Singapur/Wien (foggensteiner) - Baar-Baarenfels Architekten konnten beim World Architecture Festival in Singapur
die Kategorie "Neu und Alt" für sich entscheiden. Johannes Baar-Baarenfels setzte sich unter anderen
gegen international so renommierte Architekturbüros wie Miralles Tagliabue durch. Die Jury belohnte "den
kühnen und pointierten Umbau" des Wiener Palais Rasumofsky.
Das Büro des Wiener Architekten Johannes Baar-Baarenfels wurde beim diesjährigen World Architecture Festival
in Singapur in der Kategorie "Neu und Alt" ausgezeichnet. Mit seinem feinsinnigen wie ausdrucksstarken
Umbau des 1806 errichteten Palais Rasumofsky holte er den begehrten Preis. Das Gebäude wurde in der Zeit des
Wiener Kongresses für den russischen Diplomaten, Musikmäzen und Kunstsammler Fürst Andrei Kirillowitsch
Rasumofsky erbaut und gilt seither als ein Juwel des Wiener Architektur-Erbes.
Renovierung und Umbau mit Fingerspitzengefühl
Acht Jahre nach Fertigstellung brannten Teile des Palais in Wien Landstraße ab. Das junge Gebäude musste
renoviert werden. Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg wurden in der Nachkriegszeit provisorisch behoben. Dennoch
war eine gründliche Revision des geschichtsträchtigen Hauses erforderlich.
Bei dem Umbau, der 2010 begann, war großes Fingerspitzengefühl von Nöten. Die Originalsubstanz
des Hauptpalais wurde in Abstimmung mit dem Denkmalamt renoviert. Das Dachgeschoss und das Stiegenhaus des Gartenpalais
wurden gänzlich erneuert. Die Jury des World Architecture Festival würdigte die Arbeit des Architekten
Baar-Baarenfels: "Es gibt womöglich nur einmal im Leben die Gelegenheit, ein 200 Jahre altes Gebäude
mit großer historischer Bedeutung zu beeinflussen. Der Architekt hat durch seine Umsetzung die architektonische
Auflösung eines Paradoxons geschafft: ein kühnes Design-Konzept, das im Ausdruck zart und pointiert ist."
Kühne Vision und Historisches im Einklang
Bei der Neuinterpretation des Palais Rasumofsky ging es einerseits darum der historischen Form gerecht zu werden,
andererseits eine zeitgenössische Lösung für die neuen räumlichen Anforderungen zu entwickeln.
Das neue Aluminium beplankte Dach, eine Stahlfachwerkkonstruktion, gestützt von einer Reihe von Vierendeel-Trägern,
fügt sich ganz selbstverständlich in das bestehende Ensemble. Die Penthouse-Wohnung ist von Terrassen
umgeben und verfügt über raumhohe vertikale Verglasungen. Sonnenschutzlamellen aus extrudierten Aluminium
bilden die ursprüngliche Dachform, spenden Schatten und rahmen den Blick nach außen.
Das Erdgeschoss wurde, wohl ganz im Sinne des kunstliebenden Erstbesitzers, in eine sechs Meter hohe Galerie verwandelt.
Die zwei größeren Räume wurden durch die Einfügung einer neuen zusätzlichen Ebene zwischen
zwei freistehenden abgewinkelten Betonscheiben verbunden. Die neu geschaffene, organisch geformte Betontreppe ist
eine konstruktive Meisterleistung, da die Form sich aus dem statischen Kräftefluss ergibt.
International wahrgenommene Architektur
Nachdem Baar-Baarenfels bereits 2010 für den World Architecture Festival Award in Barcelona nominiert worden
war, damals für den Sportalm-Flagship-Store in der Wiener Brandstätte in der Kategorie "Shopping",
konnte er heuer den weltweit begehrten Architekturpreis für sich entscheiden.
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