Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ehrte Filmproduzent Norbert Blecha mit dem Goldenen
Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Harald Sicheritz erhielt das Goldene Verdienstzeichen
des Landes Wien.
Wien (rk) - Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ehrte am 09.10. im Wiener Rathaus zwei Filmemacher,
"die das österreichische Filmleben nachhaltig geprägt haben": Norbert Blecha erhielt das Goldene
Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, Harald Sicheritz das Goldene Verdienstzeichens
des Landes Wien. Zahlreiche Freunde und WeggefährtInnen waren gekommen, um mit den beiden Ausgezeichneten
zu feiern, darunter Staatssekretär a. D. Peter Wittmann, Botschafterin a. D. Helene v. Damm, Kammerschauspieler
Prof. Jürgen Wilke, Regisseur Otto Retzer, Kabarettist Christoph Fälbl, Jazzerin Marianne Mendt, Roland
Techmann, Leiter des Österreichischen Filmfonds, FPÖ-Stadträtin Veronika Matiasek und ÖVP-Stadtrat
Manfred Juraczka.
"Norbert Blecha und Harald Sicheritz machen Filme, die Bestand haben, die sozusagen in die Stammtafel des
Films eingeschrieben sind", betont Mailath im Rahmen der Ehrung. "Beide haben Filme und Serien gedreht,
die ein Millionenpublikum erreicht haben. Sie sind Beispiele dafür, was an Kreativem möglich ist, und
auch dafür, dass das österreichische Filmwunder wesentlich mehr ist als die materiell eingesetzten Mittel".
"Norbert Blecha hat den Ruf Österreichs als Filmland weiter gefestigt", unterstrich Namensvetter
und mit dem Ausgezeichneten weitläufig verwandt BM a. D. Karl "Charly" Blecha, Präsident des
Österreichischen Pensionistenverbands, in seiner launigen Laudatio: "Insbesondere seine Filme "Requiem
für Dominique" und "Der Unfisch" waren große internationale Erfolge. Mit Hansi Hinterseer
erfand er einen neuen Typus von Heimatfilm, der ein Millionenpublikum begeisterte", so Blecha und wünschte
dem Produzenten viel Glück für seine drei Großprojekte, die er derzeit am Laufen hat.
In seiner Laudatio auf Harald Sicheritz wies Schauspieler und Kabarettist Alfred Dorfer neben den Leistungen im
Filmbereich auch auf die gemeinsame Kindheit im Gemeindebau hin, "wo Konflikte mit offenem Visier ausgetragen
wurden": "Gemeinsam tauchten wir dann in das Soziotop des österreichischen Films ein. Wir hatten
Idealismus, Geschichten zu erzählen, die die Menschen interessieren." Harald Sicheritz sei heute der
mit Abstand erfolgreichste Regisseur in Österreich, so Dorfer, der in einigen Produktionen mit Sicheritz zusammengearbeitet
hat: "Ich bewundere ihn auch für seine menschliche Qualitäten, für seinen Respekt, den er allen
Menschen am Set entgegenbringt." Für Kritik, die Sicheritz oft einstecken musste, machte Dorfer Mut:
"Wir können nicht sensibel und unverwundbar sein" und schloss mit den unterstützenden Worten:
"You never walk alone."
Blecha bedankte sich bei allen Freunden und Gästen, die ins Rathaus gekommen waren, um bei der Feierstunde
dabei zu sein.
Es existiere noch immer ein Eiserner Vorhang zwischen Ernst und Unterhaltung, zwischen Kunst und Kommerz, so Harald
Sicheritz in seinen Dankesworten. Seine Filme wurden oft als Kabarettfilme oder Unterhaltungsfilme abgewertet.
Sicheritz forderte die Gäste auf, sich seinen neuen Film "Bad Fucking", der im Dezember in die Kinos
kommt, anzusehen: "Sie werden dann mich und das Land besser verstehen". Und schloss mit den Worten: "Ich
bin eher höflich, als freundlich. Kurzum ich bin ein Wiener mit Leib und Seele".
Biographie Norbert Blecha
Norbert Blecha wurde 1950 in Wien geboren. Er beschreibt sich selbst als Autodidakt. Er wechselte, nachdem
er bereits in Österreich als Stuntman tätig gewesen war, 1974 in die USA, wo er an der University of
Southern California Business studierte und acht Jahre lang als Stuntman und Schauspieler arbeitete. Im Jahr 1984
kehrte er aus Amerika nach Wien zurück und kaufte die "Terra-Film GesmbH.". Seine wohl wichtigste
Produktion war "Requiem für Dominic" in der Regie von Robert Dornhelm mit Hauptdarsteller Felix
Mitterer.
Von 1990 bis 1994 produzierte er die TV-Serie über die freiwillige Feuerwehr mit Karl Merkatz mit dem Titel
"Spritzen-Karli", sowie mit den Filmen "Der Unfisch" nach Michael Köhlmeier" unter
der Regie von Robert Dornhelm. Im Jahr 2000 folgten die Filme "Bride of the Wind" (Mahler-Film), sowie
"The Venice Project". 2002 eine Koproduktion "The Red Phone [2 Teile]. Er war Produzent zahlreicher
Filme, etwa "Da wo die Berge sind", "Da wo die Herzen schlagen", "Da wo das Glück
beginnt" und "Da wo es noch Treue gibt". Für sein Oeuvre hat Norbert Blecha den "Kritiker-Preis"
der Biennale in Venedig 1990, den "Golden Globe" für den Film "Requiem für Dominic"
1991 sowie für den Film "Wolfshund" im Jahr 1999 erhalten.
Harald Sicheritz wurde 1958 in Stockholm geboren und ist Drehbuchautor und Regisseur. Er studierte Politik-
und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien, 1983 wurde er mit seiner Dissertation "Wie unterhält
das Fernsehen?" zum Dr. phil. promoviert. Zum ersten Mal machte sich Harald Sicheritz einen Namen als Texter
und Bassist der Gruppe "Wiener Wunder", welche 1986 mit "Loretta" einen Nummer 1-Hit in den
österreichischen Charts erlangte.
Für das TV-Magazin "Ohne Maulkorb" war Sicheritz jahrelang Gestalter und Redakteur (1981-85), betätigte
sich als Regisseur und Produktionsleiter von Dokumentarfilmen (etwa "Otto Preminger - Anatomy of a Filmmaker",
1993 Dokumentarfilm USA/Ö), TV-Werbekampagnen, TV-Magazinen und Musikvideos, produzierte Fernsehprogramme
für den ORF ("Kaisermühlen-Blues", "Die Gipfelzipfler") und war zeitweise als Theaterregisseur
tätig. Seit seinem Regiedebüt "Muttertag" (1993), einer schwarzen Komödie gilt Sicheritz
als einer der bedeutendsten österreichischen Regisseure. Seit 1994 verfasste er zahlreiche Treatments und
Bearbeitungen für Spielfilme und TV-Serien. Sicheritz ist auch als Bildregisseur bei zahlreichen Aufzeichnungen
von Kleinkunstprogrammen tätig.
1990-91 besuchte er Seminare für Filmregie bei Lenore DeKoven am American Film Institute, Los Angeles, 1994
ein Seminar für Filmanalyse bei Regisseur Krysztof Kieslowski sowie 1994-95 Drehbuch-Workshops bei Inga Karetnikova
(1994-95).
2009 war Sicheritz einer der Gründer der Akademie des Österreichischen Films und ist Mitglied des Vorstandes.
Außerdem ist er Mitglied des Entwicklungsteams für den Fachhochschul-Bachelorstudiengang "Film-,
TV- und Medienproduktion", Lehrbeauftragter für "Film und Musik" an der Abteilung Film und
Fernsehen der Universität für Musik und Darstellende Kunst, Wien (1996-2002), Lektor der Lehrredaktion
des Instituts für Kommunikationswissenschaft und der Zeitschrift "profil" (1996), sowie Theaterregisseur.
Sicheritz war auch als Feuilletonist (etwa bei der "Neuen AZ" ,1982-86) tätig.
Zu weiteren bedeutenden Filmen von Sicheritz zählen "Qualtingers Wien" (1997), "Fink fährt
ab" (1999), "Wanted" (1999), "Poppitz" (2002), "Darum" (2007), "Tatort
- Baum der Erlösung" (2008), "Tatort - Ausgelöscht" (2010), "Hexe Lilli: Die Reise
nach Mandolan" (2011), "Tatort - Abgründe" (2012) und "Tatort - Zwischen den Fronten"
(2013). Seine jüngste Arbeit: "Paul Kemp - Der Mediator" wird ab Oktober 2013 im österreichischen
Fernsehen gezeigt.
Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Österreichischen Staatspreis für Werbefilm, den Österreichischen
Filmpreis für "Poppitz", die Goldene Romy für den erfolgreichsten österreichischen Film
"Wanted", den Erich Neuberg-Regiepreis für "Qualtingers Wien" u.a.
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