Von 9. November 2013 bis 13. April 2014 im Arnulf Rainer Museum in Baden
Baden (arnulf rainer museum) - Seit vier Jahrzehnten setzt sich Arnulf Rainer in Malereien und Grafiken
mit ausdrucksstarken Porträts der Kunstgeschichte auseinander. Die Ausstellung zeigt seine Überarbeitungen
von Werken alter Meister wie Rembrandt Harmenszoon van Rijn, Francisco de Goya, Vincent van Gogh, Leonardo da Vinci,
Antonio Canova und Franz Xaver Messerschmidt.
"Ich hatte es satt, immer nur mich selbst zu überzeichnen" so Arnulf Rainer, der nach den Serien
"Face Farces" und "Body Poses" in den 1970ern begann, mit fremden Vorlagen zu arbeiten. Erste
Inspiration fand er in den grotesken "Charakterköpfen" des Bildhauers Franz Xaver Messerschmidt
aus dem 18. Jahrhundert. Klassische Skulpturen der Griechen und Römer, Selbstbildnisse der Niederländer
Rembrandt und van Gogh, die Bildniskunst der Renaissance, Radierungen von Goya oder klassizistische Werke von Canova
folgten. Fotografien bilden dabei den Ausgangspunkt seiner "parasitären Überarbeitungen" in
unterschiedlichen Medien.
Die Ausstellung RAINER UND DIE ALTE KUNST ist nach Künstlern und Epochen gegliedert, um Rainers stilistischen
Wandel zu verdeutlichen: Bei den Reproduktionen der Skulpturen von Messerschmidt und den existenziellen Selbstdarstellungen
von Rembrandt und van Gogh ist eine stark expressive, nervöse, grafische Überarbeitung die Regel. Der
Formdisziplin klassischer Skulpturen sowie der Renaissanceporträts, darunter Leonardo da Vincis "Mona
Lisa", begegnet Rainer indes mit farbigen Bahnen, sowie Methoden der Ver- und Entschleierung.
"Was diese Ausstellung in ihren jeweiligen Kapiteln demonstriert, ist, neben dem kontinuierlichen Interesse
Arnulf Rainers an der alten Kunst in deren Tradition er sich als Maler versteht, vor allem die Veränderung
seiner Sprache von einer fast kämpferisch, energetischen Auseinandersetzung mit dem gegenüberstehenden
Porträt zu einer von Harmonie und Farbe bestimmten Feier des schönen Antlitzes", so Kurator Prof.
Peter Weiermair.
Rainers Arbeiten zu Antonio Canova gegenübergestellt wird der erst kürzlich restaurierte Gipsabguss "Verlassene
Psyche" des Canova Schülers Pietro Tenerani. Weiters ergänzt die Marmorskulptur "Harpokrates
(ca. 1783) von Johann Christian Friedrich Wilhelm Beyer die Serie von Rainers Überarbeitungen mythologischer
Stiche. Beide Skulpturen sind Leihgaben der Glyptothek der Akademie der bildenden Künste Wien.
RAINER UND DIE ALTE KUNST ist von 10. November 2013 bis 13. April 2014 täglich von 10 bis 17 Uhr zu sehen.
Im Rahmen der Ausstellung finden Führungen und Abendveranstaltungen statt, darunter die Lese/Performance "Die
Letzten ihrer Art" mit Adele Neuhauser und Edi Nulz am 16. November. Kinder und Jugendliche können in
Führungen mit LUCY ELECTRIC das Museum bei Nacht erleben, ihren Geburtstag feiern, oder in Atelier-Workshops
eigene Projekte verwirklichen.
Seit 2009 zeigt das Arnulf Rainer Museum in jährlich zwei Ausstellungen, monografisch sowie im Dialog mit
Zeitgenossen und Weggefährten, das vielfältige Werk des international renommierten Künstlers (*1929)
aus Baden. RAINER UND DIE ALTE KUNST wird von Prof. Peter Weiermair, ehemaliger Direktor des Frankfurter Kunstvereins,
des Salzburger Rupertinums, der Galleria d'Arte Moderna in Bologna sowie langjähriger Präsident des IKT
- International Association of Curators of Contemporary Art, kuratiert. Er realisierte die erste große Retrospektive
Arnulf Rainers in der Galleria d'Arte Moderna, Bologna und stellte Rainers "Hiroshima" im Frankfurter
Kunstverein aus.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen des Kurators sowie Texten von Arnulf Rainer.
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