Schimpansen wählen Freunde mit ähnlicher Persönlichkeit wie sie selbst
Wien (universität) - Wie Menschen schließen viele Tierarten stabile und enge Freundschaften.
Bis jetzt war es jedoch unklar, wie diese Bindungen zwischen Individuen entstehen. KognitionsbiologInnen der Universität
Wien und der Universität Zürich haben jetzt herausgefunden, dass Schimpansen jene Artgenossen als Freunde
wählen, die eine ähnliche Persönlichkeit haben wie sie selbst. Die Ergebnisse der Studie wurden
im renommierten Fachjournal "Evolution and Human Behaviour" publiziert.
Jorg Massen vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien erforschte gemeinsam mit Sonja
Koski von der Universität Zürich die Persönlichkeit von Schimpansen in zwei Zoos. Anhand von jahrelangen
Beobachtungen untersuchten sie, welche Schimpansen die meiste Zeit miteinander in Körperkontakt waren. "Das
gilt als klares Zeichen von Freundschaft zwischen Schimpansen", erklärt Jorg Massen. Zudem wurden über
Verhaltensexperimente die Persönlichkeitsmuster erstellt. Anschließend testeten die Wissenschaftlerinnen,
ob jene Schimpansen, die häufig zusammen waren und somit Freundschaft geschlossen hatten, ähnliche oder
unterschiedliche Persönlichkeitsstrukturen hatten.
"Wir fanden heraus, dass unter nicht verwandten Freunden die geselligsten und mutigsten Individuen die Gesellschaft
von anderen sehr geselligen und mutigen Tieren bevorzugten, während schüchterne Schimpansen die meiste
Zeit mit ähnlich scheuen Artgenossen verbrachten", so Jorg Massen. Die starke Präferenz für
ähnliche Individuen ist wahrscheinlich adaptiv: Wenn die befreundeten Schimpansen ähnliche Verhaltensmuster
zeigen, funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den Tieren besser und zuverlässiger.
Diese Ergebnisse entsprechen auch dem bekannten "Ähnlichkeits-Effekt" bei Menschen: Wir tendieren
zu Freundschaften mit Menschen, die ähnlich extrovertiert, freundlich und mutig sind wie wir selbst. "Es
scheint, dass die Ähnlichkeit in Verhaltensmustern wie Geselligkeit und Mut das ist, was Freundschaften sowohl
zwischen Schimpansen als auch zwischen Menschen entstehen lässt und sie in weiterer Folge zusammenhalten lässt.
Wir vermuten, dass diese Präferenz noch von den letzten gemeinsamen Vorfahren stammt", meint Jorg Massen
abschließend.
Publikation in "Evolution and Human Behaviour"
Massen, J.JM., & Koski, S.E.: Chimps of a feather sit together: chimpanzee
friendships are based on homophily in personality, in: Evolution and Human Behavior (2013), online veröffentlicht
am 2. Oktober 2013
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