", freut sich der Kulturstadtrat. "Durch die deutliche
Erhöhung des Budgets haben nun beide Häuser die Möglichkeit, langfristig zu planen, vermehrt Eigenproduktionen
zu erarbeiten und dadurch ihr inhaltliches Profil zu schärfen. Diese Zusammenarbeit auf vielen Ebenen bringt
nicht nur ein spannendes künstlerisches Output, sondern durch die gemeinsame Nutzung von Strukturen auch mehr
Geld für die Kunst", ist Mailath überzeugt.
Frederic Lion (Künstlerische Leitung Theater Nestroyhof Hamakom) nannte das Interesse an Nachwuchsarbeit und
die inhaltliche Nähe als Gemeinsamkeiten in der Partnerschaft. Anna Maria Krassnigg (Künstlerische Leitung
Salon5) betonte die gemeinsame Leidenschaft für das Aufspüren verdrängter Literatur und das Bekenntnis
zur darstellenden Kunst und ihrem Personal. Die Spielpläne der Häuser kann man sich wie eine Achse vorstellen,
auf der die kontinuierliche Programmierung des größeren Hamakom auf jährlich eine Uraufführung
einer Tetralogie unter dem Titel "ON KICKS/ÜBERTRITTE" (vier Stücke von Anna Poloni 2014 -
2017) sowie ein Musiktheaterprojekt des Salon5 trifft - das erste wird "EMILY", ein poetry song project
nach Emily Dickinson, im Juni 2014 sein. Zusätzliche gemeinsame Vorhaben sind "Fenster nach Morgen",
eine Plattform für den professionellen Nachwuchs in der darstellenden Kunst, sowie die bereits erfolgreich
bestehende "LiteraTurnhalle", die als geistiger und physischer Austragungsort für die Sichtbarmachung
von wieder zu entdeckenden Texten dient.
Programmhöhepunkte der beiden Häuser
Das Theater Nestroyhof Hamakom bringt eine Uraufführung von Robert Schindels "Dunkelstein" im Oktober
2014 in der Regie von Frederic Lion, "Sonia Mushkat" von Savyon Liebrecht in der Inszenierung von Michael
Gruner im April 2014 sowie "Valentinstag" von Iwan Wyrypajew im Februar 2014, ebenso inszeniert von Frederic
Lion. Lesungen, Buchpräsentationen und eine Ausstellung rund um das Gedenken an die Novemberpogrome, interdisziplinäre
Programme sowie "Sam's Bar" im Dezember 2013, bei der das Hamakom an die Tradition der Etablissement-Kultur
anknüpft, zählen zu den wichtigen Programmpunkten des Spieljahres 2013/14.
Herzstück des Salon5 bildet die Tetralogie "ON KICKS/ÜBERTRITTE" mit Uraufführungen von
Stücken von Anna Poloni: Teil 2, "PASADA - Eine Überfahrt", hat im September 2014 Premiere.
Im Rahmen von "LiteraTurnhalle" präsentiert der Salon5 Gier nach Leben (Abende über Wilfried
Steiner, Robert Neumann, Hermann Broch) sowie "Faul im Staate", das dem Syndrom der Politik des Vergessens
gewidmet ist (zwei Abende mit Szenen nach Texten von Robert Schindel und Erwin Riess).
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