Rückgabe betrifft Objekte aus den Sammlungen der Albertina und des MAK.
Wien (bmukk) - Der Kunstrückgabebeirat empfahl in seiner Sitzung vom 08.10. die Rückgabe von Blättern
aus der Albertina, nämlich von vier Arbeiten von Carl Spitzweg, Peter Fendi und Friedrich Gauermann an die
Erben nach den Geschwistern Dr. Hermann und Dr. Käthe Kolisch, und einer Druckgrafik an die Erben nach Hans
Leinkauf. Vier Empfehlungen betreffen das MAK, nämlich die Rückgabe von drei Bechern an die Erben nach
Rudolf Bittmann, einer Prunkdeckelvase an die Erben nach Emma Budge, von drei Gläsern an die Erben nach Willibald
Duschnitz und von zwei Porzellanschüsseln an die Erben nach Heinrich Rotberger.
Die Geschwister Dr. Hermann und Dr. Käthe Kolisch mussten 1939 vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten
aus Österreich flüchten. Vor ihrer Flucht, im Jänner 1939 verkauften sie die vier Blätter im
Preis von RM 350,- der Albertina. Die Geschwister kehrten nicht mehr nach Österreich zurück, sondern
starben 1977 bzw. 2002 in den USA.
Ähnlich gelagert ist der Erwerb einer Druckgrafik von Wallerand Vaillant, die Hans Leinkauf vor seiner Flucht
an die Albertina veräußerte. Hans Leinkauf verstarb 1946 in Los Angeles, Versuche seiner Witwe, die
für eine Verschiffung vorgesehene Kunstsammlung ihres Mannes wiederzufinden, scheiterten.
Die drei Gläser aus der Sammlung von Rudolf Bittmann, nämlich ein Glasbecher von Gottlieb Mohn, ein Ranftbecher
von Anton Kothgasser und ein Lithyalinglas, wurden vom MAK am 8./9. Dezember 1938 im Wiener Auktionshaus Weinmüller
ersteigert. Ein Abgleich des Katalogs mit anderen Quellen, darunter ein Foto der Glassammlung Rudolf Bittmanns,
machte die Zuordnung der Gläser möglich. Auch Rudolf Bittmann musste aus Österreich flüchten.
Die Prunkdeckelvase war Teil einer Silbersammlung, welche das 1944 bzw. 1945 verstorbene Ehepaar Ernst und Emma
Böhm dem MAK testamentarisch widmete. Die Recherchen der Kommission für Provenienzforschung ergaben,
dass die Vase ursprünglich aus der Sammlung der 1937 verstorbenen Hamburger Kunstsammlerin Emma Budge stammte.
Emma Budge und ihre Erben waren von den Nationalsozialisten verfolgt, nach dem Tod von Emma Budge war die Sammlung
zur Versteigerung gelangt.
Schließlich empfahl der Beirat in zwei Beschlüssen die Rückgabe von Kunstgegenständen, die
vom MAK im Zusammenhang mit der Anwendung des Ausverbotsgesetzes für Kulturgut auf Sammlungen, die an ehemalige
NS-Verfolgte zurückzugeben gewesen wären, erworben wurden. Im einen Fall handelt es sich um drei Gläser
aus der Sammlung von Willibald Duschnitz, im anderen Fall um zwei Porzellanschüsseln aus der Sammlung von
Heinrich Rothberger. In beiden Fällen versagte das Bundesdenkmalamt aufgrund von Interventionen des am Ankauf
interessierten MAK die Ausfuhrbewilligungen.
Die Empfehlungen sind im Wortlaut auf der Webseite der Kommission für Provenienzforschung unter http://www.provenienzforschung.gv.at wiedergegeben.
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