Für das "Österreich Journal" berichtet Margarethe Glac täglich von
den Highlights der Viennale
Wien (öj) - "Grigris" (Mahamat-Saleh Haroun, Tschad/F 2013) ist der Künstlername von Souleymane
Démé, der untertags im Fotoatelier seines Stiefvaters Ayoub aushilft und sich nachts als Tänzer
seinen eigentlichen Unterhalt verdient. Souleymanes Mutter arbeitet als Wäscherin und eigentlich hat die Kleinfamilie
nichts zu beklagen, bis Ayoub schwer erkrankt und die Kosten für den Krankenhausaufenthalt die finanziellen
Möglichkeiten der Familie sprengen. Nun liegt es an Souleyman, das Geld zu organisieren und dieser sieht den
einzigen Ausweg darin, sich einer Bande von Benzinschmugglern anzuschließen und schnelles Geld zu machen.
Als er auch noch Moussa, seinen neuen Boss, um eine Ladung Benzin bringt, das er an einen Bekannten weiterverkauft,
wird er zum Gejagten im doppelten Sinn, jetzt ist ihm nämlich nicht nur die Polizei auf den Fersen, sondern
auch einige Killer aus Moussas Bande, die den Auftrag haben, ihn eiskalt zu erschießen, wenn die Ladung nicht
wieder auftaucht.
Also verlässt Grigris gemeinsam mit seiner schwangeren Freundin Mimi, einer Prostituierten, kurzentschlossen
die Stadt und die beiden lassen sich in dem kleinen Dorf von Mimi nieder, in dem Mimi aufgewachsen ist und werden
bald von in allen Ehren als Ehepaar in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. Was dies bedeutet, davon kann sich bald
der Killer überzeugen, der das Paar verfolgt. Also gibt es ein Happy End, denn immerhin soll der Name Grigris,
wie es Souleyman erklärt, Glück bringen.
Der katalanische Regisseur Albert Serra hat mit "Història de la mewa mort"(S/F 2013) einen, wie
er selbst vor der Vorstellung sagte, für sich untypischen Film gemacht, da darin ungewohnt viel passiert.
Literatur und literarische Figuren spielen zwar in allen Werken des studierten Literaturwissenschaftlers und Kunsthistorikers
eine große Rolle, hier verbinden er jedoch zwei Geschichten, die von Casanova und die von Dracula, interpretiert
sie neu und fügt, wie völlig beiläufig, zahlreiche intertextuelle Referenzen ein, die wiederum mit
Szenen verschränkt werden, die Genrebildern, Stillleben, Porträts oder der Landschaftsmalerei entnommen
zu sein scheinen. Auf diese Weise verbindet er das Geschriebene und das Gemalte durch das Medium Film zu einem
neuen Ganzen.
"Night Moves" (Kelly Reichardt, USA 2013) heißt ein Motorboot, das Dena und Josh um zehn Tausend
Dollar kaufen, um einen hydroelektrischen Damm in Oregon in die Luft zu sprengen. Die beiden sehen sich als Naturschützer
und werden dabei von Harmon unterstützt. In einer Nacht-Und-Nebel-Aktion gelingt es ihnen tatsächlich,
doch, da bei der Sprengung auch ein Camper mitgerissen und Tage später tot aufgefunden wird, beginnen die
Zweifel, ob die Aktion tatsächlich richtig war. Was wie ein politisch engagierter Film anfängt, endet
als nervenzerreißender Thriller.
"P3ND3JO5" (Raúl Perrone, Argentinien 2013) wird eigentlich ‚pendejos' geschrieben und bedeutet
auf Spanisch Bengel oder Lausbuben. Die Hauptfiguren in diesem Film Perrones sind Jugendliche zwischen 14 und 17,
die in Ituzaingó, einer Kleinstadt im Norden Argentiniens, ihren Alltag bewältigen müssen. Die
Freuden Ängste der Adoleszenz spielen darin eine zentrale Rolle. Um dies zu zeigen, genügen dem Regisseur
Schwarzweiß-Aufnahmen, Texttafeln und lediglich Alltagsgeräusche, die ab und zu auch völlig verstummen.
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