Astrid Ebner und Cordula Simon erhalten für ihre Beiträge den Lise Meitner Literaturpreis.
Die Verleihung findet am 4. November 2013 in der TU Wien statt.
Wien (tu) - Beim diesjährigen 9. Lise Meitner Literaturpreis konnten sich zwei junge Grazerinnen unter
den 42 Einreichungen durchsetzen. Die zwei Texte überzeugten durch ihre wortgewaltige Ausdrucksweise, so die
Jury, bestehend aus Mag.a Dr.in Doris Allhutter (Technikforscherin), Dr.in Christine Brauner (Schriftstellerin
und Schreibpädagogin) und Dr.in Britta Cacioppo (Biologin).
Astrid Ebners Kurztext Annastronaut zeichnet eine ambivalente Cyborg-Zukunft, in der Mensch und Maschine wie selbstverständlich
verschmolzen sind. Martialisch und zart zugleich werden Themen wie Mutterschaft und Sex gestreift. Geschlechterverhältnisse
werden atmosphärisch durch Technik symbolisiert und überraschend wieder gebrochen. Mit seinen fantastischen
Wortgebilden lässt der Text starke Bilder im Kopf entstehen und besticht jenseits von Technikphobie oder -euphorie
mit einer Uneindeutigkeit, die eine zugleich ratlos und fasziniert zurücklässt.
Die Erzählung Die Welt retten / Kennedy unshined von Cordula Simon versetzt uns zurück in das Amerika
der 1960er Jahre samt seinen traditionellen Geschlechterbildern, in eine Stimmung von Präsidentschaftswahlen,
kaltem Krieg und frühem Fernsehen. Haushaltstechnologien auf der einen Seite, von gloriosen Männern erfunden
und den schwachen Frauen zur Erleichterung ihrer Pflichten gegeben. Auf der anderen Seite Kriegstechnologien und
eine klare Vorstellung davon, wer sich in einer politischen Diskussion zu Wort melden und was ideologisch vertreten
werden darf. Am Ende entscheiden dann doch die Frauen die Wahl - und zwar durch ganz "weibliche" Technologien.
Der Preis ist insgesamt mit Euro 2.200 dotiert und wird am 4. November um 16:00 Uhr im Zimmer der Rektorin (1040
Wien, Karlsplatz 13, 1. Stock Stiege 1) verliehen. Die Begrüßung erfolgt durch Rektorin Sabine Seidler,
die Festrede hält Anna Steiger, Vizerektorin für Personal und Gender. Die Texte der Preisträgerinnen
werden von der Schriftstellerin El Awadalla vorgetragen.
Die Preisträgerinnen
Cordula Simon, geb. 27. März 1986 in Graz, bis 2011 Studium der deutschen und russischen Philologie in Graz
und Odessa und Mitarbeiterin der Jugend-Literatur-Werkstatt Graz. Seither wohnhaft in Odessa. Mitglied der Grazer
Literaturgruppe plattform. Diverse Preise und Stipendien. Nominiert für den Ingeborg-Bachmann-Preis 2013.
Im Herbst 2013 Stipendiatin des Literarischen Colloquiums Berlin. Im Finale für den Alpha-Literaturpreis der
Casinos Austria 2013.
Astrid Ebner, geb. 13. Mai 1987 in Graz aufgewachsen in der Südsteiermark. Abgeschlossene Studien der Germanistik,
Philosophie sowie Deutsch, Psychologie und Philosophie Lehramt (Karl-Franzens-Universität Graz). Verwirklichung
zahlreicher Kunstprojekte in den Bereichen Theater, Performance, Ausstellungen, Filme. Nach einjähriger Lehrtätigkeit
an einem Wiener Gymnasium derzeit literarisches Schreibstudium an der Universität Hildesheim.
Lise Meitner Literaturpreis
Der Lise Meitner Literaturpreis wurde 1994 anlässlich des 10-jährigen Bestehens des HTU Frauenreferats
gegründet und seitdem im zweijährlichen Intervall ausgeschrieben. Er richtet sich an Frauen, die Texte
zu Technik und Geschlecht schreiben. Die 1968 verstorbene österreichische Physikerin Lise Meitner steht Patin
für den einzigen feministischen Literaturpreis im deutschsprachigen Raum, der Autorinnen dazu anregt, abseits
der gängigen Klischees das Verhältnis von Frauen und Technik neu zu denken.
Die Texte früherer Gewinnerinnen des Lise Meitner Literaturpreises und weitere ausgewählte Erzählungen
sind bisher in den zwei Bänden ‚Female Science Faction' (2001) und ‚Female Science Faction Reloaded' (2008)
im Promedia Verlag erschienen. Auf einen dritten Band der Reihe ist im nächsten Jahr zu hoffen!
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