Kunstrückgabeeirat beschließt
 sechs neue Empfehlungen

 

erstellt am
09. 10. 13
15.00 MEZ

Rückgabe betrifft Objekte aus den Sammlungen der Albertina und des MAK.
Wien (bmukk) - Der Kunstrückgabebeirat empfahl in seiner Sitzung vom 08.10. die Rückgabe von Blättern aus der Albertina, nämlich von vier Arbeiten von Carl Spitzweg, Peter Fendi und Friedrich Gauermann an die Erben nach den Geschwistern Dr. Hermann und Dr. Käthe Kolisch, und einer Druckgrafik an die Erben nach Hans Leinkauf. Vier Empfehlungen betreffen das MAK, nämlich die Rückgabe von drei Bechern an die Erben nach Rudolf Bittmann, einer Prunkdeckelvase an die Erben nach Emma Budge, von drei Gläsern an die Erben nach Willibald Duschnitz und von zwei Porzellanschüsseln an die Erben nach Heinrich Rotberger.

Die Geschwister Dr. Hermann und Dr. Käthe Kolisch mussten 1939 vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten aus Österreich flüchten. Vor ihrer Flucht, im Jänner 1939 verkauften sie die vier Blätter im Preis von RM 350,- der Albertina. Die Geschwister kehrten nicht mehr nach Österreich zurück, sondern starben 1977 bzw. 2002 in den USA.

Ähnlich gelagert ist der Erwerb einer Druckgrafik von Wallerand Vaillant, die Hans Leinkauf vor seiner Flucht an die Albertina veräußerte. Hans Leinkauf verstarb 1946 in Los Angeles, Versuche seiner Witwe, die für eine Verschiffung vorgesehene Kunstsammlung ihres Mannes wiederzufinden, scheiterten.

Die drei Gläser aus der Sammlung von Rudolf Bittmann, nämlich ein Glasbecher von Gottlieb Mohn, ein Ranftbecher von Anton Kothgasser und ein Lithyalinglas, wurden vom MAK am 8./9. Dezember 1938 im Wiener Auktionshaus Weinmüller ersteigert. Ein Abgleich des Katalogs mit anderen Quellen, darunter ein Foto der Glassammlung Rudolf Bittmanns, machte die Zuordnung der Gläser möglich. Auch Rudolf Bittmann musste aus Österreich flüchten.

Die Prunkdeckelvase war Teil einer Silbersammlung, welche das 1944 bzw. 1945 verstorbene Ehepaar Ernst und Emma Böhm dem MAK testamentarisch widmete. Die Recherchen der Kommission für Provenienzforschung ergaben, dass die Vase ursprünglich aus der Sammlung der 1937 verstorbenen Hamburger Kunstsammlerin Emma Budge stammte. Emma Budge und ihre Erben waren von den Nationalsozialisten verfolgt, nach dem Tod von Emma Budge war die Sammlung zur Versteigerung gelangt.

Schließlich empfahl der Beirat in zwei Beschlüssen die Rückgabe von Kunstgegenständen, die vom MAK im Zusammenhang mit der Anwendung des Ausverbotsgesetzes für Kulturgut auf Sammlungen, die an ehemalige NS-Verfolgte zurückzugeben gewesen wären, erworben wurden. Im einen Fall handelt es sich um drei Gläser aus der Sammlung von Willibald Duschnitz, im anderen Fall um zwei Porzellanschüsseln aus der Sammlung von Heinrich Rothberger. In beiden Fällen versagte das Bundesdenkmalamt aufgrund von Interventionen des am Ankauf interessierten MAK die Ausfuhrbewilligungen.

Die Empfehlungen sind im Wortlaut auf der Webseite der Kommission für Provenienzforschung unter http://www.provenienzforschung.gv.at wiedergegeben.

 

 

 

Informationen: http://

 

 

 

 

 

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