Selbstauflösende Implantate zur
 Heilung von Kinderknochen

 

erstellt am
22. 10. 13
14.00 MEZ

Erfolgreiche Forschung am Laura Bassi Centre of Expertise an der Med Uni Graz
Graz (meduni) - Das im Jahre 2009 an der Med Uni Graz eingerichtete Laura Bassi Centre of Expertise "BioResorbable Implants for Children" (BRIC), wurde von einer internationalen Jury erfolgreich evaluiert und wird daher für weitere drei Jahre aus Mitteln der öffentlichen Hand gefördert. Das Ziel des von Assoz.-Prof. PD Dr. Annelie-Martina Weinberg geleiteten Forschungszentrums liegt darin, sich selbst auflösende Implantate zur Behandlung von Knochenfrakturen bei Kindern zu erforschen. Dadurch soll der Klinikaufenthalt für Kinder möglichst kurz gehalten werden und weitere Operationen vermieden werden.

25% aller Unfälle im Kindesalter haben einen Knochenbruch zur Folge. Einige Brüche können mit einem Gips konservativ behandelt werden, andere - nämlich bei stark verschobenen Knochen - müssen operiert werden. Um den Bruch zu stabilisieren und das Ausheilen in der korrekten Position zu gewährleisten sind Metallimplantate notwendig. Diese Implantate müssen im Normalfall in einer Folgeoperation wieder entfernt werden: Für das Kind bedeutet das einen weiteren stationären Aufenthalt mit neuerlicher Narkose. Die Narbe muss wieder aufgeschnitten werden, um das Implantat zu entfernen. Wenn das Implantat durch das kindliche Wachstum vom eigentlichen Einbringungsort weggewachsen ist, sind manchmal auch größere Schnitte erforderlich. Hierbei besteht das erneute Risiko einer Mitverletzung von Gefäßen, Nerven und umliegendem Weichteilgewebe, bis das Metall im Knochen wiedergefunden werden kann. Manchmal ist sogar das aufmeißeln des Knochens notwendig, um das Metall aus dem Knochen zu befreien, in den es eingewachsen ist.

Diese Umstände sollen durch den Einsatz von selbstauflösenden Implantaten entfallen - hieran forscht das Team rund um Dr. Annelie-Martina Weinberg, im Laura Bassi Centre of Expertise an der Med Uni Graz seit 4 Jahren. Neben den genannten patientenspezifischen Vorteilen bieten selbstauflösende Materialien auch sozio-ökonomische Vorteile: Die Operation zur Implantatentfernung entfällt, womit eine nicht unerhebliche Summe im immer teurer werdenden Gesundheitssystem gespart werden kann. Das Kind fehlt nicht wieder in der Schule und auch die Eltern müssen nicht in der Arbeit freigestellt werden, um ihr Kind ins Krankenhaus zu begleiten.

Hoher Anspruch an selbstauflösende Implantate
Der Anspruch an resorbierte Implantate für das wachsende Skelett ist hoch. Oberste Priorität ist, dass das kindliche Wachstum keinesfalls gestört werden darf und keine schädlichen Materialen beim Abbau im Körper verbleiben.

Hierzu sind umfassende Untersuchungen notwendig: Zunächst muss gewährleistet sein, dass sich das Material tatsächlich in einem akzeptablen Zeitraum auflöst. Es muss genaustens festgestellt werden, wohin die abgebauten Materialen transportiert werden und was in den entsprechenden Organen damit passiert. Auch müssen Informationen darüber gewonnen werden, wie sich der Körper während des Materialabbaus verhält (Immunologische Analysen). Die Komplexität der notwendigen Untersuchungen erfordert ein allseits kompetentes Team: Materialwissenschafter, Techniker, Chemiker, Mediziner und Biologen arbeiten eng zusammen, um eine ideale Materialkomposition für den kindlichen Körper zu schaffen. Medizinsche Ansprüche und werkstofftechnische Erfordernisse zu vereinen ist dabei die große Herausforderung.

Eine Auswahl an neuen Magnesiumlegierungen vereint all diese Eigenschaften und liefert in den ersten präklinischen Testphasen vielversprechende Ergebnisse, welche auch die Aufmerksamkeit von weiteren internationalen Forschungsgruppen auf sich ziehen.

 

 

 

Informationen: http://www.medunigraz.at

 

 

 

 

 

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