Wien (onb) - Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt das größte Bruckner-Archiv der Welt.
Mit dem „Kitzler-Studienbuch“ ist eine weitere wertvolle Originalhandschrift des großen Komponisten, Organisten
und Musikpädagogen Anton Bruckner (1824 – 1896) hinzugekommen. Sie enthält Kompositionsstudien des jungen
Bruckner, die er beim Linzer Kapellmeister Otto Kitzler zwischen 1861 und 1863 angefertigt hat, und gibt damit
wichtige Aufschlüsse über sein frühes Schaffen. Das Werk besteht aus 163 querformatigen Blättern
in verschiedenen Größen, deren chronologische Ordnung noch von Bruckner selbst hergestellt wurde.
Das „Kitzler-Studienbuch“ stammt aus Münchner Privatbesitz und ist mit einiger Sicherheit die bedeutendste
Bruckner-Originalhandschrift, die noch erwerbbar war. Sie enthält Studien zu Schlüssen, Modulationen
und verschiedenen Formtypen, die gesamte Partitur des frühen Streichquartetts WAB 111, das Lied „Der Trompeter
an der Katzbach“, Vier Fantasien für Klavier, die Instrumentation des 1. Satzes von Beethovens Klaviersonate
„Pathétique“, die Orchesterkompositionen „Marsch in d-Moll“ WAB 96, „Drei Orchesterstücke“ WAB 97,
Ouvertüre in g-Moll WAB 98 und Skizzen zur Symphonie f-Moll WAB 99.
Von keinem anderen Komponisten verwahrt die Österreichische Nationalbibliothek insgesamt ein derartig reichhaltiges
und einmaliges Material. Anton Bruckner selbst hinterließ testamentarisch der k.k. Hofbibliothek (der Vorläuferin
der Österreichischen Nationalbibliothek) die Originalhandschriften seiner Hauptwerke, darunter die neun Symphonien,
die drei großen Messen, das Te Deum, das Chorwerk „Helgoland“ und das Streichquintett F-Dur. Dies war der
Grundstock einer Sammlung, die in den folgenden Jahrzehnten systematisch ausgebaut wurde und heute insgesamt 340
Objekte umfasst. Neben alternativen Fassungen der Symphonien, Skizzenmaterial und Jugendwerken finden sich darin
auch wichtige biografische Dokumente wie z. B. sämtliche Taschenkalender Bruckners mit Notizen und Gebetseintragungen
sowie ein großer Bestand an Briefen und Dokumenten, die sich auf das Umfeld des Komponisten beziehen.
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