LH Kaiser bei Buchpräsentation von Historiker Hellwig Valentin zu „Am Rande des Bürgerkrieges“
im Hermagoras-Haus
Klagenfurt (lpd) - „Am Rande des Bürgerkrieges. Der Kärntner Ortstafelkonflikt 1972 und der Sturz
Hans Simas“ lautet der Titel des neuen Buches von Hellwig Valentin. Am 04.11. wurde es vom Autor gemeinsam mit
Landeshauptmann Peter Kaiser und Hermagoras- Verlagsmanager Hanzi Filipic( im Hermagoras-Haus in Klagenfurt präsentiert.
Es ist die erste umfassende Aufarbeitung des Ortstafelsturms 1972 sowie seiner Folgen und auch die erste politische
Biografie des einstigen Landeshauptmanns Hans Sima, der als Konsequenz der damaligen Auseinandersetzungen gestürzt
wurde.
Wie der Landeshauptmann sagte, zeige der Titel die Dramatik der damaligen Situation auf. Sie führte aufgrund
der Ausschreitungen und Aggressivität „an den Rand des Bürgerkrieges, wie dies der Autor und Zeitzeuge
einschätzt. Er dankte dem Autor sowie dem Verlag für den Mut, dieses Thema ausführlich darzustellen.
Hellwig Valentin habe mit Akribie viele historische Analysen zum Sonderfall Kärnten erarbeitet und auch wichtige
Beiträge zur Geschichte der Sozialdemokratie geleistet. Sima war von 1965 bis 1974 Landeshauptmann, ihm folgte
Leopold Wagner in diesem Amt (bis 1988). Da Valentin an exponierten Stellen tätig war, wie etwa als Leiter
des Landespressedienstes (ab 1972) oder dann als KTZ-Chefredakteur, habe er selbst viele persönliche Erfahrungen
gemacht, die seine historischen Forschungen bereichern, dankte Kaiser.
Man müsse die Vergangenheit verstehen, um die Zukunft zu gestalten, das sei auch das Motto der 10.Oktoberfeiern
gewesen. Es sei wichtig zu entmystifizieren. Die Verständnis-Klüfte in der Bevölkerung seien sehr
tief gewesen, so habe es fast vierzig Jahre bis zur Ortstafellösung 2011 bedurft. Ohne Dialog gehe es nicht,
nur mit Dialog zwischen Mehrheit und Minderheit könne es eine gute Politik geben. Das friedliche Zusammenleben
sei das Ziel der Politik, Kärnten solle zum europäischen Vorbild in Volksgruppenfragen werden, wünscht
sich der Landeshauptmann.
Valentin habe mit seiner historischen Aufarbeitung einen unverzichtbaren Beitrag zur Zeitgeschichte geleistet,
sagte Kaiser. Der Ortstafelkonflikt sei auch immer wieder instrumentalisiert worden. Daher sei es wichtig, Demokratie
täglich neu zu lernen und zu leben. Das Gedenken an die Kärntner Landeshauptleute der Zweiten Republik
schließe - ohne jegliche Wertung - alle verstorbenen Landeshauptleute ein, auch Hans Sima, stellte Kaiser
fest.
Valentin ging auf die Gründe des Scheiterns der von Bruno Kreisky und Hans Sima favorisierten Ortstafellösung
im „heißen Herbst“ 1972 näher ein. So habe es weder Verhandlungen noch ausführliche Diskussionen
im Vorfeld gegeben. Vielmehr habe es massive Widerstände, Angst vor territorialen Ansprüchen, die Beharrung
auf der der Minderheitenfeststellung durch Traditionsverbände sowie die ebenso entschlossene Ablehnung dieser
durch die Slowenen gegeben. Sima, etwas autoritär agierend, war bereits angeschlagen und verlor sein Amt.
In den Folgejahrzehnten wurden die Mehrheitsinteressen betont, es gab eine schwere Belastung des Klimas des Zusammenlebens.
Für die Zeit von 1965 bis 1988 kann laut Valentin von einem „System Sima-Wagner“ gesprochen werden. Erst 2011
sollte die Ortstafellösung als Verhandlungslösung möglich werden. Die Befürwortung der Ortstafellösung
durch Sima und Kreisky hatte vor allem auch außenpolitische Gründe, so der Historiker.
Hellwig Valentin ist Kärntner Historiker und Dozent für Zeitgeschichte an der Universität Graz.
Im Verlag Hermagoras-Mohorjewa erschien 2009 in zweiter Auflage das Buch über die Kärntner Zeitgeschichte
seit 1918 unter dem Titel „Der Sonderfall“.
Das Buch „Am Rande des Bürgerkrieges. Der Kärntner Ortstafelkonflikt 1972 und der Sturz Hans Simas“ ist
im Verlag Hermagoras-Mohorjeva erschienen. Es ist 560 Seiten stark und kostetet 35,90 Euro.
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