Österreicher sehen in EU-Erweiterung keine Priorität

 

erstellt am
16. 10. 13
15.00 MEZ

Stärkere Zusammenarbeit der EU-Länder vorrangig – 86 Prozent halten engere Zusammenarbeit für wichtig, 24 Prozent EU-Erweiterung - Nur Island als neues EU-Mitglied gewünscht
Wien (ögfe) - Am 16.10. werden in Brüssel die diesjährigen Fortschrittsberichte der Europäischen Kommission zu jenen Ländern präsentiert, die sich um Aufnahme in die EU bemühen. Die Österreicher stehen allerdings einer künftigen Erweiterung der Europäischen Union skeptisch gegenüber.

"Von allen EU-Kandidatenländern würden die Österreicher mit Island jenes Land am ehesten als Neuzugang in der EU akzeptieren, das zurzeit seine Beitrittsambitionen auf Eis gelegt hat", so Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), zum Ergebnis einer aktuellen ÖGfE-Umfrage. "Die für Österreich relevantere EU-Erweiterung um die Länder am westlichen Balkan trifft dagegen auf geringe Zustimmung.

Die Zeichen stehen auf Vertiefung, weniger auf Erweiterung". Insgesamt sagen 86 Prozent der Befragten, dass sie eine Vertiefung der Zusammenarbeit der EU-Mitgliedsländer für "sehr wichtig" (48 Prozent) oder "wichtig" (38 Prozent) halten. 13 Prozent sehen dies als "weniger wichtig" (10 Prozent) oder "gar nicht wichtig" (3 Prozent) an. Dagegen hält rund ein Viertel eine EU-Erweiterung für "sehr wichtig" (8 Prozent) oder "wichtig" (16 Prozent). Drei Viertel beurteilen sie als "weniger wichtig" (42 Prozent) bzw. "gar nicht wichtig" (32 Prozent).

Ungeachtet dieses klaren Votums sind die Österreicher geteilter Meinung, ob Entscheidungen innerhalb der EU in Hinkunft mehr auf gemeinsamer, europäischer Ebene getroffen werden sollten (45 Prozent) oder mehr auf einzelner, nationalstaatlicher Ebene (48 Prozent).*

Was das Meinungsbild zu künftigen Erweiterungen der EU betrifft, so hat sich dieses in den vergangenen Jahren - das zeigen ÖGfE-Umfragen seit 2010 - kaum verändert. Am seltensten wird ein EU-Beitritt der Türkei befürwortet (15 Prozent), am stärksten noch jener Islands (55 Prozent).

"Obwohl gerade die heimische Wirtschaft von einer Erweiterung profitieren und auch die politische Stabilität der Region dadurch gestärkt würde - die Österreicher sehen es als vorrangig an, dass sich die EU konsolidiert und ihre internen Probleme löst", interpretiert Schmidt die Ergebnisse.

Einstellung der Österreicher zum EU-Beitritt der einzelnen Länder
Island: 55 Prozent dafür | 16 Prozent egal | 26 Prozent dagegen
Mazedonien: 28 Prozent dafür | 15 Prozent egal | 52 Prozent dagegen
Montenegro: 26 Prozent dafür | 16 Prozent egal | 52 Prozent dagegen
Bosnien-Herzegowina: 26 Prozent dafür | 14 Prozent egal | 56 Prozent dagegen
Serbien: 24 Prozent dafür | 12 Prozent egal | 62 Prozent dagegen
Albanien: 20 Prozent dafür | 15 Prozent egal | 61 Prozent dagegen
Kosovo: 19 Prozent dafür | 12 Prozent egal | 66 Prozent dagegen
Türkei: 15 Prozent dafür | 10 Prozent egal | 72 Prozent dagegen

"Trotz Erweiterungsmüdigkeit und dem vordringlichen Wunsch nach einer nachhaltigen Stabilisierung der EU. Die um EU-Mitgliedschaft bemühten Länder brauchen eine konkrete Beitrittsperspektive, um wirtschaftliche und gesellschaftliche Reformen weiter voranzubringen", meint Schmidt abschließend.

Die Umfrage wurde von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) im September 2013 im Auftrag der ÖGfE durchgeführt (Tel ASB 67). Befragt wurden österreichweit 500 Personen per Telefon (repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre/Gewichtung nach Geschlecht, Alter und Bildung).

* Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft, Tel ASB 66, September 2013, N=555. (Für alle Werte gilt: Rest auf 100 Prozent = "weiß nicht/Keine Angabe")

 

 

 

Informationen: http://www.oegfe.at

 

 

 

 

 

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