Sonderausstellungen im Gedenkjahr 2014
Graz (museum-joanneum) - 2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914–1918) zum einhundertsten
Mal. An einem geschichtsträchtigen Ort – im Geburtshaus des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand, wo heute
das GrazMuseum beheimatet ist – präsentierten Kulturlandesrat Christian Buchmann sowie Vertreter des GrazMuseums,
des Steiermärkisches Landesarchivs, des Universalmuseums Joanneum sowie des Instituts für Geschichte
der Karl-Franzens Universität Graz ihre Projekte, die sich im kommenden Jahr dieser „Urkatastrophe des 20.
Jahrhunderts“ widmen.
Joanneum zeigt „Die Steiermark und der Große Krieg“
Die größte Ausstellung ist ab 27. Juni unter dem Titel Die Steiermark und der Große Krieg
im Museum im Palais zu sehen und wird vom Historiker Helmut Konrad kuratiert. Anhand zahlreicher Fotos, Bildpostkarten,
Feldpostbriefen, Filmmaterial und vielen erstmals gezeigten Exponaten aus steirischen Sammlungen und den Objektbeständen
des Universalmuseums Joanneum zeigt die Schau, wie der „Große Krieg“ den Alltag in der Steiermark beeinflusste,
welche weitreichenden Veränderungen der Erste Weltkrieg für den einfachen Menschen mit sich brachte und
was heute noch daran erinnert.
Call für die Vergabe von grenzüberschreitenden Kunst- und Kulturprojekten
Das Kulturressort des Landes Steiermark schreibt für das kommende Jahr einen mit 200.000 Euro dotierten
Call für die Vergabe von grenzüberschreitenden Kunst- und Kulturprojekten aus. Der Call richtet sich
an die freie Kulturszene, regionale Kulturinitiativen sowie Kulturwissenschafter/innen und soll im Sinne des trigon-Gedankens
die Beziehungen im gemeinsamen Kulturraum Österreich, Norditalien und Jugoslawien neu knüpfen. Fragen
z. B. rund um das Ende der Donaumonarchie, des Zerfalls des Vielvölkerstaates im und durch den Beginn des
Ersten Weltkriegs sowie die Auswirkungen des Weltkrieges auf das Hier und Heute sollen damit beantwortet werden.
Des Weiteren vergibt das Kulturressort des Landes Steiermark im Gedenkjahr 2014 zwei Auslandsstipendien. Das Atelier-Auslandsstipendium
des Landes Steiermark geht an den bildenden Künstler Robert Mathy (*1979), der 2014 in Sarajevo leben und
arbeiten kann. Auch das Film-Auslandsstipendium des Landes Steiermark wird 2014 in Sarajevo organisiert. Der Zutritt
zum und die Kooperation mit dem internationalen Film-Festival-Sarajevo ist Teil des Programms für eine steirische
Nachwuchsfilmkünstlerin bzw. einen steirischen Nachwuchsfilmkünstler. Die Ausschreibung für dieses
Stipendium erfolgt im Jänner 2014.
Königsmorde und Regimentsmaler im GrazMuseum
Das tödliche Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie in Sarajevo diente 1914
Österreich-Ungarn als Legitimation, um Serbien den Krieg zu erklären. Das GrazMuseum geht der Frage nach,
welche Motive den Attentäter Gavrilo Princip leiteten und welche Spannungszustände zur damaligen Zeit
in der Monarchie herrschten. Die Ausstellung stellt das Attentat von Sarajevo in den Kontext anderer Gewalttaten
im habsburgischen Umfeld und ihrer jeweiligen politischen Motive, richtet den Blick auf die Jahrzehnte davor und
beleuchtet Ereignisse, von denen die Donaumonarchie im Jahr 1914 bereits gezeichnet war. Es zeigt die Schüsse
in Sarajevo als schicksalhaften Kulminationspunkt in einer Reihe von (versuchten) Attentaten, Hinrichtung und Selbstmord.
Eine weitere Ausstellung eröffnet zeitgleich mit der Joanneums-Ausstellung und rückt den 1888 in Graz
geborenen Künstler Wilhelm Thöny in den Mittelpunkt. Thöny meldete sich 1915 als Einjährig-Freiwilliger
auf Kriegsdauer beim k. k. Landwehrinfanterieregiment (LIR) 3 Graz und war von 1916 bis Kriegsende als Regimentsmaler
der Dreierschützen tätig. Die gezeigten Werke Thönys – „Schlachtenbilder“, Darstellungen aus dem
Leben der Soldaten sowie Porträts von Offizieren und Kriegsgefangenen – werden mit militärhistorischen
Methoden ikonografisch entschlüsselt und mit Objekten, Militärkarten, Dokumenten und Fotografien, welche
die Wirklichkeit des Ersten Weltkriegs kontrastierend veranschaulichen, kontextualisiert. Dabei wird auch die Diskrepanz
zwischen Thönys persönlichem Erleben des Kriegs und seinen affirmativen, der Propaganda dienenden Werken
thematisiert. Die gezeigten Exponate stammen zum überwiegenden Teil aus der Sammlung des GrazMuseums.
Propaganda und Wirklichkeit im Ersten Weltkrieg
Ebenfalls mit dem Kontrast von Propaganda und Wirklichkeit beschäftigt sich die Ausstellung im Steiermärkischen
Landesarchiv, die am 14. Mai eröffnet wird. Mithilfe von Archiv-Beständen (Zeitungen, Postkarten, Plakaten,
etc.) wird veranschaulicht, wie versucht wurde, die Bevölkerung für die eigenen Ziele zu begeistern.
Dem wird die Realität gegenübergestellt: die Not, die Restriktionen im Alltagsleben, das Elend im Hinterland
und der daraus resultierende propagandistische Wandel vom Verteidigungskrieg hin zum Kampf einer Opfer- bzw. Leidensgemeinschaft.
Geplantes Ausstellungsprojekt im Rahmen der Grazer Herbstmesse
Eine für Oktober im Rahmen der Grazer Herbstmesse geplante Ausstellung, konzipiert vom Institut für
Geschichte der Karl-Franzens-Universität-Graz, stellt die Internationalität ins Zentrum. Die global gedachte
Ausstellung soll die Besucherinnen und Besucher der Messe zum Nachdenken anregen: „Hätte ich anders oder genauso
gehandelt, wie die Menschen damals?“
Begleitend zu allen Ausstellungen erscheinen Kataloge bzw. Broschüren.
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