Wien (wifo) - Die Abschwächung der Konjunktur im Jahr 2012 hatte eine Steigerung der Lohnstückkosten
in der Herstellung von Waren zur Folge. Diese Steigerung ergibt sich aus einer nahezu konstanten Produktivität
bei einem gleichzeitigen Anstieg der Arbeitskosten. Die internationale Wettbewerbsposition relativ zum Durchschnitt
aller Handelspartner wie auch relativ zu Deutschland verbesserte sich 2012 aber dennoch leicht, weil sich die Produktivität
bei den Handelspartnern 2012 noch ungünstiger entwickelte. Die relative Lohnstückkostenposition gegenüber
den Handelspartnern ist ein wichtiger Indikator für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Warenherstellung.
Nach der deutlichen Verbesserung 2010 (+9,4%) und 2011 (+6,6%) wurde die Produktivität in der österreichischen
Warenproduktion 2012 nur wenig gesteigert (+0,1%). Die Arbeitskosten erhöhten sich 2012 dagegen um 3,2%, ungefähr
im gleichen Ausmaß wie im Jahr 2011 (+3,4%).
Zusammen bewirkten diese Entwicklungen einen Anstieg der Lohnstückkosten um ungefähr 3%. Weil auch die
Handelspartner und Deutschland unter dem Einfluss der Wirtschaftskrise standen, verschlechterte dieser Anstieg
die internationale Lohnstückkostenposition der österreichischen Warenproduktion nicht. Die derzeit verfügbaren
Daten zeigen im Gegenteil eine leichte Verbesserung der österreichischen Lohnstückkostenposition 2012,
sowohl relativ zum Durchschnitt aller Handelspartner (+1,1%) als auch zu Deutschland (+1,7%). Diese Entwicklung
wurde durch den Rückgang des nominell-effektiven Wechselkurses begünstigt. Im Jahr 2011 hatten sich Österreichs
Lohnstückkosten gegenüber den Handelspartnern um 2% und gegenüber Deutschland um 0,8% verringert.
In einer längerfristigen Betrachtung sind in der Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit der
österreichischen Industrie unterschiedliche Phasen festzustellen. Einer starken Verbesserung der österreichischen
Lohnstückkostenposition gegenüber dem Durchschnitt aller Handelspartner in der zweiten Hälfte der
1990er-Jahre folgte in den frühen 2000er-Jahren eine gegenläufige Entwicklung. Seit 2003 schwankt die
relative Lohnstückkostenposition der österreichischen Warenherstellung nur wenig, mit einem leichten
Anstieg bis 2010 und einem Rückgang 2011 und 2012.
Die günstige Entwicklung Österreichs gegenüber den Handelspartnern in den letzten Jahren ist zu
einem großen Teil auf die Entwicklung in Deutschland zurückzuführen, dessen Außenwirtschaft
mit einem Gewicht von einem Drittel in die Berechnung eingeht. Sieht man von Deutschland ab, dann verzeichneten
die Handelspartner im EU-Raum eine günstigere Lohnstückkostenentwicklung als Österreich. Das gilt
besonders für die von der Krise stärker betroffenen Länder.
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